# taz.de -- Rechtsgutachten von Umweltverbänden: „Störfallbetrieb“ neben … | |
> Gutachter halten ein geplantes Gas-Terminal in Brunsbüttel für nicht | |
> genehmigungsfähig. Das Wirtschaftsministerium in Kiel widerspricht. | |
Bild: Schon gefährlich genug: Atomkraftwerk Brunsbuettel in Schleswig-Holstein | |
Berlin taz | Der Widerstand gegen die [1][geplanten neuen Importhäfen für | |
verflüssigtes Erdgas (LNG)] an der Nordseeküste verlagert sich nun auf die | |
juristische Ebene. Am Dienstag stellte eine Allianz aus Deutscher | |
Umwelthilfe (DUH), lokalen Umweltgruppen und der Hamburger „Fridays for | |
Future“-Bewegung ein Rechtsgutachten vor, wonach das geplante LNG-Terminal | |
in Brunsbüttel „aus Sicherheitsgründen nicht genehmigungsfähig ist“, wie… | |
hieß. Die „Ansiedlung eines Störfallbetriebs“ widerspreche den | |
Anforderungen im Immissionsschutz und im Atomrecht und verstoße zudem gegen | |
den Bebauungsplan der Gemeinde Brunsbüttel. | |
Für die LNG-Häfen laufen Planungen an den möglichen Standorten Brunsbüttel, | |
Stade und Wilhelmshaven. Das Gutachten befasst sich nur mit Brunsbüttel. | |
Dort liegen in der unmittelbaren Nachbarschaft der geplanten Baustelle ein | |
stillgelegtes Atomkraftwerk und zwei atomare Zwischenlager, eine | |
Müllverbrennungsanlage und ein Chemiepark. Dadurch würden die „angemessenen | |
Sicherheitsabstände“ nicht eingehalten, monierte die Anwältin Cornelia | |
Ziehm, die das Gutachten erstellt hat. Und im geltenden Bauplanungsrecht | |
sei „die Ansiedlung eines Störfallbetriebs ausdrücklich als unzulässig | |
festgelegt.“ | |
Constantin Zerger von der DUH kritisiert an den Planungen vor allem, hier | |
werde eine neue Infrastruktur für fossile Brennstoffe geschaffen, die den | |
deutschen Klimazielen widerspreche. Die Umweltschützer argwöhnen, der Hafen | |
solle vor allem LNG aus den USA aufnehmen, das dort mit der umstrittenen | |
Fracking-Methode gewonnen wird. Außerdem gebe es keinen Bedarf für weitere | |
Terminals in Europa, so die Umweltschützer. Zerger kündigte an, man behalte | |
sich Klagen im Genehmigungsverfahren vor, wenn die Argumente in der Politik | |
nicht gehört würden. | |
## US-Regierung macht Druck auf Deutschland | |
Die Bundesregierung und das Land Schleswig-Holstein unterstützen dagegen | |
die Projekte. Mit dem Import von LNG soll die Energiesicherheit garantiert | |
werden und Deutschland weniger abhängig vom Gas aus Russland werden, heißt | |
es offiziell. Allerdings drängt die US-Regierung schon lange, Deutschland | |
solle endlich mehr Importmöglichkeiten schaffen. Erst vor kurzem hatte | |
US-Energieminister Rick Perry indirekt damit gedroht, Zölle auf europäische | |
Autos zu erheben, wenn die EU nicht mehr US-Gas kaufe. Die Bundesregierung | |
wiederum hat vor einigen Wochen extra die einschlägige Verordnung so | |
verändert, dass die Kosten für den Anschluss ans Gasnetz nicht vom | |
Investor, sondern von den Gaskunden zu zahlen sind. | |
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) findet die | |
juristischen Argumente der Gegner des LNG-Terminals in Brunsbüttel „nicht | |
tragend“. Für ihn ist das geplante Projekt für 500 Millionen Euro in seinem | |
Land eine „Investition in die Zukunft“. Der TÜV Nord habe ein Gutachten | |
vorgelegt, das zeige, wie die Sicherheitsfragen gelöst werden könnten, | |
erklärte der Minister. „Wir gehen davon aus, dass das Projekt | |
genehmigungsfähig ist.“ | |
Auch die Planer des Projekts, German LNG Terminal, betonte, man sei „seit | |
über einem Jahr mit den relevanten Genehmigungsbehörden und den zuständigen | |
Landesministerien in Kiel im intensiven und regelmäßigen Austausch zu | |
diesen Sicherheitsthemen.“ Das Genehmigungsverfahren umfasse „ein | |
hafenrechtliches Planfeststellungsverfahren, eine | |
immissionsschutzrechtliche Genehmigung, einschließlich | |
Umweltverträglichkeitsprüfung und Prüfung nach der Störfallverordnung, eine | |
baurechtliche Genehmigung, Erlaubnisse und Ausnahmen des Naturschutzrechts | |
sowie wasserrechtliche Zulassungen.“ | |
28 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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