# taz.de -- NRW-Ministerpräsident vor U-Ausschuss: Laschet muss Ipad-Panne ver… | |
> Nachdem die Mutter einer Ministerin ihr Ipad falsch bediente, sprach die | |
> NRW-Regierung von einem Hackerangriff. Jetzt gab es den Showdown. | |
Bild: Ministerpräsident Laschet im U-Ausschuss. Er hatte vorschnell von einem … | |
Köln taz | Die Fehlbedienung eines Tablets kann viele Folgen haben. In | |
Nordrhein-Westfalen führte sie zum Rücktritt einer Ministerin und zu einem | |
Untersuchungsausschuss. Vor diesem Ausschuss mussten am Montag unter | |
anderem Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Justizminister Peter | |
Biesenbach (CDU) aussagen. | |
2018 hatte die NRW-Regierung erst einen Hackerangriff auf eine | |
CDU-Ministerin verkündet und damit Ermittlungen vorgegriffen – und dann | |
sechs Wochen lang sowohl Öffentlichkeit als auch Parlament verschwiegen, | |
dass der Angriff nie stattgefunden hatte. | |
Im Frühjahr 2018 hatte die damalige Landwirtschaftsministerin Christina | |
Schulze Föcking (CDU) abends die Polizei gerufen. Auf ihrem Fernseher lief | |
eine Videosequenz, die sie selbst bei einer Landtagsrede zeigte – und sie | |
glaubte, sie sehe einen Angriff auf ihr privates Netzwerk. Wenige Tage | |
später war man im Landeskriminalamt sicher, dass es nie einen | |
Hacker-Angriff gab: Schulze Föckings Mutter hatte das Ipad falsch bedient. | |
Die Angelegenheit hätte sich so klären lassen, ohne die Öffentlichkeit | |
hinzuzuziehen. Doch die NRW-Staatskanzlei fehlinformierte diese schon am | |
Mittag nach dem Polizeiruf der Ministerin. Da veröffentlichte Laschets | |
Sprecher eine Pressemitteilung, derzufolge es „von bisher unbekannter Seite | |
Versuche gegeben hat, auf persönliche Daten der Ministerin zurückzugreifen. | |
Mindestens teilweise waren diese Versuche demnach auch erfolgreich“. | |
## Laschet zeigt auf die Polizei | |
Die „Quelle“ dafür, sagte Laschet nun aus, sei eine „eindeutige WE-Meldu… | |
(Wichtiges Ereignis) der Polizei gewesen. Doch schon vor Monaten hatten | |
Ermittler des Landeskriminalamtes im Zeugenstand ausgesagt, die Meldung sei | |
keine seriöse Grundlage für die zugespitzte Mitteilung der Staatskanzlei | |
gewesen. Die Polizei hatte in dieser Meldung zu diesem Zeitpunkt nur die | |
Vermutung der Ministerin notiert. | |
Dass es sich um eine Fehlbedienung handelte, nicht um einen Angriff, | |
teilten die Ermittler Laschet bereits acht Tage später mit. Doch er gab | |
nicht Entwarnung: Parlament wie Öffentlichkeit ließ er sechs Wochen lang in | |
dem Glauben, der Hackerangriff habe stattgefunden. Die Opposition vermutet, | |
die Staatskanzlei habe vom Irrtum der damals schon angeschlagenen | |
Ministerin politisch profitieren wollen. | |
Warum er weder Öffentlichkeit noch die Spitzen der Fraktionen über den | |
falschen Alarm informierte, begründete Laschet nun damit, das hätte den | |
Ermittlungen vorgegriffen und wäre ein „massiver politischer Eingriff“ | |
gewesen. Zum angeblichen Hackerangriff, mit dessen voreiliger Verkündung | |
Laschet den Ermittlungen vorgegriffen hatte, sagte er: Die Öffentlichkeit | |
nicht über laufende Ermittlungen zu informieren, wäre „fahrlässig gewesen�… | |
## Prinzipientreu? | |
Im Untersuchungsausschuss berief sich Laschet auch auf Prinzipientreue und | |
sagte, eine Landesregierung habe laufende Ermittlungen nun mal nicht zu | |
kommentieren. Am Tag nach dem angeblichen Hackerangriff hatte Laschet unter | |
anderem getwittert: „Manche politischen Aktivisten überschreiten jede | |
Grenze des Anstands.“ | |
Auch Justizminister Biesenbach verwies auf laufende Ermittlungen, danach | |
gefragt, warum die Regierung die Fraktionen nicht wenigstens informell über | |
den Ermittlungsstand informiert hatte. Die Opposition wies Biesenbach | |
darauf hin, dass er während seiner Amtszeit bereits sechs Mal im | |
Rechtsausschuss über laufende Ermittlungen berichtet habe. Dies ist | |
möglich, wenn es in Absprache mit der Generalstaatsanwaltschaft geschieht. | |
Biesenbach musste sich auch zu dem Vorwurf äußern, er habe Einfluss auf die | |
Ermittlungen genommen. Er musste erklären, warum er den leitenden | |
Oberstaatsanwalt in dem Moment angerufen hatte, als dieser bei Schulze | |
Föcking zu Hause die Einstellung der Ermittlungen verkünden wollte. Danach | |
wurde wochenlang weiterermittelt. Biesenbach gab an, “der Anruf war | |
spontan, der Grund dafür war harmlos.“ Der zuständige Ermittler hätte sich | |
ohnehin nicht durch den Anruf eines Ministers beeinflussen lassen: Das zu | |
versuchen, wäre die “Lust auf politischen Selbstmord“ gewesen. | |
10 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Anett Selle | |
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