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# taz.de -- Hannovers Oberbürgermeister: Stefan Schostok will sich erklären
> Der Vorwurf lautet auf Untreue im besonders schweren Fall: Hannovers
> Bürgermeister und zwei seiner früheren Mitarbeiter stehen unter Anklage.
Bild: Gab sich zuletzt einsichtiger: Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schost…
Hannover taz | „Ich vertraue weiterhin der unabhängigen Justiz und werde
alles zur Aufklärung beitragen. Dem Ausgang des Verfahrens sehe ich
zuversichtlich entgegen.“ Wenn ein Satz den Hannoveraner Oberbürgermeister
Stefan Schostok perfekt beschreibt, dann dieser.
Den Satz hatte der SPD-Mann Mittwochabend gesagt, nachdem die
Staatsanwaltschaft in der niedersächsischen Hauptstadt gegen ihn Anklage
erhoben hat. Am Donnerstag zeigte er endlich so etwas wie Einsicht, als er
einräumte: „Ich nehme fehlendes politisches Vertrauen wahr, ich nehme das
sehr ernst.“ Für kommenden Dienstag kündigte er eine Stellungnahme an.
Der Vorwurf gegen ihn und zwei seiner früheren engen Mitarbeiter lautet auf
Untreue in einem besonders schweren Fall: Stefan Schostok selbst soll sich
nicht bereichert, aber ein zu hohes Gehalt für einen seiner beiden
Mitarbeiter bewilligt haben. Und das, obwohl bekannt gewesen sei, dass das
rechtswidrig ist. Insgesamt geht es um 50.000 Euro zulasten der
Staatskasse. In einem weiterem Fall geht es um einen Gehaltszuschlag von
insgesamt über 14.000 Euro.
Schostok bestritt diese Vorwürfe von Beginn an und beteuerte noch im Sommer
2018, als die Staatsanwaltschaft seine Büro- und sogar seine Privaträume
durchsuchte, seine Unschuld. „Ich bin sicher, dass sich die gegen mich
erhobenen Verdachtsmomente als unzutreffend erweisen werden“, sagte er. In
Hannover wird dies als Zeichen einer stoischen wie naiven Persönlichkeit
des 54-jährigen Sozialpädagogen gewertet: Augen zu und durch, weitermachen
bis zum Schluss.
## Gilt als bodenständiger Oberbürgermeister
Gleichwohl gab Schostok dem Vernehmen nach zu, wenig Ahnung von Verwaltung
zu haben. Gerade dann hätte er das Innenministerium um Prüfung der
Gehaltsfrage konsultieren müssen, sagen KritikerInnen. Das hat er nicht
getan, was darauf schließen lässt, dass er unkorrekt gehandelt hat – oder
unklug.
In Hannover gilt Schostok, der als Nachfolger des jetzigen
niedersächsischen SPD-Ministerpräsidenten Stephan Weil seit 2013 im Amt ist
und eine Ampelkoalition mit den Grünen und der FDP führt, als
bodenständiger Oberbürgermeister. Auch vor notwendigen, aber gemeinhin
unbeliebten Amtstätigkeiten schreckt er nicht zurück: Bürgerstunden, bei
denen ihm Frauen und Männer ihr Herz ausschütten, Videobotschaften am
Neujahrstag, eine Ehrenpatenschaft für das siebte Kind einer Familie in
Hannover, Gratulation zum Geburtstag einer 108-jährigen Dame. Manchmal
kommt er ins Plaudern und erzählt beim Karneval, dass er als kleiner Junge
zum Kitafasching einmal als Elefant mit Papprüssel gegangen sei.
Die Koalitionspartner in Hannover kündigen Schostok jetzt die Treue. Die
Grünen fordern seinen Rücktritt, FDP-Ratsfraktionschef Wilfried Engelke
spricht von einem „Neuanfang“, den die Stadt nun brauche. Der
CDU-Fraktionschef im Landtag rät ihm, „die Dinge selbst in die Hand zu
nehmen, bevor es andere für ihn tun“. Im Klartext: Mensch Schostok, tritt
zurück. Möglicherweise wird er das am Dienstag verkünden.
25 Apr 2019
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Untreue
Hannover
Oberbürgermeister
Frau
Hannover
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