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# taz.de -- Umsturz im Sudan: Brüder von al-Bashir festgenommen
> Die neuen Militärmachthaber im Sudan gehen gegen Symbolfiguren der
> früheren autokratischen Regierung vor. Doch die Opposition will selbst an
> die Macht.
Bild: Die Opposition im Sudan will bis zur Einsetzung einer Zivilregierung demo…
Khartum ap | Die Militärmachthaber im Sudan gehen gegen die Familie des
[1][abgesetzten Präsidenten Omar al-Baschir] vor. Zwei Brüder Al-Baschirs
seien wegen Korruption festgesetzt worden, teilte der Sprecher des
Militärrats, General Schams Eddin Kabaschi, am Donnerstag nach Angaben der
amtlichen Nachrichtenagentur Suna mit. Die Festnahmen seien beim Vorgehen
gegen Funktionäre der ehemaligen Regierung erfolgt. Die Opposition setzte
ihre Proteste fort.
Das sudanesische Militär hatte Al-Baschir vergangene Woche nach vier Monate
andauernden Straßenprotesten abgesetzt. [2][Ein Militärrat übernahm die
Macht] und erklärte, zwei Jahre regieren zu wollen. In der Zwischenzeit
sollten Wahlen vorbereitet werden. Die Organisatoren der Proteste fordern
dagegen, die Macht schleunigst an eine zivile Regierung zu übergeben.
Al-Baschir wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen
Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der westsudanesischen
Region Darfur gesucht. Das Militär hat erklärt, es wolle ihn nicht
ausliefern. Es schloss aber nicht aus, dass eine künftige Zivilregierung
dies tun könne.
Der frühere Präsident sitzt nach Angaben des Militärrats seit Dienstag in
einem Gefängnis in Khartum, in dem während seiner Herrschaft politische
Gefangene einsaßen. Auch eine Reihe enger Verbündeter Al-Baschirs und
frühere Regierungsmitglieder wurden festgenommen. Die englischsprachige
Zeitung „Sudan Tribune“ berichtete, die festgenommenen Brüder Al-Baschirs
und seine Frau stünden im Verdacht, sich während der jahrzehntelangen
Herrschaft des Autokraten illegal bereichert zu haben.
## Demonstrationen sollen weitergehen
Die Gewerkschaft SPA und andere Oppositionsgruppen legten am Mittwoch einen
zweiseitigen Plan zur Übergabe der Macht vor. Sie fordern einen
Präsidialrat aus Zivilisten, dem „revolutionäre Gestalten“ angehören
sollen. Das Militär soll darin nur durch den Verteidigungsminister
vertreten sein. Das politische Tagesgeschäft soll ein Kabinett aus
Technokraten übernehmen. Es soll von einem Legislativrat kontrolliert
werden bis eine neue Verfassung festgeschrieben ist.
Das Militär kommentierte die Forderungen zunächst nicht. Daraufhin riefen
die Organisatoren zu Großdemonstrationen auf. Zehntausende Menschen zogen
denn singend, tanzend und klatschend am Donnerstag zum Militärhauptquartier
in Khartum. Die Hauptstadt ist zum Zentrum der Proteste geworden. Die
Demonstrationen sollten bis zur Einsetzung einer Zivilregierung
weitergehen, kündigte die Opposition an. Sie fürchtet, dass die Armee an
der Macht festhalten will oder versuchen könnte, eine Gewährsperson an die
Spitze des Staates zu stellen.
Das US-Außenministerium erklärte, es unterstütze die Forderung nach einer
zivilen Regierung. Diese müsse die Menschenrechte und den Rechtsstaat
respektieren, sagte Ministeriumssprecher Morgan Ortagus. Der
südsudanesische Präsident Salva Kiir bot eine Vermittlung an. In einem
Brief, den die Nachrichtenagentur AP einsehen konnte, erklärte er sich
bereit, in den laufenden Verhandlungen zu helfen.
Der Sturz Al-Baschirs könnte den [3][brüchigen Friedensvertrag] für den
Südsudan schwächen, der den Bürgerkrieg dort zwischen Kiir und
Oppositionsführer Riek Machar beenden soll. Al-Baschir hatte ihn mit
ausgehandelt. Der Vereinbarung zufolge soll Machar im Mai wieder Kiirs
Vizepräsident werden. Das erscheint angesichts wachsender Spannungen aber
fraglich.
19 Apr 2019
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