# taz.de -- Streik bei der dpa: Das erste Mal | |
> 80 Prozent der Diensthabenden im Berliner Büro der dpa gehen in einen | |
> Warnstreik. Die Geschäftsführung nimmt die Aktion „zur Kenntnis“. | |
Bild: dpa-Zentralredaktion in Berlin, zur Kenntnis genommen | |
Die [1][Deutsche Presse-Agentur (dpa)] versorgt Medien rund um die Uhr mit | |
Meldungen. Ohne ihre Redakteur*innen würden viele Zeitungen ziemlich leer | |
aussehen. Am Dienstag traten etwa 100 dpa-Beschäftigte in einer „aktiven | |
Mittagspause“ vor der Zentralredaktion in Berlin auf die Straße, um gegen | |
die Hinhaltetaktik und die unzureichenden Angebote in den laufenden | |
Tarifverhandlungen zu protestieren. Es war das erste Mal, dass es in der | |
dpa einen Warnstreik gab. | |
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Deutsche | |
Journalisten-Verband DJV versuchen derzeit, bessere Tarife für die | |
bundesweit rund 800 Beschäftigten der dpa auszuhandeln. Die bisher letzte | |
Verhandlungsrunde am 23. Mai führte zu keiner Einigung, mit dem Streik soll | |
nun der Druck erhöht werden. | |
Laut Cornelia Berger von Verdi ist die Situation besonders komplex, da die | |
dpa jahrelang tariflose Tochterunternehmen gegründet hat. Das habe zu der | |
Situation geführt, dass Beschäftigte der dpa-Mutter und der Töchter im | |
Newsroom zwar am selben Tisch sitzen und dieselbe Arbeit machen, dafür aber | |
eklatant anders bezahlt werden, so Berger gegenüber der taz. | |
Eine Angleichung der Löhne zwischen Mutter- und Töchterunternehmen ist | |
deshalb eine der Hauptforderungen von Verdi und DJV. Das soll auch durch | |
Fixbeträge bei der jährlichen Lohnanpassung an die Inflationsentwicklung | |
geschehen. Dabei sollen die Erhöhungen mindestens 2 Prozent betragen, | |
niedrigere Gehälter aber überproportional angehoben werden. | |
## Mehr Geld ab Januar gefordert | |
„Uns geht es auch um Solidarität. Hier stehen Beschäftigte von Mutter- und | |
Töchterunternehmen nebeneinander“, sagte Andrea Hellmich, | |
Gesamtbetriebsratsvorsitzende und Mitglied der Tarifverhandlungen, vor Ort. | |
Etwa 80 Prozent aller Diensthabenden hätten das Berliner Büro für den | |
Warnstreik verlassen. | |
Was die Verbesserungen für Beschäftige der Töchterunternehmen angeht, sieht | |
Berger die Verhandlungen auf einem guten Weg. Dagegen gibt es noch | |
Uneinigkeit darüber, ab wann Erhöhungen erfolgen sollen. Die alten | |
Tarifverträge waren schon zum Ende vergangenen Jahres gekündigt worden. | |
Seither ziehen sich die Verhandlungen hin. | |
Ein zentraler Streitpunkt ist deshalb die Forderung, die Tariferhöhungen | |
rückwirkend ab Januar 2019 geltend zu machen. Außerdem soll verhindert | |
werden, dass die zweistufigen Zulagen, die Bundeskorrespondent*innen | |
erhalten, auf ein mittleres Niveau vereinheitlicht werden. Ebenso wie bei | |
den Zulagen für Bilddienstleiter fordern Verdi und DJV hier einen | |
Bestandsschutz. Dieser soll verhindern, dass Zulagen gekürzt werden oder | |
entfallen. Auch über eine Erhöhung der Nachtzuschläge, die seit 1986 nicht | |
mehr angepasst wurden, wird verhandelt. | |
„Es heißt immer, das liege eben am Druck der Branche, aber das können wir | |
langsam nicht mehr hören. Wir fordern ja keine Unmengen“, so Hellmich. | |
Die dpa-Pressestelle sagte auf Anfrage: „Es gilt jetzt einen Kompromiss zu | |
finden, der einerseits die Marktbedingungen, andererseits die Forderungen | |
der Beschäftigten berücksichtigt.“ Zu nennenswerten Beeinträchtigungen im | |
Betrieb sei es nicht gekommen, Chefredaktion und Geschäftsführung hätten | |
die Aktion aber zur Kenntnis genommen. | |
18 Jun 2019 | |
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[1] /dpa/!t5034424 | |
## AUTOREN | |
Lilly Schlagnitweit | |
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