| # taz.de -- Ebola-Epidemie im Kongo: Mit Waffen gegen Ebola | |
| > Eine bewaffnete Gruppe greift Butembo an, Zentrum der Ebola-Epidemie im | |
| > Ostkongo. Aus Unsicherheit wird Krieg. Die Angst wächst. | |
| Bild: Ärzte und Krankenpfleger in Butembo im April | |
| Butembo taz | Es ist halb sechs Uhr am Mittwochmorgen, die ersten Pendler | |
| verlassen ihre Häuser in den Randbezirken der Halbmillionenstadt Butembo im | |
| Osten der Demokratischen Republik Kongo in Richtung Stadtzentrum. Da | |
| knattert plötzlich Gewehrfeuer durch den Sonnenaufgang. Zwei Hauptstraßen | |
| sind Ziel eines Angriffs durch eine Mai-Mai-Miliz – so werden im Ostkongo | |
| lokale Selbstverteidigungsmilizen genannt. | |
| Der Großraum Butembo ist das Zentrum der [1][Ebola-Epidemie], die seit | |
| Monaten im Ostkongo wütet und sich neuerdings schneller ausbreitet als zu | |
| Beginn: 1.055 Tote zählte Kongos Gesundheitsministerium bis Dienstagabend, | |
| davon 175 in der Stadt Butembo und 357 im Nachbardistrikt Katwa. Immer | |
| wieder kommt es in der Stadt zu Gewalt gegen Ebola-Bekämpfer, im April | |
| wurde ein kamerunischer Arzt bei einem bewaffneten Angriff getötet. | |
| An diesem 8. Mai wird die Stadt als Ganzes zum Ziel. Eine Gruppe von | |
| Angreifern stößt aus dem Stadtteil Vutsundo in Richtung des | |
| Ebola-Behandlungszentrums in der Stadtmitte vor. Die Gruppe wird von der | |
| Armee und der Polizei aufgehalten: Das Ebola-Behandlungszentrum ist gut | |
| bewacht. Doch eine zweite Gruppe, die vom Hügel Kalemire im Osten der Stadt | |
| herunterkommt, ist erfolgreicher. Die Kämpfer erreichen den Kreisverkehr | |
| Malumalu, töten den wachhabenden Polizisten vor der Filiale der | |
| Soficom-Bank und bewegen sich in Richtung der Geheimdienstzentrale. Vor | |
| diesem Gebäude, das von Soldaten geschützt ist, entwickeln sich intensive | |
| Kämpfe wie im Krieg. | |
| Kalaschnikow-Gewehre knattern, schwere Waffen antworten. Zwei Angreifer | |
| verlieren ihr Leben, sie tragen Stichwaffen und Amulette am Körper. Rund | |
| zehn Milizionäre ziehen weiter in Richtung des Koordinationszentrums der | |
| Ebola-Bekämpfung, aber sie werden rechtzeitig aufgehalten und es gibt | |
| weitere Tote. | |
| ## Allem ein Ende bereiten, was mit Ebola zu tun hat | |
| Da erst meldet sich Butembos Bürgermeister Silvain Kanyamanda über den | |
| lokalen Rundfunk zu Wort. „Bleiben Sie zu Hause“, ruft er die Bürger auf. | |
| „Die Stadt wird angegriffen. Die Streitkräfte jagen den Feind.“ Sechs | |
| Angreifer seien festgenommen und zehn getötet worden. Hier und da wagen | |
| sich nun Neugierige auf die Straßen, die bisher wie ausgestorben waren, und | |
| versuchen zu verstehen, was los ist. | |
| Ein junger verhafteter Milizionär wird der Presse vorgeführt. Sein Name ist | |
| Jonas Kaule Kasongo, sagt er, und sein Chef Ezekia habe die Gruppe am | |
| Vortag losgeschickt, um allem ein Ende zu bereiten, was mit Ebola zu tun | |
| hat. Sie genössen die Unterstützung von Motorradtaxifahrern in der Stadt, | |
| sagt er und macht einen entspannten Eindruck. | |
| Tatsächlich gab es erst am Dienstagabend ein Sicherheitstreffen im Büro des | |
| Bürgermeisters mit dem städtischen Sicherheitskomitee und Vertretern der | |
| Taxifahrer. Deren Präsident Jackson Misisa gestand da, dass sein Verband | |
| von Mai-Mai-Milizionären unterwandert sei. Schon seit der vergangenen Woche | |
| schränken die Ebola-Teams in Butembo ihre Bewegungen ein, aus | |
| Sicherheitsgründen. Nichts aber war unternommen worden, um einen | |
| Mai-Mai-Angriff zu verhindern. | |
| Am Nachmittag ist der Blitzangriff vorbei, aber Butembo steht unter | |
| Schock. Die Menschen haben Angst, dass ein solcher Angriff sich jederzeit | |
| wiederholen könnte. Denn im Umland der Stadt ist es nicht selten, dass | |
| Milizionäre auf den Landstraßen die Bauern erpressen, ohne dass die Armee | |
| etwas dagegen unternimmt. „Es müssen unbedingt Maßnahmen getroffen werden, | |
| sonst wird sich die Lage verschlechtern“, sagt Edgard Mateso, Vizepräsident | |
| des zivilgesellschaftlichen Dachverbandes der Stadt. Jeden Tag werden | |
| Drohpamphlete gegen Medien und Ebola-Bekämpfer entdeckt. Am Nachmittag | |
| rollt spärlicher Verkehr auf den Straßen, aber die Angst ist spürbar unter | |
| den Menschen. | |
| 8 May 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kennedy Muhindo | |
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