# taz.de -- Handelskrieg zwischen USA und China: Die Währung als Mittel | |
> Neuer Zoff im Gegeneinander der Supermächte USA und China. Wie entstehen | |
> die Kurse von Euro und Dollar – und was ist beim Yuan anders? | |
Bild: Nicht mehr nur Zölle: Inzwischen wehrt sich China gegen die USA auch mit… | |
BERLIN taz | Bisher haben die Regierungen der USA und Chinas im sogenannten | |
[1][Handelskrieg] um den Import und Export von Waren gestritten, nun kommen | |
die Währungen als neue Dimension hinzu. Die USA werfen China bewusste | |
Abwertung vor. Wie läuft dieser Konflikt ab und wie bilden sich | |
Währungskurse normalerweise? Die taz beantwortet zentrale Fragen. | |
Was ist passiert? | |
Die chinesische Notenbank hat an diesem Montag zugelassen, dass der Kurs | |
der Landeswährung Yuan (auch Renminbi genannt) im Vergleich zum US-Dollar | |
deutlich sank. War ein Dollar am Freitag noch 6,90 Yuan wert, stand der | |
Kurs am Dienstag etwa bei 7,03 Yuan. Das chinesische Geld hat also | |
abgewertet, ist im Vergleich zum Dollar billiger geworden. Das ist ein | |
Mittel der Auseinandersetzung zwischen den Regierungen. | |
Warum wertet China seine Währung gerade jetzt ab? | |
Die Abwertung der Währung ist eine gute Möglichkeit, die US-Amerikaner zu | |
piesacken. US-Präsident Donald Trump hat [2][China] schon 2011 vorgeworfen, | |
seine Währung künstlich niedrig zu halten, um die USA mit zu niedrigen | |
Preisen zu betrügen. Die aktuelle Abwertung des Yuan dürfte ihn in dieser | |
Ansicht bestätigen – und den Plan zementieren, ab September hohe Zölle auf | |
fast alle chinesischen Waren zu erheben. Der Zollaufschlag würde den Effekt | |
der Abwertung neutralisieren. | |
Was haben Währungen mit dem Warenhandel zu tun? | |
Wird die chinesische Währung im Verhältnis zum Dollar billiger, gilt das | |
Gleiche auch für Waren, die in China produziert wurden – beispielsweise für | |
Kleidung oder Smartphones. Nach dem Import in die USA müssen | |
US-amerikanische Konsumenten dann weniger Dollar für eine in China | |
produzierte Jeans hinlegen. Dadurch können Exporte von dort in USA | |
zunehmen. Chinesische Fabriken verkaufen mehr, Jeanshersteller Levis aus | |
den USA vielleicht weniger Hosen. Der Umtauschkurs zwischen Währungen ist | |
ein Faktor, der darüber entscheidet, wo wie viel Geld verdient wird und | |
Arbeitsplätze entstehen oder verschwinden. | |
Wie kommen die Kurse normalerweise zustande? | |
Die Kurse beispielsweise von Euro und Dollar entstehen ausschließlich auf | |
dem Markt. Das funktioniert prinzipiell so: Eine europäische | |
Maschinenbaufirma braucht Datenbank-Software aus den USA. Um diese zu | |
kaufen, muss sie Euro in Dollar tauschen. Aber zu welchem Preis? Die | |
Hausbank der Firma schaut in die internationale Computerplattform Forex, | |
die minütlich den Euro-Dollar-Kurs nennt. In deren Preisfindung gehen die | |
Informationen über Angebot und Nachfrage an den wichtigen Handelsplätzen | |
wie London und Singapur ein. Brauchen viele Händler Dollar, steigt dessen | |
Kurs im Vergleich zum Euro. Bei geringerer Dollar-Nachfrage kann er sinken. | |
Was unterscheidet den chinesischen Yuan von anderen Weltwährungen? | |
Der Yuan ist – anders als Dollar, Euro, Pfund, Franken, Yen – nicht in den | |
internationalen Devisenhandel eingebunden. Die kommunistische Regierung hat | |
die „Volksgeldeinheit“ (Renminbi) von Anfang an kleinteilig kontrolliert. | |
Den Kurs legt die Zentralbank täglich in Eigenregie fest. Sie orientiert | |
sich dabei jedoch im Regelfall an Angebot und Nachfrage. Wenn zum Beispiel | |
viele Verkaufsaufträge für den Yuan vorliegen, dann lässt sie die Währung | |
preiswerter notieren. Damit simuliert sie innerhalb einer gewissen | |
Bandbreite etwas Ähnliches wie Marktkräfte. Die Regierung in Peking kann | |
den Kurs aber auch willkürlich festlegen. | |
Ist eine Freigabe des Yuan geplant? | |
Die Volksrepublik wird den Yuan vorerst unter ihrer Kontrolle behalten. | |
„Die Regierung fürchtet, sonst nicht auf Tendenzen zum Kapitalabfluss | |
reagieren zu können“, sagt Jinny Yan, Ökonomin bei dem Bankhaus ICBCS in | |
London. Solange die Unsicherheiten durch den Handelskrieg bleiben, werde | |
der Yuan zudem abwärts tendieren. | |
Warum gilt die aktuelle Abwertung als Schock? | |
Peking hat seine Währung vier Jahre lang vor allem von Marktimpulsen | |
treiben lassen und damit Vertrauen in den Märkten geschaffen, dass der Kurs | |
stabil bleibt und eher aufwärts tendiert, was die Ungleichgewichte im | |
Handel mindern würde – China-Waren sind dann nicht mehr knallbillig. Seit | |
den Olympischen Spielen 2008 hat der Yuan gegen den Euro um knapp 30 | |
Prozent aufgewertet. Jetzt kehrt sich der Trend wieder um. Das weckt | |
Zweifel an der Bereitschaft der Chinesen, mehr auf Marktkräfte zu setzen. | |
7 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
Finn Mayer-Kuckuk | |
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