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# taz.de -- Sudans Opposition ruft zum Generalstreik: Generäle graben sich ein
> Die Gespräche zwischen dem Militär und der Protestbewegung stocken. Nun
> sucht das Militär arabische Unterstützung, die Opposition will Streik.
Bild: Sudans Protestbewegung fürchtet, dass die Demokratisierung zum Erliegen …
Nairobi taz | Sudans Opposition hat zu einem zweitägigen Generalstreik
aufgerufen, um Druck auszuüben auf die Militärherrscher, die seit dem Sturz
von Langzeitdiktator Bashir im April regieren. Sie sollen die Macht endlich
an Zivilisten übertragen, fordert die Protestbewegung, die seit Wochen
zentrale Plätze besetzt hält. Arbeitnehmer in Behörden und
Privatunternehmen sollen zwar Dienstag und Mittwoch zur Arbeit gehen, aber
nichts tun.
Die Verhandlungen zwischen dem regierenden Militärrat und den
Gewerkschaften und Parteien über die Zusammenstellung eines neuen
Übergangsrates ruhen seit einer Woche. Beide Seiten können sich nicht
einigen, ob Militär oder Zivilisten die Mehrheit haben sollen.
Während es keine Verhandlungen gibt, sind die zwei wichtigsten Mitglieder
des Militärrates ins Ausland gegangen, um Unterstützung zu bekommen. Der
Vorsitzende, General Abdel Fattah al-Burhan, war in Ägypten. Der ägyptische
Präsident Abdel Fattah al-Sisis ist momentan der Vorsitzender der
Afrikanischen Union (AU) und hat bereits dort darauf gedrängt, dem
sudanesischen Militär mehr Zeit zu geben, bevor es die Macht überträgt.
In 2011 fand auch in Ägypten ein Bürgeraufstand statt, aber der wurde mehr
oder weniger vom Militär gestohlen und heute sitzt der ehemalige
Feldmarschall al-Sisi im Präsidentenpalast in Kairo. Er unterstützt die
Junta in Khartum in der Hoffnung, dass sie in Sudan den Einfluss der durch
vom ägyptischen Regime als Terrororganisation bezeichneten Muslimbrüder
beschränkt.
## Auch Islamisten rühren sich
Auch hat al-Sisi wenig Sympathie für die Verbreitung von Demokratie in der
Region. Gleichzeitig führte der Vize-Vorsitzende des Militärrates, Mohamed
Hamdan Dagolo, besser bekannt als Hametti, in Jeddah Besprechungen mit dem
saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Saudi-Arabien und die
Vereinigten Arabische Emirate haben vor Kurzem 500 Millionen US-Dollar in
Sudans Zentralbank eingezahlt, als Unterstützung für den Militärrat.
Soldaten aus Sudan kämpfen an der Seite der beiden arabischen Länder in
Jemen. Es sind vor allem Mitglieder von Hamettis Miliz RSF (Rapid Support
Forces), Teil der sudanesischen Armee.
Ebenso wie Ägypten sind Saudi-Arabien und die Emirate nicht begeistert vom
Versuch einer demokratischen Volksrevolution in Sudan.
Während die sudanesischen Militärs Unterstützung in der arabischen Welt
erhalten, bekommt die zivile Opposition aus dem Ausland nur verbalen
Beistand. Der Westen fordert eine zivile Regierung, aber übt weiterhin kaum
Druck auf den Militärrat aus.
Dabei könnte Druck die Militärs beeinflussen. Schließlich waren die
US-Sanktionen gegen Sudan wegen dessen mutmaßlicher Unterstützung
internationaler Terrorgruppen ein Faktor im Zusammenbruch der Wirtschaft,
der Ende 2018 zu den Massenprotesten führte, die im April im Sturz von
Militärdiktator Bashir mündeten.
Zwar wurde ein Teil der Sanktionen 2017 aufgehoben, aber Sudan bräuchte
große Hilfe, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Bei einem
Treffen vorigem Monat in der USA konnten westliche Länder, UNO und AU sich
nicht über einen gemeinsamen Aktionsplan für Sudan einigen.
Mittlerweile rühren sich auch die Islamisten im Sudan, die Teil des
Bashir-Regimes waren. Sie sind nicht Teil der Verhandlungen mit dem
Militär, da die Opposition das nicht will. Aber in den letzten Tagen haben
Hunderte von ihnen sich in Khartum getroffen und ihre Unterstützung für den
Militärrat geäußert. Sie hoffen, dass das Militär die islamische
Scharia-Gesetzgebung als Grundlage des Rechtssystems beibehält.
28 May 2019
## AUTOREN
Ilona Eveleens
## TAGS
Sudan
Khartum
Zehn Jahre Arabischer Frühling
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