| # taz.de -- Security in Kinderschutzhäusern: Wächter werden nicht gebraucht | |
| > Der Hamburger Senat hält an Security in Einrichtungen für unbegleitete | |
| > ausländische Kinder und Jugendliche fest, obwohl es dafür keinen Grund | |
| > gibt. | |
| Bild: Werden bewacht, obwohl sie dafür keinen Grund liefern: unbegleitete, min… | |
| Hamburg taz | Der Einsatz von Security-Kräften in Kinderschutzhäusern wurde | |
| vom Senat nach [1][Kritik wieder eingestellt] – doch in 13 | |
| Jugendeinrichtungen des Landesbetriebs Erziehung (LEB) ist der Einsatz von | |
| Sicherheitsleuten weiter üblich. Die Linken-Abgeordneten Sabine | |
| Boeddinghaus und Mehmet Yildiz nahmen dies mit einer weiteren Anfrage aufs | |
| Korn. Ihr Fazit: „Selbst nach den Kriterien der Fachbehörde ist diese | |
| Praxis sinnlos.“ | |
| Es ist ihre siebte oder achte Anfrage zum Thema. Die Begründung des Senats | |
| für den Einsatz der Security fällt diesmal jedoch schmal aus. Die | |
| Wachleute übernähmen „in größeren Einrichtungen für unbegleitete | |
| minderjährige Ausländer mit vergleichsweise hohen Platzzahlen ordnende | |
| Tätigkeiten“, und das „insbesondere in der Nacht“. | |
| Doch in der Antwort fällt auf: Erstens sind die Unterkünfte mit zwölf, 13 | |
| oder 17 Plätzen gar nicht mehr so groß wie noch vor zwei oder drei Jahren, | |
| und zweitens ist auch die Zahl der „Besonderen Vorkommnisse“ (BV), worunter | |
| zum Beispiel Gewalt oder Suizidversuche fallen, gar nicht auffällig. Sogar | |
| in der Erstversorgungseinrichtung am Tannenweg, die mit 38 Plätzen die | |
| größte ist, gab es im ganzen Jahr 2018 und in 2019 bis Juli nur ein | |
| einziges BV, wie es heißt. | |
| Selbst in der Einrichtung Bötelkamp „für psychisch belastete junge Menschen | |
| mit Migrationshintergrund“ mit zwölf Plätzen, wo man mit Konflikten rechnen | |
| kann, gab es in den anderthalb Jahren nur fünf BV. In den Häusern Auf dem | |
| Königslande und Oehleckering, wo auch die Platzzahl deutlich zurück ging, | |
| gab es nur ein beziehungsweise zwei BV. Boeddinghaus sagt, sie frage sich, | |
| „ob hier eine vermeintliche Gefährlichkeit dieser Jugendlichen inszeniert | |
| werden soll“. | |
| Als zweiten Grund für die Security nennt der Senat den „Schutz der | |
| Mitarbeiter“ und die „Sicherung der Betreuungsarbeit“ bei Minderjährigen, | |
| die sich oder andere gefährdeten. Doch das, so Boeddinghaus, sei Aufgabe | |
| von Pädagogen. „Das wird überall in Deutschland so gesehen – nur in Hambu… | |
| nicht.“ | |
| Sehr viele Vorkommnisse gab es in der abgefragten Zeit beim Kinder- und | |
| Jugendnotdienst (KJND) in Alsterdorf, insgesamt 195. Dort gibt es 71 | |
| Plätze, im letzten Jahr wurden hier rund 800 Kinder- und Jugendliche in | |
| Obhut genommen. Die Securitys sind zu dritt unterwegs. Auffällig hoch ist | |
| dort die Fluktuation an pädagogischen Fachkräften. Seit 2015 haben 50 den | |
| KJND verlassen, 49 sind neu hinzugekommen. Bei insgesamt 65 Mitarbeitern | |
| ist das ein hoher Austausch. „Da muss etwas im Argen liegen“, vermutet | |
| Mehmet Yildiz. Auch in anderen LEB-Häusern gibt es eine hohe Fluktuation, | |
| in einigen mehr Weggänge als Zugänge. Die Linke stellt deshalb schon wieder | |
| eine Anfrage, um zu erfahren, in wie vielen Häusern mit Security Pädagogen | |
| fehlen. | |
| Das Thema Security wird nach den Ferien nach langem Hickhack im | |
| Familienausschuss der Bürgerschaft behandelt. Nicht nur im KJND, auch in | |
| der Einrichtung „2. Chance“ am Jugendparkweg, die für auffällige | |
| Jugendliche gedacht ist, und in der Mutter-Kind- Wohneinrichtung Hohe | |
| Liedt, wo der Sicherheitsdienst eine Nachtwächter-Funktion übernimmt, gibt | |
| es mit 15 und 14 die nächst häufigsten Vorkommnisse. | |
| Man müsse sich deren Konzepte angucken, sagt Mehmet Yildiz. „Wir werden uns | |
| im Ausschuss neben einem Ende des Security-Einsatzes auch für die | |
| Verkleinerung von Einrichtungen einsetzen.“ Auch bessere Personalschlüssel | |
| und Einarbeitung müssten Thema sein. Für den großen KJND war tatsächlich | |
| eine Aufteilung in die Bezirke schon einmal im Gespräch. Hamburg könne, | |
| sagt Yildiz, seinen Sonderweg nicht begründen, „aber geht ihn stur weiter“. | |
| Ganz allein ist die Stadt Hamburg mit der Praxis nicht. Auch der freie | |
| Träger Hamburger Kinder- und Jugendhilfe e. V. setzt in einer Einrichtung | |
| „einzelfallbezogen“ einen Sicherheitsdienst ein. Der Träger äußerte sich | |
| dazu gestern aus Zeit- und Datenschutzgründen nicht. | |
| 26 Jul 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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