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# taz.de -- Journalist Bobomurod Abdullaev in Haft: „Wenn sie wollen, finden …
> Der kritische Journalist Bobomurod Abdullaev war drei Monate zur Auszeit
> in Berlin. Kurz nach seiner Rückkehr nach Kirgisien wurde er
> festgenommen.
Bild: Wurde am 10. August in Bischkek festgenommen: Journalist Bobomurad Abdull…
Er genoss sie, seine Abende in Berliner Kneipen bei einem Mineralwasser und
mit Freunden. Es sei großartig, sich frei bewegen zu können und sich nicht
immer umschauen zu müssen, sagte der usbekische Journalist Bobomurod
Abdullaev im Februar kurz vor seiner Heimreise nach Zentralasien.
Drei Monate hatte er auf [1][Einladung der taz Panter Stiftung] und der
Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) als [2][Stipendiat des Programms
Refugium, das verfolgten Journalist*innen eine Auszeit ermöglichen] soll,
in Berlin verbracht. Jetzt, am 10. August, wurde der 47-Jährige in der
kirgisischen Hauptstadt Bischkek festgenommen. Grundlage, ließen die
kirgisischen Sicherheitsbehörden wissen, sei ein Haftbefehl aus Usbekistan.
Abdullaev studierte in Taschkent Russische Philologie und Übersetzerwesen
und setze dann noch einen Bachelor in Ökonomie und internationalen
Wirtschaftswissenschaften drauf. Ende der 90er Jahre wandte er sich dem
Journalismus zu.
In der Folgezeit war der dreifache Vater freier Mitarbeiter der
unabhängigen Nachrichtenwebsite Ferghana, Korrespondent des Instituts für
Kriegs- und Friedensberichterstattung (IPWR) sowie von Radio Ozodlik (dem
usbekischen Dienst von Radio Freies Europa) sowie Sportjournalist. Die
Nachrichtenseite Ozod Ovoz (Freie Stimme), die er gegründet hatte,
[3][wurde 2005 von usbekischen Behörden geschlossen.]
## Recherchen gegen den Karimow-Klan
Unter dem Pseudonym Usman Chaknazarow schrieb Abdullaev 15 Jahre gegen
illegale Waffengeschäfte und Korruption des Karimow-Klans sowie massive
Repressionen gegen die politische Opposition und Religionsvertreter an.
Dauerherrscher Islam Karimow, der 2016 nach 25 Amtsjahren durch sein
Ableben den Posten räumte, hatte Usbekistan zu einem der abgeschottetsten
Länder der Welt gemacht.
Abdullaevs publizistisches Tun wurde ihm Ende 2017 zum Verhängnis. Sein
Pseudonym flog auf und er wurde festgenommen. Der Vorwurf lautete auf
Versuch eines gewaltsamen Umsturzes der Verfassungsordnung Usbekistans.
Während seiner fast achtmonatigen Untersuchungshaft wurde Abdullaev
gefoltert – an den Folgen leidet er heute noch.
Im Mai 2018 erging die Gerichtsentscheidung: Wegen des Versuchs, über
Medien einen Regierungssturz herbeizuführen, wurde Abdullaev dazu
verurteilt, drei Jahre lang 20 Prozent seines Einkommens an den Staat zu
zahlen, und auf freien Fuß gesetzt. Beobachter werteten dies als positives
Signal von Präsident Shavkat Mirzijojew, der Reformen versprochen hatte.
Doch dieser Nimbus ist längst verflogen, [4][auch bei Abdullaev. Je näher
seine Abreise von Berlin rückte, desto mehr wuchs seine Unruhe]. An einem
der letzten Abende stand sein Mobiltelefon nicht still. Freunde und seine
Frau rieten ihm, nach Kirgisien zu gehen, in Usbekistan sei er nicht
sicher. „Wenn sie wollen, finden sie mich auch dort“, sagte er damals.
Ein Gericht in Bischkek hat nun verfügt, dass Abdullaev bis zum 8.
September in Gewahrsam bleiben soll. RoG hat ihm jetzt ein weiteres
Stipendium angeboten. Ob er es wird antreten können?
12 Aug 2020
## LINKS
[1] /Projekte/!160239/
[2] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/stipendien/auszeit-stipendium/unsere-f…
[3] https://ifex.org/website-of-local-freedom-of-expression-group-ozod-ovoz-blo…
[4] /Interview-mit-Bobomurod-Abdullaev/!170350/
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
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