| # taz.de -- Wachdienst in der Hamburger Jugendhilfe: Security wacht über Kinder | |
| > In Kinderschutzgruppen des Landesbetriebs Erziehung arbeitet ein | |
| > Wachdienst, um Mitarbeiter vor Kindern zu schützen. Die Linke kritisiert | |
| > dies als „skurril“. | |
| Bild: Erlebt man sonst zum Beispiel bei Einlasskontrollen: Mitarbeiter von Sich… | |
| Hamburg taz | Sind Kinder in Gefahr, nimmt die Stadt sie in Obhut. Und bis | |
| geklärt ist, wo sie dauerhaft werden leben können, sind die neun Hamburger | |
| Kinderschutzhäuser ihr Übergangszuhause. Wie nun Nachfragen der taz | |
| anlässlich einer Anfrage der Linken zutage brachten, sind seit vergangenem | |
| Herbst in zwei dieser Häuser Security-Leute eingesetzt. Sie sollen ein Kind | |
| festhalten, wenn es aggressiv wird. | |
| Der Einsatz so eines Wachdienstes in der Jugendhilfe ist umstritten. Erst | |
| im September wurde durch eine Anfrage der Linken-Jugendpolitiker Mehmet | |
| Yildiz und Sabine Boeddinghaus bekannt, dass der städtische Landesbetrieb | |
| Erziehung (LEB) [1][in 16 Jugendeinrichtungen] Wachleute vor Ort hat, die | |
| dort eine „Nachtwächter und Concierge-Funktion“ übernehmen. | |
| Nachdem die taz darüber schrieb, gingen bei der Linksfraktion Hinweise ein, | |
| dass auch in Kinderschutzhäusern Wachleute arbeiten. Und zwar als Folge | |
| prekärer Arbeitsbedingungen. Eine neue Anfrage der beiden Linken zur | |
| „[2][Situation der Kinderschutzhäuser]“ vom 21. Januar ergab nun, dass es | |
| in der Tat eine hohe Personalfluktuation in den Häusern gibt. | |
| Seit 2016 gab es 72 Wechsel, bei derzeit 114 Mitarbeitern. Auch leben die | |
| Kinder dort nicht nur übergangsweise, sondern etliche Monate, in einem Haus | |
| sogar im Schnitt ein halbes Jahr. Zudem listet der Senat in seiner Antwort | |
| auf die Frage nach „besonderen Vorkommnissen“ sogar Körperverletzungen auf. | |
| Die Frage, ob Security in den Häusern eingesetzt „wird oder wurde“, wird | |
| schlicht mit „Nein“ beantwortet. | |
| Das steht im Widerspruch zu den Hinweisen, die auch die taz erreichten. | |
| Doch offenbar zog der Senat sich spitzfindig auf eine Namensunklarheit | |
| zurück. Denn die neun Häuser mit ihren insgesamt 106 Plätzen sind nach | |
| Altersgruppen differenziert. Sechs Häuser sind für Kinder von null bis | |
| sechs Jahren und heißen „Kinderschutzhäuser“. Zwei Häuser sind für Sech… | |
| bis Zwölfjährige und heißen „Kinderhaus“. Das neunte Haus, das ganz nah … | |
| einem dieser beiden Häuser liegt, ist für Drei- bis Achtjährige und heißt | |
| „Kleinkinderhaus“. | |
| Die taz fragte die Sozialbehörde, ob in einem dieser drei Häusertypen | |
| Security sei. Sprecher Martin Helfrich sagte, dass „in der Tat“ ein | |
| Sicherheitsdienst zum Einsatz komme. Nicht in den Kinderschutzhäusern, in | |
| den beiden Kinderhäusern aber schon. | |
| Die Linke habe ja nur nach ersteren gefragt. „Es geht um Sicherheit nach | |
| außen und innen“, sagt Helfrich. Die Beschäftigen und die Kinder müssten | |
| geschützt werden. „Es gibt psychisch beeinträchtigte Klienten, die Personal | |
| oder Dritte gefährden“, so Helfrich. Der Einsatz erfolge, „wenn die | |
| Situation es nötig macht, auch regelhaft“. Die Security arbeite nicht | |
| pädagogisch und sei „ad on“, wenn die Betreuer sonst ihren Job nicht machen | |
| könnten. | |
| Die Kommunikation der Behörde zeuge von „großer Hilflosigkeit“, kommentie… | |
| Sabine Boeddinghaus diese Wendung. „Der Einsatz der Security bei Kindern | |
| ist ein No-Go“. Nach Informationen der Linksfraktion wurde die Gruppe von | |
| besagtem „Kleinkinderhaus“ sogar zeitweise mit dem benachbarten Kinderhaus | |
| zusammengelegt, sodass auch schon Kinder ab drei, vier Jahren mit dem | |
| „fachfremden uniformierten Personal“ zu tun gehabt hätten. | |
| ## Eingriff bei heftigen Auseinandersetzungen | |
| Die Sicherheitsleute, so heißt es in einer Analyse der Linksfraktion, | |
| dürften nichts tun, langweilten sich und dürften nur eingreifen, wenn es zu | |
| heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Kindern komme. Was bei den hoch | |
| belasteten Kindern schon mal passiert, wenn die Fachkraft mit Wickeln, | |
| Pflasterkleben oder Spielzeugsuchen beschäftigt und keine zweite vor Ort | |
| ist. „Viel sinnvoller wäre es, die Personalschlüssel zu verbessern“, sagt | |
| Boeddinghaus. Denn da Zeiten für Krankheit, Urlaub und Fortbildung nicht | |
| berücksichtigt seien, komme es oft zu Engpässen und Überforderung, was zu | |
| Kündigungen führe. | |
| Zudem fehle es an Angeboten, die helfen, den Aufenthalt der Kinder im | |
| Schutzhaus zu verkürzen, denn mehr als drei Monate sollten das nicht sein. | |
| „Dafür muss Hamburg intensiver mit den Herkunftseltern arbeiten und mehr | |
| Eltern-Kind-Einrichtungen schaffen“, sagt Mehmet Yildiz. Hier fehlen laut | |
| Analyse-Papier etliche Plätze. Und für jene Fälle, wo das nicht sinnvoll | |
| sei, brauche die Stadt mehr „Bereitschaftspflegestellen“, die besser | |
| finanziert werden müssten. Denn trotz Werbung ging deren Zahl zuletzt von | |
| 40 auf 33 zurück. | |
| „Rot-Grün muss bessere Bedingungen schaffen, statt immer mehr mit Security | |
| zu arbeiten“, sagt Yildiz. Diese hätten schon in der Jugendhilfe nichts zu | |
| suchen. „In Kinderschutzgruppen wirkt das nur noch skurril.“ | |
| 11 Feb 2019 | |
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| [2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/65403/soziale_infrastruktu… | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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