# taz.de -- Kinofilm „The Dead Don’t Die“: Jim Jarmusch macht Action | |
> Der Regisseur hat eine Zombiekomödie mit Superstar-Aufgebot gedreht. Iggy | |
> Pop, Tilda Swinton, Tom Waits – klingt fantastisch, ist es aber nicht. | |
Bild: Tilda Swinton schwingt das Schwert – irgendwie plump | |
Eine Zombiekomödie halt. Wie Jim Jarmusch nach der Premiere des Films in | |
Cannes im Mai verlauten ließ, wollte er auch gar nichts anderes machen als | |
dies: einen albernen Zombiefilm. Ist immerhin ein erprobtes Genre, | |
spätestens seit Peter Jacksons derb komischem „Braindead“ von 1992. | |
Jarmusch hat sich für „The Dead Don’t Die“ eine Reihe von Stars an Bord | |
geholt. Bill Murray, Adam Driver und Chloë Sevigny als lakonische | |
Polizisten, die in dem fiktiven Provinznest Centerville träge ihren Dienst | |
tun, Iggy Pop als kaffeesüchtiger Zombie, Steve Buscemi als Trump-konformer | |
rassistischer Farmer, Tilda Swinton als schwertgeschickte | |
Bestattungsunternehmerin und Tom Waits als schratiger Einsiedler, der das | |
unselige Treiben um die Untoten von fern beobachtet und kommentiert. | |
Fast alles gute Besetzungsideen. Dazu ein perfekt ekeldetailgetreuer Ton, | |
eine liebevoll dynamische Kamera von Jarmuschs bewährtem Kameramann | |
Frederick Elmes und das für Jarmusch typische sehr zurückgenommene Tempo. | |
Geht alles ganz langsam und unspektakulär los und bleibt lange dabei. Bis | |
auf den Umstand, dass es genrehalber irgendwann blutig zugeht, wenn die | |
Untoten sich in ihre Opfer verbeißen. | |
So ist die erste Hälfte des Films, in dem sich die Dinge kaum merklich | |
entwickeln, eindeutig die gelungenere. Das mag einerseits daran liegen, | |
dass die Witze, die Jarmusch in der Folge immer sturer wiederholen wird, da | |
noch eine gewisse Frische verströmen, bevor sie selbst zusehends untot | |
werden. Es könnte andererseits auch daran liegen, dass sich der zweite Teil | |
an Tempo und Handlungszuspitzung versucht. Denn bei Zombies ist irgendwann | |
selbst für die stoischste Figur, in diesem Fall den von Adam Driver | |
gespielten Polizisten Ronnie, Schluss mit lustig. | |
## Antithese zum Actionfilm | |
So gibt es in der zweiten Hälfte verstärkt Action. Und vielleicht ist in | |
erster Linie das eine der strukturellen Schwächen des Films. Denn Action | |
ist womöglich etwas, was Jarmusch einfach nicht so liegt, ist sein ganzes | |
Kino doch eine Art Antithese zum actionbetonten Filmemachen. | |
Vielleicht wirkt die Handlung, und mit ihr das Drehbuch, genau deshalb so | |
unterentwickelt, und Jarmusch wäre somit an seinem Versuch, „The Dead Don’t | |
Die“ nach und nach eskalieren zu lassen, gescheitert. Oder ihm ist zum | |
Thema Zombiefilm, allen ironisch-kundigen Zitaten zum Trotz, dann doch | |
nicht genug eingefallen. | |
Um Jarmusch in Schutz zu nehmen, könnte man sagen, dass er ziemlich sicher | |
einen besseren Film gemacht hätte, wenn er konsequenter bei seinen Tugenden | |
geblieben wäre, etwa der, Erwartungen zu unterlaufen. Stattdessen gönnt er | |
sich zu viele Plumpheiten und doofe Ideen, mit Tilda Swintons Figur | |
insbesondere, die am Ende vor allem eines bleiben: doof. Schade. | |
13 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
## TAGS | |
Zombies | |
Jim Jarmusch | |
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Schwerpunkt Filmfestspiele Cannes | |
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