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# taz.de -- Begegnungszone in Kreuzberg: Hotline für die Bergmannstraße
> Sitzinseln auf dem Parkstreifen sollen für mehr Begegnungen und weniger
> Autoverkehr im Bergmannkiez sorgen.
Bild: Soll man drauf sitzen und Spaß haben: hölzernen Begegnungszonen-“Möb…
Ich sitze auf einem Parklet in der Kreuzberger Begegnungszone und bin
alleine. Parklets sind Podeste aus Holz mit Sitzgelegenheit, die Ende
vergangenen Jahres als Bürgersteigverlängerung auf dem Standstreifen der
Bergmannstraße errichtet wurden. Sie sollen den Verkehr beruhigen und das
Miteinander fördern.
Neben mir wachsen Gräser zwischen Zigarettenstummeln und Joghurtdeckeln aus
Blumenkübeln. Vor mir blockiert ein Kleintransporter die einspurige
Fahrbahn, der Bus Linie 248 muss auf die Gegenspur wechseln, ein
Fahrradfahrer weicht aus, es wird gehupt und gebrüllt, ich inhaliere den
Feinstaub der Bergmannstraße und laufe zur nächsten Insel.
Siehe da: Dieses Parklet ist sauberer und besser besucht. Udo Obst sitzt in
der Sonne und wartet auf seine Familie. Die Stadtreinigung sei eben hier
gewesen, erklärt er. Udo Obst findet die Sitzgelegenheiten gut, man könne
hier sitzen, ohne etwas konsumieren zu müssen. Auch Elisabeth Brinkmann
macht mit ihrem Gehwagen eine Pause auf dem Podest. „Ich liebe die
Bergmannstraße“, sagt die Rentnerin. Aber mit den Parklets säume man das
Pferd von hinten auf. „Zuerst müssen Radwege geschaffen werden, so ist die
Straße noch enger und alle müssen sie teilen.“
## Testphase bis November
Neben Parklets wurden auch Fahrradbügel, Rampen und Lieferzonen auf dem
ehemaligen Parkstreifen installiert. An das Wort Multifunktionsfläche dürfe
man sich schon mal gewöhnen, erklärt Florian Schmidt, grüner Baustadtrat in
Friedrichshain-Kreuzberg. Die Fahrbahn wird außerdem seit dem Wochenende an
der Ecke Schenkendorfstraße von Dutzenden hellgrünen Punkten verziert.
„Aufmerksamkeitsschaffende Elemente“ nennt Schmidt diese. Die gesamte
Begegnungszone befinde sich in einer Testphase und entgegen aller Gerüchte
werde diese nicht verkürzt, sagt er, sondern die Module blieben mindestens
bis November. Ab August soll mit Anwohner*innen die weitere Umsetzung
diskutiert werden.
Die beschweren sich jetzt schon über Lärmbelästigungen durch jugendliche
Biertrinker*innen in den Abendstunden. Deshalb, so Schmidt, sollen
Parkläufer*innen nun die Zone bewachen und bald unter einer speziellen
Hotline erreichbar sein, damit die Polizei nicht jedes Mal ausrücken müsse.
Zurück auf die Bergmannstraße: Ein Parklet weiter sitzen tatsächlich fünf
Jugendliche. Ein Bier haben sie diesmal nicht in der Hand. Dafür lösen sie
Kreuzworträtsel. „Eigentlich ganz cool hier“, sagt einer. Noch entspannter
wäre allerdings ein richtiger Fahrradweg.
23 Apr 2019
## AUTOREN
Joana Nietfeld
## TAGS
Kiez
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Florian Schmidt
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Grüne Berlin
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