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# taz.de -- Greenpeace-Aktivist über Glyphosatverbot: „Der Einsatz ist stark…
> Österreich verbietet ab 2020 den Einsatz von Glyphosat. Sebastian
> Theissing-Matei von Greenpeace fordert Hilfen für die Umstellung auf
> Biolandbau.
Bild: Greenpeace hat sich für das Glyphosatverbot in Österreich eingesetzt
taz: Herr Theissing-Matei, der Nationalrat in Österreich hat vergangene
Woche ein [1][Komplettverbot des Pestizids Glyphosat] beschlossen. Was
heißt das in der Praxis?
Sebastian Theissing-Matei: Der Beschluss muss der EU-Kommission notifiziert
werden. Wenn sie binnen drei Monaten keinen Einspruch erhebt, tritt das
Glyphosat-Verbot am 1.1.2020 in Kraft. Dann dürfte man die Substanz nicht
mehr verkaufen und nicht mehr einsetzen.
Wer verwendet denn in Österreich Glyphosat?
Glyphosat ist das am meisten eingesetzte Pestizid in Österreich. Die Zahlen
dazu sind extrem unseriös. So hat Ex-Landwirtschaftsminister Andrä
Rupprechter behauptet, dass nur fünf Prozent in der Landwirtschaft landen.
Die Landwirtschaftskammer spricht dagegen von 90 Prozent Anwendung in Land-
und Forstwirtschaft, was ich eher für plausibel halte. Belastbare
Statistiken gibt es nur zur gesamten verkauften Menge. Die Landwirte müssen
zwar bei sich zu Hause Buch führen, aber diese Daten werden nirgendwo
zentral gesammelt.
Wie viel wird denn verkauft?
Das schwankt zwischen 250 und 400 Tonnen pro Jahr, wetterbedingt. Wenn man
ein Feld über den Winter begrünt, macht es einen Unterschied, ob das
abgefroren ist oder den Winter überlebt hat. Über die letzten 15 Jahre ist
der Einsatz stark gestiegen.
Einer der wichtigsten Anwender ist die Eisenbahngesellschaft ÖBB, die die
Gleiskörper von Grünzeug befreit.
Die ÖBB ist der größte Einzelanwender. Die Bundesbahnen haben aber ihre
Menge über die letzten Jahre mehr als halbiert, von zehn Tonnen auf drei
bis vier. In der Landwirtschaft sind es viele kleine Anwender.
Die Anwender sagen, es gibt keine preislich konkurrenzfähigen Alternativen.
Wo es wirklich genug Alternativen gibt, das sind die privaten Gärten und
öffentlichen Grünanlagen. Da gibt es Heißdampfgeräte oder mechanische
Geräte. In der Landwirtschaft ist es etwas komplizierter. Die biologische
Landwirtschaft in Österreich umfasst schon ein Viertel aller Betriebe, von
denen viele wirtschaftlich sehr erfolgreich sind.
Was stimmt ist, dass die Umstellung auf ein umweltfreundliches Wirtschaften
eine ökonomische Herausforderung ist. Es bedeutet eine Umstellung im
Anbausystem, für die oft neue Maschinen angeschafft werden müssen. Wir
finden daher, dass es für die Übergangsphase Förderungen geben muss. Die
Politik darf die Landwirte da nicht allein lassen.
Seit ein paar Jahren gibt es in [2][Kärnten ein teilweises Verbot] von
Glyphosat. Wie sind die Erfahrungen?
Kärnten hat versucht, Glyphosat ganz zu verbieten. Für ein Bundesland ist
das aber deutlich schwieriger, da es weniger Kompetenzen hat als der Bund.
Kärnten hat den Rahmen seiner Möglichkeiten voll ausgeschöpft und eine
Anzahl von gefährlichen Pestiziden, darunter Glyphosat, im privaten Haus-
und Gartenbereich und an besonders sensiblen Orten wie Schulgeländen oder
rund um Kindergärten verboten.
Viel mehr kann ein Bundesland nicht tun. Trotzdem ist es ein guter Schritt.
Deswegen will auch Vorarlberg ein ähnliches Gesetz auf den Weg bringen. Und
an die 750 Gemeinden in Österreich verzichten bereits freiwillig auf die
Anwendung von Glyphosat im öffentlichen Raum.
Inwieweit kann die EU Österreich noch in das Verbot hineinreden?
Die EU-Kommission kann Einspruch erheben. In der Vergangenheit hat sie aber
mehrmals betont, dass nationale Verbote zulässig sind. Wir erwarten schon,
dass sie zu diesem Versprechen auch steht.
8 Jul 2019
## LINKS
[1] /Umstrittenes-Totalherbizid/!5609280
[2] /Neuer-Zoff-um-Unkrautgift/!5498656
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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