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# taz.de -- Die Wahrheit: Blutjunge Wirtschaftswunderleute
> Wenn die „SZ“ eine Klimaaktivistin am Wickel hat, trifft antilinke
> Position auf Dyskalkulie und blinde Staatsgewalt auf
> Geschichtsvergessenheit.
Bild: Weniger Autos wäre mehr...
In einem [1][Interview] mit der Süddeutschen Zeitung spricht die 22-jährige
Klimaaktivistin Cornelia Wockel über zivilen Ungehorsam. Was sie äußert,
hat Hand und Fuß, sie ist ein Supertyp, auf jeden Fall, genau solche
Menschen braucht das Land.
Auch der Interviewer ist gut; brillant sein Kniff, manche Fragen aus einer
ostentativ antilinken Position heraus zu stellen wie zum Beispiel: „Die
Gewalt bei großen Demos geht aber doch eher selten von der Polizei aus.“
Gerade erst haben Polizisten einem Besetzer in Garzweiler ohne jede Not den
Schädel eingeschlagen. Doch gewiss steckt hinter dem vordergründig
reaktionären Gelaber in Wahrheit die schlaue journalistische Praxis, die
typischen Fragen besonders schlecht informierter Lesergruppen im Geiste
vorwegzunehmen, scheinbar naiv an deren Statt zu formulieren und auf diese
Weise mit beantworten zu lassen. Sich also – Hut ab vor soviel Mut und
Selbstlosigkeit! – ganz uneitel dumm zu stellen und damit die eigene
Intelligenz und Haltung im Dienste der vierten Gewalt bewusst zu
diskreditieren. Jedenfalls hoffe ich, dass es ein Kniff ist.
Interessant liest sich wiederum Cornelia Wockels steile
Generationenanalyse: „Was mir aber speziell bei Menschen ab 50 Jahren
auffällt: Weil sie das Wirtschaftswunder direkt mitbekommen haben,
verteidigen sie das System vorbehaltlos …“
## Aufschwung seit 1943
Tja, die Fünfzigjährigen und das Wirtschaftswunder: ein Kapitel für sich.
Echter Bohnenkaffee, ein Fernsehgerät in jedem Wohnzimmer und die gute
Butter. Im Grunde wurde der Grundstein für den Aufschwung schon in
Stalingrad gelegt. Diejenigen von uns Babyboomern, die den Zweiten
Weltkrieg überlebt hatten, verwundet und traumatisiert, mussten dennoch
gleich wieder richtig ranklotzen. Keine Atempause, Geschichte wird gemacht,
es geht voran.
Denn für den Wiederbau waren wir seinerzeit unverzichtbar. Wir Knaben
hatten immerhin „Werken“ in der Schule und die Mädchen konnten nähen.
Englisch war Hauptfach geworden. Mit unseren vergleichsweise annehmbaren
Sprachkenntnissen waren wir besser als die Hundertjährigen in der Lage, mit
den Alliierten zu kommunizieren. Unsere Computerkenntnisse waren ihrer Zeit
sogar weit voraus: Ohne die heute Fünfzigjährigen wäre die Mondlandung
undenkbar gewesen. Und eines muss man ja auch ganz deutlich sagen: Nur wer
Hitler noch selbst erlebt hat, kann glaubhaft vor den Gefahren des
Nationalsozialismus warnen. Da können wir uns natürlich nicht obendrein
noch um das Klima kümmern.
Die Wirtschaftswundergeneration der Fünfzigjährigen ist auch heute kaum aus
der Wirtschaft wegzudenken. Ihr großes Plus sind Erfahrung, hohe
Frustrationstoleranz sowie Nerven aus Stahl. Denn wer das Aussterben der
Dinosaurier und den Abstieg des HSV noch persönlich miterlebt hat, der
zuckt nur müde mit den Achseln, wenn mal wieder ein Start-up den Bach
runtergeht – denn wo Millenials rechnen, ist die Pleite stets nah.
23 Jul 2019
## LINKS
[1] https://www.sueddeutsche.de/leben/klimaschutz-protest-interview-1.4508859?r…
## AUTOREN
Uli Hannemann
## TAGS
Cornelia Wockel
Süddeutsche Zeitung
Mobilität
SUV
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Brille
E-Roller
Kommunikation
Claas Relotius
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