Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Lidls neue Kundenkarte: Big Brother im Einkaufswagen
> Gegen digitale Helfer im Alltag ist nichts einzuwenden. Gegen die neue
> Kundenkarte des Discounters Lidl aber schon.
Bild: Wünscht sich gläserne KundInnen: der Discounter Lidl
Gib mir deine Daten, und ich schenke dir einen Rabatt. Der Discounter Lidl
will künftig alles über seine Kundschaft wissen und lockt Verbraucher*innen
mit Niedrigpreisen – [1][zugeschnitten auf das persönliche
Einkaufsverhalten]. Wer kann da schon Nein sagen? Sparen will ja
schließlich jeder und jede.
Doch der Preis, den die Kundschaft in Kauf nimmt, ist hoch. Lieber Rotwein
oder Bier? Für die Kinder Käse aufs Pausenbrot oder doch Schokocreme?
Klopapier recycelt oder mit Duftstoff? Der [2][Billigsupermarkt nutzt
dieses Wissen] gnadenlos aus. Aber weniger im Sinne der Kundschaft, sondern
viel mehr zugunsten des Unternehmens. Wer Rotwein, Schokocreme oder
Duftklopapier kauft, soll davon noch mehr kaufen und den Firmengewinn
steigern.
Nur wer seine persönlichen Daten absaugen lässt, ist [3][beim
Preiskarussell] dabei. Wer sich weigert, muss mehr Geld bezahlen. Wenn es
die Lieblingsprodukte zum Spottpreis gibt, wird sich wohl so manch einer
unbedarft in den Einkaufswagen schauen lassen. Dabei sind die
datenschutzrechtlichen Bedenken enorm. Ohne Personalisierung sind die
Informationen für die Rabatte nicht zu bekommen. Das ist ein klarer
Eingriff in die Privatsphäre der Kund*innen.
Hinzu kommt die Ortungsfunktion. Wie praktisch, mag so manch einer denken.
Wenn ich im Urlaub an der Ostsee die nächste Lidl-Filiale sofort angezeigt
bekomme und wie selbstverständlich auch dort mit Preisnachlässen rechnen
kann, ist das doch mehr als sinnvoll. Aber was geht es einen Discounter
eigentlich an, wo ich meine Sommerferien verbringe? Gar nichts. Genau.
Gegen digitale Helfer im Alltag ist nichts einzuwenden. Sie verschaffen uns
Zeit, leiten uns durch den Wust von Informationen, dem wir täglich
ausgesetzt sind. Aber die Entscheidung, zum gläsernen Kunden zu werden,
geht weit darüber hinaus. Was passiert mit den Daten? Wer hat Zugriff?
Klare Antworten darauf gibt es nicht. Sicher ist, dass sich an dem
Datenschatz nicht nur der Supermarkt bedienen wird, sondern auch die vielen
Zulieferer, die mit dem Discounter zusammenarbeiten.
13 Jun 2019
## LINKS
[1] https://stadt-bremerhaven.de/lidl-plus-app-kundenkarte-und-rabatte-starten-…
[2] /Konkurrenz-auf-dem-Biomarkt/!5581107
[3] /Lidl-kopiert-Lemonaid-Produkte/!5535309
## AUTOREN
Tanja Tricarico
## TAGS
Lidl
Datenschutz
Lebensmittelhandel
Verbraucherschutz
Lidl
Einzelhandel
Bio-Lebensmittel
Online-Shopping
## ARTIKEL ZUM THEMA
Big Data im Supermarkt: Discounter als Datensammler
Lidl führt eine neue App ein. Sie soll individualisierte Preise
ermöglichen. „Bis auf Weiteres“ will das Unternehmen darauf aber
verzichten.
Konkurrenz auf dem Biomarkt: Naturkostbranche ringt mit Profil
Elf Großhändler einigen sich auf ein Kernsortiment, um sich im umkämpften
Biomarkt zu behaupten. Ob der Einzelhandel mitmacht, ist offen.
Bio-Produkte bei Lidl: Nicht nur Bioland in Bioland
Produkte könnten auch Rohware anderer Öko-Verbände enthalten, teilt Lidl
mit. Laut Bioland stabilisiert die Kooperation die Preise für die Bauern.
Big Data für personalisierten Einkauf: Jeder hat seinen Preis
Onlinehändler bieten verschiedenen Kunden dieselbe Pauschalreise zu
unterschiedlichen Preisen an. Und das ist erst der Anfang.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.