# taz.de -- AfD wirft Co-Landessprecher raus: Zu viel NPD im Stammbuch | |
> Der AfD-Vorstand in Mecklenburg-Vorpommern entzieht Co-Landessprecher | |
> Dennis Augustin die Mitgliedschaft. Der Grund sind dessen | |
> NPD-Aktivitäten. | |
Bild: Müssen nun nicht mehr ringen: Leif-Erik Holm (links) und Dennis Augustin… | |
HAMBURG taz | Der Rauswurf erfolgte schnell, aber nicht einstimmig. Am | |
Freitag entzog der AfD-Landesvorstand Mecklenburg-Vorpommern seinem | |
bisherigen Co-Landessprecher Dennis Augustin die Parteimitgliedschaft. | |
Grund der Entscheidung: Augustin habe bei Parteieintritt seine früheren | |
Aktivitäten bei der NPD nicht angegeben, erklärte der Landessprecher und | |
Bundestagsabgeordnete Leif-Erik Holm. Der Rauswurf kommt Holm gelegen, mit | |
Augustin konnte er schon lange nicht mehr gut zusammenarbeiten. | |
Erst in der vergangenen Woche hatte der Nordkurier über die NPD-Beziehung | |
von Augustin berichtet. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1989 in der NPD-Zeitung | |
Deutsche Stimme zeigt Augustin bei der Annahme eines Dokumentes, das der | |
frühere NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt überreicht. „Gratuliere, Kamerad | |
Dennis Augustin aus Schleswig-Holstein: Grundlehrgangs-Bester!“, steht | |
neben dem Foto. Der damals 19-jährige Augustin hatte in der Lombardei eine | |
Schulung des „Nationaldemokratischen Bildungszentrums“ absolviert. | |
Der Landesvorstand hielt seinem Ex-Co-Sprecher außerdem vor, | |
Ansprechpartner des schleswig-holsteinischen NPD-Kreisverbands Stormarn | |
gewesen zu sein. An der Vorstandssitzung hatte Augustin teilgenommen. Bei | |
der Debatte räumte er ein, an der Schulung teilgenommen zu haben und auch | |
der NPD und ihrer Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) | |
nahegestanden zu haben. | |
Auf Facebook hatte er schon am 27. Juni eingeräumt, in Italien gewesen zu | |
sein. „Ich habe mich vor 30 Jahren mal von Gleichaltrigen mitreißen lassen | |
und mir verschiedene Dinge angeschaut“, schrieb er. Diese „Jugendsünde“ | |
werde nun zum „Skandal gemacht“. | |
## Mitgliedschaft abgestritten | |
In der Vorstandssitzung soll er allerdings eine Mitgliedschaft in der NPD | |
und JN abgestritten haben. Das wollte die Mehrheit des siebenköpfigen | |
Vorstandes nicht glauben. „Der Landesvorstand ist jedoch angesichts der | |
klaren Faktenlage zum Ergebnis gekommen, dass an einer damaligen | |
Mitgliedschaft Dennis Augustins bei den Jungen Nationaldemokraten keine | |
ernsthaften Zweifel bestehen können“, heißt es in einem Statement. Die NPD | |
und ihre Unterorganisationen sind in der Unvereinbarkeitsliste der AfD | |
aufgeführt. | |
Bei der Entziehung der Mitgliedschaft sei es nicht allein um die | |
NPD-Aktivitäten gegangen, sagte Holm. Jeder habe das Recht, dass ihm | |
Fehler, insbesondere in jüngeren Jahren, nicht bis ans Lebensende | |
nachgetragen würden, so Holm. Doch Augustin habe sich dafür entschieden, | |
„gegenüber den Mitgliedern mit falschen Karten zu spielen“. | |
In der Partei gehörte Augustin zum äußersten rechten Flügel. Seit längerem | |
liefert er sich mit Holm einen Machtkampf. Im Mai hatten Holm und | |
Landtagsfraktionschef Nikolaus Kramer von Augustin den Rücktritt als | |
Co-Landessprecher gefordert. Auch der AfD-Bundesfraktionsvorsitzende und | |
Bundessprecher Alexander Gauland sagte, Augustin sei ein Problem, vom dem | |
man sich trennen sollte. | |
Auf Facebook erklärte Augustin nun, dass es sich bei der Entziehung der | |
Mitgliedschaft „um einen von langer Hand geplanten und durchgeführten | |
Schlag handelt, der ausschließlich der politischen (sic!) Beseitigung eines | |
missliebigen Konkurrenten zum Ziel hatte“. Man hoffe, „sich auf diese Weise | |
den Zugriff auf Ämter und Mandate zu sichern“, schreibt Augustin und | |
kündigt an, sich an das Landesschiedsgericht zu wenden. | |
Dass diese Gerichte Ausschlüsse aufheben, konnte in Schleswig-Holstein | |
verfolgt werden. Die gerade wiedergewählte Landesvorsitzende Doris von | |
Sayn-Wittgenstein hatte wegen der Entziehung der Mitgliedschaft durch den | |
Bundesvorstand das Landesschiedsgericht bemüht. Trotz rechtsextremer | |
Verbindungen durfte sie Mitglied bleiben. | |
9 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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