# taz.de -- Ausschreitungen in Kirgistan: Ein Toter und viele Verletzte | |
> Anhänger des ehemaligen Präsidenten wollten seine Festnahme verhindern. | |
> Das endete in blutigen Ausschreitungen. | |
Bild: Vor dem Haus des Ex-Präsidenten stoßen seine Unterstützer mit den Sich… | |
BISCHKEK dpa | In Kirgistan wurden bei Ausschreitungen mindestens 50 | |
Menschen verletzt. Ein Angehöriger der Sicherheitskräfte sei getötet | |
worden, ein weiterer liege in äußerst kritischem Zustand in einem | |
Krankenhaus. Das meldeten kirgisische Medien am Donnerstag in Bischkek, der | |
Hauptstadt der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik. Zu den gewaltsamen | |
Auseinandersetzungen kam es bei der versuchten Festnahme [1][des früheren | |
Präsidenten Almasbek Atambajew]. | |
Er sieht sich unter anderem Korruptionsvorwürfen ausgesetzt, die er | |
bestreitet. Sondereinheiten wollten der Agentur Akipress zufolge das Haus | |
des früheren Staatsoberhauptes stürmen. In dem Dorf Koj-Tasch in der Nähe | |
von Bischkek hätten sich etwa 1.000 Gefolgsleute Hunderten Uniformierten in | |
den Weg gestellt. Atambajews Anhänger hätten mit Bussen und Autos | |
Barrikaden errichtet. | |
Die Sicherheitskräfte wollen Atambajew zu einem Verhör zu den | |
Anschuldigungen zwingen. Der Ex-Präsident von Kirgistan verweigerte dies, | |
sicherte aber die Bereitschaft zu, schriftlich zu antworten. Er ließ | |
mitteilen, dass er in Sicherheit sei und weiter auch mit Waffengewalt | |
Widerstand gegen seine Festnahme leisten werde. | |
Auf Videos waren Schüsse zu hören. Das kirgisische Sicherheitskomitee | |
bekräftigte, es seien nur Plastikkugeln zum Einsatz gekommen. Es werde | |
keine scharfe Munition gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt. Am | |
Donnerstag hätten die meisten Sicherheitskräfte das Dorf wieder verlassen, | |
„um weitere Zusammenstöße zu vermeiden“. | |
## Chef des Sicherheitskomitees bietet Rücktritt an | |
Präsident Sooronbaj Scheenbekow warf seinem Amtsvorgänger vor, zum | |
bewaffneten Widerstand aufgerufen und damit gegen Gesetze verstoßen zu | |
haben. Kirgistan sei ein Rechtsstaat, sagte er nach einer Sitzung des | |
Sicherheitsrats. Es würden alle Maßnahmen ergriffen, damit Frieden, | |
Sicherheit und die Rechtsstaatlichkeit gewährleistet bleibe. Für den Abend | |
(Ortszeit) war in Bischkek eine Kundgebung angekündigt worden. | |
Einkaufszentren hätten deshalb schon früher geschlossen. | |
Sechs Soldaten befanden sich auch Stunden nach den Auseinandersetzungen | |
noch in der Hand von Anhängern des Ex-Präsidenten. Sie seien verletzt und | |
würden von Ärzten betreut, hieß es. Derweil bot der Chef des | |
Sicherheitskomitees nach dem Tod eines Soldaten seinen Rücktritt an. In | |
lokalen Medien wird er mit den Worten zitiert: „Ich hätte das gesamte Team | |
von 3.500 Kämpfern einsetzen sollen. Dann wäre das nicht passiert.“ | |
Das verarmte Hochgebirgsland galt lange als Insel der Demokratie inmitten | |
autoritärer Staaten in Zentralasien. Kirgistan hatte bereits mehrere | |
Revolutionen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlebt. Scheenbekow | |
hatte Atambajew im Oktober 2017 abgelöst. Es war der erste Machtwechsel, | |
der nach Umstürzen in den Jahren zuvor friedlich ablief. | |
Russische Politiker äußerten sich besorgt über die Entwicklung. Auch | |
[2][Präsident Wladimir Putin], der als Vertrauter von Atambajew gilt, lasse | |
sich über die Lage fortwährend informieren, teilte der Kreml mit. Russland | |
sieht Kirgistan als seinen Einflussbereich an. | |
Das russische Außenministerium stellte aber klar, Moskau betrachte die | |
Ereignisse in Kirgistan als eine innere Angelegenheit des Landes. Der Chef | |
des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergei Naryschkin, gab der | |
Agentur Tass zufolge aber zu bedenken: Dieser Konflikt sei gefährlich für | |
die Menschen in Kirgistan. | |
8 Aug 2019 | |
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