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# taz.de -- Big Data im Supermarkt: Discounter als Datensammler
> Lidl führt eine neue App ein. Sie soll individualisierte Preise
> ermöglichen. „Bis auf Weiteres“ will das Unternehmen darauf aber
> verzichten.
Bild: Mithilfe einer App will Lidl mehr über das Einkaufsverhalten seiner Kund…
Berlin taz | Bisher sind die Preise in hiesigen Geschäften für alle
Kundinnen und Kunden gleich. Einzelhandelskonzerne schaffen nun aber die
[1][Voraussetzungen für individualisierte Rabatte], die Produkte für
einzelne Konsumenten im Laden billiger machen können. Ab diesem Donnerstag
bietet die [2][Discountkette Lidl] ihre neue App Lidl Plus an, die
individualisierte Angebote grundsätzlich ermöglicht. Der Umfang der
Datenverwendung sei dabei im Vergleich zu anderen großen Einzelhändlern
neu, sagt Stefan Brink, der Datenschutzbeauftragte des Landes
Baden-Württemberg.
Als weiteren Schritt zum „gläsernen Kunden“ beschreibt Brink die
Kombination aus Informationsmenge, exakter Lokalisierung der Konsumenten im
Geschäft, persönlichen Angeboten und individualisierten Preisen. Eine
solche App verwende Lidl als „erster der großen stationären Anbieter“.
Testweise wird die Smartphone-App am Donnerstag zunächst für die
Lidl-Filialen in Berlin und Brandenburg freigeschaltet. Im Jahr 2020 soll
sie dann bundesweit verfügbar sein. Die Scanner in den Filialen gibt es
schon. Andere Einzelhandelsunternehmen wie Edeka, Rewe oder Ikea bieten
vergleichbare Kundenkarten oder Smartphone-Anwendungen an, die nach Brinks
Einschätzung aber noch nicht so weit entwickelt sind. Onlineverkäufern wie
Amazon fällt die Datensammlung und ihre Verwendung leichter als den
stationären Händlern. Beim Erwerb im Internet schwanken die Preise mitunter
in Abhängigkeit von der Tageszeit oder der Nachfrage.
Die neue digitale Lidl-Kundenkarte verknüpft den individuellen Einkauf mit
Rabatten und Werbung. „Jede Woche gibt es für die Lidl-Plus-Nutzer neue
digitale Rabattcoupons für ausgesuchte Produkte direkt auf das Smartphone“,
erklärt das Unternehmen. „Der Rabatt wird beim Scan der digitalen
Kundenkarte an der Kasse automatisch abgezogen.“ Dabei stellt der QR-Code
auf dem Smartphone die Verbindung zum gerade getätigten Einkauf her.
## Einkäufe werden für Lidl durchschaubar
Die Kund*innen können künftig auf ihren Taschencomputern jederzeit
nachschauen, was sie wann und wo bei Lidl zu welchem Preis erworben haben.
Vorteil für das Unternehmen: Die Einkäufe im stationären Geschäft werden im
Gegensatz zu heute durchschaubar. Die Firma erfährt die Vorlieben und
Bedürfnisse der Konsument*innen. Auf dieser Basis sind personengenaue
Rabatte und auch spezielle Preisgestaltungen möglich. Dazu erklärt Lidl:
„Alle Kunden, die Lidl Plus nutzen, erhalten dieselben Coupons und
Vergünstigungen. Bis auf Weiteres planen wir keine individualisierten
Angebote auf der Basis von Kundendaten.“
Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg hält
individualisierte Preise, die auf bestimmte Menschen und ihr
Einkaufsverhalten abgestimmt sind, für grundsätzlich „problematisch“.
Bisher seien sie im Handel „noch nicht wirklich angekommen“. Studien
zufolge würden Verbraucher sie als „ungerecht“ empfinden.
Datenschützer Brink sagt, man führe „regelmäßige Gespräche“ mit Lidl. …
neue App, vor allem die Einwilligungserklärung, werde man „sich genau
anschauen“. Laut Datenschutzgrundverordnung dürfen Unternehmen die
Informationen von Kunden nur verwenden und verarbeiten, wenn diese
ausdrücklich zustimmen. Potenziell schwierig findet Brink, dass
möglicherweise besonders geschützte Daten in die Computer des
Einzelhändlers geraten könnten. Denn das individuelle Einkaufsverhalten der
Verbraucher*innen lasse Rückschlüsse beispielsweise auf Allergien zu.
13 Jun 2019
## LINKS
[1] /Big-Data-fuer-personalisierten-Einkauf/!5266533
[2] /Bio-Produkte-bei-Lidl/!5579886
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Lidl
Datenschutz
Big Data
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Online-Shopping
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