| # taz.de -- Kommentar abgelehnte AfD-Kandidatin: Na, wenigstens das | |
| > Der Bundestag lässt Mariana Harder-Kühnel erneut durchfallen. Das ist ein | |
| > zulässiger Verstoß gegen Regeln – zum Schutz vor denen, die sie | |
| > abschaffen wollen. | |
| Bild: Nicht gewählte Mariana Harder-Kühnel: Soll sich die AfD doch als Opfer … | |
| Die Zahl ist stark. Entschieden. [1][423 Abgeordnete haben mit Nein | |
| gestimmt.] Es lässt sich plausibel argumentieren, dass eine Mehrheit der | |
| Mitglieder des Bundestages damit [2][demokratische Regeln] verletzt, an die | |
| sie sich generell halten sollten, und zwar egal, um wen es geht. Wenn es | |
| denn egal wäre. | |
| Immer wieder erschien es Abgeordneten etablierterer Parteien kommod, auf | |
| Formwahrung zu verzichten, um Newcomer*innen zu brüskieren. Grüne | |
| Urgesteine können ein Lied davon singen. Erinnert sei auch an die schamlose | |
| Missachtung des ersten Alterspräsidenten auf PDS-Ticket, Stefan Heym oder | |
| die wiederholte Nichtwahl Lothar Biskys (PDS) in das Amt des | |
| Bundestagsvizepräsidenten. | |
| Zu Recht wurden diese Arroganz und der opportunistische Umgang mit | |
| demokratischen Gepflogenheiten gegenüber den „störenden“ Parteien | |
| kritisiert. | |
| Denn diese Parteien repräsentierten immer einen Teil der demokratischen | |
| Öffentlichkeit. Ein Statement, das in Bezug auf Harder-Kühnels politische | |
| Heimat zumindest bezweifelt werden darf. Diesen Zweifel sichtbar zu machen, | |
| das ist das Recht und die Leistung von 423 Abgeordneten. Das muss man nicht | |
| überbewerten, aber es ist mehr als nichts. | |
| ## Eine Wahl wäre eine Ohrfeige gewesen | |
| Eine Wahl, ob nun durch zähneknirschende Zustimmung oder lauwarme | |
| Enthaltung, hätte hingegen ein ganz anderes Signal ausgesandt. [3][Für die | |
| einen mag aus so einer Entscheidung Gelassenheit und Vertrauen in die | |
| zivilisierende Kraft des demokratischen Prozesses sprechen]. | |
| Für andere hätte sie bedeutet, dass die freiwillige und per Parteibuch | |
| offen zur Schau gestellte Assoziation mit [4][Menschenverachtung], | |
| [5][rechtsradikaler Vernetzung], [6][Feindschaft gegenüber | |
| zivilgesellschaftlichen Institutionen], [7][Rassismus], [8][Sexismus] und | |
| [9][Misogynie] – in Kombination – kein Hinderungsgrund wäre, in eines der | |
| höchsten Staatsämter der Bundesrepublik Deutschland zu gelangen. | |
| Als wenn dort nicht schon genug Zynismus residieren würde. Die Ziele | |
| rechten Terrors, die Bedrohten und Beschimpften könnten sich bedanken für | |
| so eine Ohrfeige. Es wäre nicht die erste. | |
| Jetzt dürfen sie also nicht mitmachen Sollen sie sich doch als Opfer | |
| aufspielen. Das ist allemal weniger schädlich als der immer ausgedehntere | |
| Zugriff auf staatliche Ressourcen und Prestige. Am Ende ist die Wahl doch | |
| recht einfach: Wer die demokratischen Spielregeln außer Kraft setzen will, | |
| soll sich auch nicht auf sie berufen können. | |
| „Rabatz“ werden sie sowieso machen, [10][das ist ihr einziger | |
| Daseinszweck]. Aber bis auf weiteres wenigstens nicht vom Präsidium des | |
| Deutschen Bundestages aus. Das allein wird die Welt gewiss nicht retten, | |
| aber wie gesagt: Es ist besser als nichts. | |
| 5 Apr 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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