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# taz.de -- TV-Duell zur Europawahl: Die EU im Nischensender
> ARD und ZDF ist das TV-Duell der Spitzenkandidat*innen zu europäisch. Sie
> bringen Geplauder zwischen Weber und Timmermanns – auf deutsch.
Bild: ARD und ZDF machen am 16. Mai lieber ein eigenes Programm
Es ist das große TV-Duell nach US-amerikanischem Vorbild, so wie es
inzwischen auch aus dem deutschen Bundestagswahlkampf nicht mehr
wegzudenken ist. Am 15. Mai treffen sich die Spitzenkandidat*innen für die
Europawahl im Brüsseler Plenarsaal und kämpfen darum, ihre Erzählung an
alle europäischen Bürger*innen zu bringen. Es wird keine produktive
Debatte geben, aber darum ging es auch nie.
Organisiert wird der mediale Festakt von der Europäischen Rundfunkunion
(EBU), übertragen wird es in den jeweiligen Ländern von den jeweiligen
Mitgliedssendern. Das wären in Deutschland ARD und ZDF. Wären. Denn die
verzichteten dankend und sendeten lieber eigenes Programm zur EU-Wahl. Die
Brüsseler Show verschoben sie auf Phoenix – also da, wo nur Auskenner*innen
und Journalist*innen zuschauen.
Dabei wurde es nicht mehr europäischer, als die EBU-Show es zu werden
verspricht. Sechs Gäste aus fünf Ländern, die zusammen mindestens zehn
Sprachen sprechen, mit einem Moderationsteam aus Deutschland, Frankreich
und Finnland. Simultanübersetzung, Missverständnisse, Stimmengewirr, ein
heilloses Durcheinander. [1][Europa eben].
Das mögen sich auch die Programmdirektionen gedacht haben und sendeten
lieber Selbstgemachtes. Bei der ARD trafen sich die Spitzenkandidaten
Timmermans und Weber am Dienstag in Köln zur „Wahlarena“, beim ZDF gibt es
einen Schlagabtausch am 16. Mai. Also: alles richtig gemacht, Thema
abgedeckt, öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt.
Timmermans und Weber sprechen beide Deutsch, das ist angenehmer
anzuschauen, ohne Simultanübersetzung ist die Wegschaltegefahr nicht so
groß. Und obendrein hat man deutsches Publikum im Saal. Man kann es also
irgendwie verstehen. Aber schade ist es schon, dass das deutsche Fernsehen
dann doch wieder so tut, als sei Europa letztlich eine deutsche
Angelegenheit.
Schade ist es auch, dass der Christ- und der Sozialdemokrat auch politisch
beinahe dieselbe Sprache sprechen: Timmermanns bewarb seine Idee einer
CO2-Steuer. Weber entgegnete, Klimaschutzpolitik dürfe nicht zulasten der
Arbeitsplätze gehen.
Insbesondere in Deutschland stelle ja die Automobilbranche einen großen
Arbeitgeber dar. Mehr Kontroverse gab es nicht. Inhaltlich lagen die beiden
EU-Koalitionspartner in etwa so weit auseinander wie Niederländisch und
Deutsch.
Mehr politische Stimmen wären wünschenswert gewesen. Gerade bei der ARD hat
man doch gute Erfahrungen gemacht mit einer durch und durch europäischen
Sendung, bei der alles durcheinandergeht, bei der niemand versteht, was
passiert, und bei der am Ende alle betrunkener, aber kaum schlauer sind.
[2][Diese Sendung heißt Eurovision Song Contest] und läuft in zwei Wochen –
auf ARD.
8 May 2019
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## AUTOREN
Peter Weissenburger
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