# taz.de -- Kritik an Behörden-Planung: Schulplan mit Schlagseite | |
> Der neue Hamburger Schulentwicklungsplan stößt auf Kritik, weil er die | |
> Stadtteilschulen belaste. Kreiselternräte fordern mehr Grundschulen. | |
Bild: Eltern und Schüler in Altona demonstrieren gegen Verdichtung der Grundsc… | |
HAMBURG taz | „Schöne Ferien!“ wünschte der Elternrat der Ida-Ehre-Schule | |
ironisch, als er am letzten Schultag zur Demo aufrief. Recht kurzfristig | |
erfuhr die Stadtteilschule, dass sie nach den Ferien mehr Schüler von den | |
umliegenden Gymnasien in den beengten Räumen ihres Altbaus aufnehmen soll | |
als erwartet. Und laut neuem Schulentwicklungsplan soll sie statt sechs | |
künftig sieben bis acht Klassenzüge haben. | |
Warum, fragte Rednerin Helga Wendland auf der Demo, sei in Eimsbüttel keine | |
weitere Stadtteilschule, sondern nur ein neues Gymnasium geplant. „Da | |
hätten die Kinder, die das Gymnasium verlassen müssen, Platz und es gäbe | |
eine weitere Schule, die inklusiv ist“, sagt Wendland, frühere | |
Schulleiterin und Mit glied im „Verband für Schulen des gemeinsamen | |
Lernens“. | |
Schulentwicklungspläne wie der im Mai von Schulsenator Ties Rabe (SPD) | |
vorgelegte führen stets zu Debatten. Doch diesmal ist die Zeit dafür wegen | |
der Ferien stark verkürzt. Protest kann sich kaum formieren. Es liegen aber | |
bereits 200 Stellungnahmen vor. | |
Laut Wendland hat Rabes Plan eine Schlagseite. „Gymnasien behalten fast | |
alle ihre Zügigkeit“, sagte sie. „Die Stadtteilschulen werden fast alle | |
größer – bis hin zur 8-Zügigkeit“. Eine weiterführende Schule sollte ab… | |
nur sechszügig sein. | |
Rabe spricht lieber über die erbauliche Seite des Plans. 39 neue Schulen | |
wird Hamburg bekommen und vier Milliarden Euro dafür ausgeben. Nur ist der | |
Bedarf wegen Zuzugs und steigender Geburten doppelt so hoch. An 120 Schulen | |
sollen die Kinder enger zusammenrücken. | |
Besonders trifft dies den Altonaer Kern, Region 4 genannt. Wegen der | |
Wohnungsbauoffensive entstanden hier 22 neue Quartiere, zudem wurden Häuser | |
aufgestockt und Baulücken geschlossen. Bis 2023 werden 40 Prozent mehr | |
GrundschülerInnen erwartet. Deshalb werden rund 1.150 Schüler zusätzlich | |
auf fünf vorhandene Grundschulen verteilt werden. Die die frühere | |
Schulleiterin Barbara Riekmann kritisierte das auf einer Altonaer Demo: | |
„Wir finden, dass diese Ausweitung auf dem vorhandenen Gelände nicht gut | |
tut.“ | |
Die Schulbehörde habe versäumt, Flächen für neue Schulen zu sichern, | |
kritisiert auch der Kreiselternrat 21. Nötig sei der Bau zwei neuer | |
Grundschulen auf dem Gelände Gasstraße sowie am Bahnhof Diebsteich. | |
Kritisch sieht der Rat auch die knappe Beratungszeit. Nötig sei eine | |
regelmäßige „Regionale Bildungskonferenz Schulbau“, für eine gute Planung | |
brauche man „mehr Zeit“. | |
Ganz ähnlich lautet die Kritik des Kreiselternrates 73 in Süderelbe. Auch | |
dort führt Wohnungsbau zu mehr Kindern. Gleich drei Grundschulen sollen | |
sechszügig werden. Die sei „bedenklich“. Nötig wären zwei weitere | |
Grundschulen in den Neubaugebieten Fischbeker Heidbrook und Fischbeker | |
Reethen. Dort waren mal Flächen für Schulen vorgesehen, „die im Laufe der | |
Planung sang und klanglos verschwanden“, berichtet die Schulpolitikerin der | |
Linken, Sabine Boeddinghaus. Die Planung der Behörde mute den Kindern lange | |
Schulwege zu. | |
Die Linke wirft Rabe vor, nicht pädagogisch zu agieren. Ein Beispiel seien | |
die zehn geplanten „Campus-Schulen“, die Stadtteilschule und Gymnasium | |
unter einem Dach vorsehen. Dies schaffe laut Rabe Flexibilität. Doch | |
schulpolitisch fällt der Vorschlag selbst bei der Lehrerkammer durch: Dies | |
„gefährdet die Arbeit der integrierten Stadteilschule“. Campus-Schulen | |
würden dieser die Kinder mit Gymnasialempfehlung abspenstig machen. Das | |
gefährde den Schulfrieden. | |
5 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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