# taz.de -- Brandenburgs alternative Landwirtschaft: Das Hoffen der Höfe | |
> Die Bodenpreise machen der alternativen Landwirtschaft im Berliner Umland | |
> zu schaffen. Ein Treffen der Regionalwert AG. | |
Bild: Rindvieh, einfach mal alternativ muhend | |
Die alternative Landwirtschaft im Berliner Umland leidet massiv unter den | |
in den Himmel schießenden Preisen für Ackerland. Das wurde auf einer | |
Veranstaltung der [1][Regionalwert AG Berlin-Brandenburg] deutlich, die am | |
Donnerstag Ökobauern und Vertreter von selbstorganisierten | |
Finanzierungsmodellen in die Weddinger Szenelocation Baumhaus eingeladen | |
hatte. Claim der Aktion: „Support your local farmer!“ | |
Während das Höfesterben der Familienbetriebe voranschreitet, schaffen es | |
die Pioniere der Agrarwende häufig nicht, als landwirtschaftliche Neu- und | |
Quereinsteiger*innen an genügend Kapital und Land zu kommen, um sich | |
einen eigenen Betrieb aufzubauen. Doch gerade sie, so erklärte | |
Regionalwert-Vorstand Timo Kaphengst, hätten „oft das Potenzial, mit | |
innovativen Ideen, Konzepten und neuen Produkten den Markt zu bereichern | |
und Versorgungslücken zu schließen“. Zugleich gebe es eine wachsende Anzahl | |
von Initiativen und Organisationen, die in Form einer | |
zivilgesellschaftlichen „Ernährungswende“ ihre Lebensmittelversorgung | |
selbst in die Hand nehmen und mitgestalten wollen. Dazu gehören laut | |
Kaphengst die „Marktschwärmereien“, die Erzeuger und Verbraucher über eine | |
Internetplattform zusammenbringt, Modelle solidarischer Landwirtschaft, die | |
sogenannten Bodengenossenschaften und die Regionalwert AGs als | |
alternative Finanzgeber. | |
Der Aufbau einer „stärkeren Verbindung zwischen denen, die Lebensmittel | |
erzeugen, und jenen, die sie konsumieren“ passiert allerdings nicht im | |
Selbstlauf. Auch die Regionalwert AG, die im Frühjahr eine Kapitalerhöhung | |
gestartet hatte, um über die Ausgabe von Aktien an eine Million Euro zu | |
kommen, ist wenige Tage vor Ablauf der Frist am 6. September erst bei | |
422.000 Euro angelangt. Vorstand Jochen Fritz führt das auf die | |
Sommerferien zurück: „Die nächste Aktion starten wir im Winter.“ Das Geld | |
wird etwa in Biohöfe investiert. | |
Auf seinem Hof Stolze Kuh hat sich Janusz Hradetzky mit seiner Frau Anja in | |
Stolzenhagen an der Oder seit 2014 seinen Traum von einer wesensgemäßen | |
Tierhaltung mit derzeit 40 Milchkühen verwirklicht. Acht Menschen arbeiten | |
auf dem Hof, aber die Erwirtschaftung ihrer Löhne aus dem Milch- und | |
Käseverkauf ist nicht einfach. „Die Erzeugerpreise sind noch immer viel zu | |
tief“, sagt Hradetzky, auch bei den Bioläden. | |
Noch im Aufbau ist Carsten Meyerhoffs Hof für Weiderinder Liese und | |
Töchter. „Wir suchen gerade Weideflächen, aber der Boden ist krass teuer“, | |
berichtet er. Verlangt werden Preise von bis zu 20.000 bis 30.000 Euro pro | |
Hektar. „Das können wir nicht erwirtschaften.“ Grund für die | |
Preisexplosion: Finanzinvestoren, die nach der Krise 2008 den Boden in der | |
Stadt und auf dem Land als neues Spekulationsobjekt entdeckt haben. | |
In der Diskussion am Donnerstag wird daher gefordert, dass die staatliche | |
Bodenverwaltungs- und Verwertungsgesellschaft, die im Osten noch rund | |
30.000 Hektar ehemalige LPG-Flächen besitzt, diese an bäuerliche | |
Kleinbetriebe zu einem bezahlbaren Preis veräußern sollte. Ähnlich könnte | |
das Land Brandenburg mit seinen 20.000 Hektar an landeseigenem Boden | |
verfahren. „Diese Flächen sollten an junge Agrargründer gehen, statt sie | |
auf dem Markt zum Höchstgebot zu verkaufen“, fordert Jochen Fritz. | |
23 Aug 2019 | |
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[1] https://www.regionalwert-berlin.de/ | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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