Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- US-Präsident schimpft auf Twitter: Das Problem heißt Rassismus
> Deutsche Medien kritisieren Trumps Tweets über Demokratinnen „mit
> Migrationshintergrund“. Diese Bezeichnung ist aber Blödsinn.
Bild: Der „Squad“ hält dagegen: die vier Demokratinnen wehren sich gegen T…
Wenn der US-Präsident Mist von sich gibt, halten für gewöhnlich Medien
überall auf der Welt dagegen. Das ist schön, aber gut gemeint ist
bekanntlich ja nicht gleich gut gemacht, das gilt auch für einige deutsche
Redaktionen. Pflichtbewusst reagierten Zeit Online, FAZ und auch die taz
auf den rassistischen Twitter-Rant Donald Trumps vom Sonntag. Trump hatte
gefragt, warum bestimmte demokratische Abgeordnete nicht „dahin
zurückgehen, wo sie herkommen“.
Daraufhin erklärten die Zeitungen umgehend: Drei der vier gemeinten
Demokratinnen mit Migrationshintergrund seien doch in den USA geboren!
Scheinbar entlarvten sie damit die rassistische Äußerung des Präsidenten.
Tatsächlich ist aber auch die in den deutschen Artikeln verwendete
Bezeichnung als Abgeordnete oder Demokratinnen „mit Migrationshintergrund“
Blödsinn.
Denn „Mensch mit Migrationshintergrund“ ist zunächst mal ein sehr deutsches
Konzept. Ein statistisches, das es [1][irgendwie in einen breiteren Diskurs
geschafft hat]. Erstmals wurde die Kategorie beim Mikrozensus 2005
eingeführt. Dadurch wurde sichtbar, wie Diskriminierung und Ausgrenzung
nicht nur unmittelbar auf Ausländer*innen in Deutschland wirken, sondern
auch auf ihre Nachkommen. Per Definition sind „Menschen mit
Migrationshintergrund“ also in Deutschland lebende Ausländer*innen, nach
1949 eingebürgerte Deutsche ebenso wie alle in Deutschland Geborenen mit
mindestens einem nichtdeutschen Elternteil.
In öffentlichen Debatten wird der Begriff allerdings häufig für Menschen
verwendet, die nicht weiß sind. In den USA, wo bis auf die indigene
Bevölkerung alle einen Migrationshintergrund haben, ist der Begriff völlig
unsinnig. Niemand in den Staaten könnte mit einem Wort wie migration
background etwas anfangen.
Davon mal ganz abgesehen taugt der Begriff auch hierzulande nicht unbedingt
viel. Jedenfalls nicht, um die Erfahrungen der von Rassismus betroffenen
Menschen zu beschreiben.
Wenn Journalist*innen immer wieder Menschen, die nicht weiß sind, als
„Menschen mit Migrationshintergrund“ bezeichnen, markieren sie diese als
anders aufgrund irgendeiner Herkunft irgendwelcher Vorfahren. [2][Dies
passiert aber vor allem nichtweißen Menschen], denn mal ehrlich: Selten
werden Politiker*innen mit Eltern aus Norwegen, Kanada oder den Niederladen
aufgrund ihrer vermeintlichen Wurzeln aus dem politischen Diskurs
ausgeschlossen. Es geht also nicht um Migration, es geht um Rassismus. Es
geht um das Hier und Jetzt und nicht um vor drei Generationen. Und außerdem
sind alle migriert, wenn man lang genug zurückgeht, auch weiße Menschen.
Bei den Betroffenen handelt es sich um Women of Color, sie werden
diskriminiert, weil sie nicht weiß sind. Mit Anglizismen tun sich deutsche
Medien aber schwer, also verwenden viele „mit Migrationshintergrund“.
Gewonnen ist dadurch nichts.
17 Jul 2019
## LINKS
[1] https://glossar.neuemedienmacher.de/glossar/menschen-mit-migrationshintergr…
[2] /Mohamed-Amjahid-ueber-weisse-Privilegien/!5383658
## AUTOREN
Helena Werhahn
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Wortkunde
Donald Trump
Donald Trump
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Donald Trump
Medien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neuer Richtlinienkatalog für New York: Rassismus wird teuer
New York City sanktioniert diskrimierende Äußerungen zukünftig mit
Geldstrafen. Allerdings nur, wenn die Absicht nachweisbar „belästigend“
ist.
CNN-Moderator vs. Donald Trump: Die Stärke in der Verletzbarkeit
Victor Blackwell analysierte einen Hass-Tweet von US-Präsident Trump auf
seinen rassistischen Inhalt. Die emotionale Reaktion geht viral.
Verbalattacken des US-Präsidenten: Donald Trump, Rassist und Stratege
Die rassistischen Hasstiraden des US-Präsidenten sind widerlich – aber
leider politisch wirksam. Sein eigentliches Ziel dabei: die Demokraten.
Diskussion um Rassismus in den USA: „Sie hassen unser Land“
Im US-Repräsentantenhaus scheitert ein Antrag auf Amtsenthebung Donald
Trumps wegen seiner rassistischen Äußerungen. Trump legt rhetorisch nach.
US-Präsident gegen Demokratinnen: Trump per Resolution gerügt
Das US-Repräsentantenhaus verurteilt die jüngsten Attacken Donald Trumps
gegen vier Demokratinnen als rassistisch. Der US-Präsident weist die Kritik
zurück.
Kommentar Neue Heldinnen in den USA: Time’s up!
Donald Trump will ein zweites Mal Präsident werden. Doch einigen Frauen,
die für ein neues Amerika stehen, werden ihm den Wahlkampf erschweren.
Kommentar Diversity in den Medien: Wir gehören dazu
In deutschen Redaktionen arbeiten zu wenige Menschen mit
Migrationsgeschichte. Dabei werden ihre Stimmen dringend benötigt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.