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# taz.de -- Deutsche Bank und Commerzbank: Arbeitnehmer gegen die Bankenfusion
> Beschäftigte sprechen sich gegen das Zusammengehen von Deutscher Bank und
> Commerzbank aus. In der Zeit um Ostern soll entschieden werden.
Bild: Wer frisst hier bald wen?
Hamburg taz | Bei den Mitarbeitern von Deutscher Bank (DB) und Commerzbank
wächst der Widerstand gegen eine Fusion der Geldinstitute. Die Belegschaft
der DB stimmte in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit gegen eine
Bankenhochzeit: 69 Prozent von 7.840 Teilnehmern lehnten diese in einer
Umfrage des Gesamtbetriebsrats ab. Allerdings stellten sich immerhin 18,6
Prozent der Befragten hinter die seit Wochen diskutierten Fusionspläne.
Commerzbank-Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsratsvize Uwe Tschäge ließ
sich mit der Aussage zitieren, die gut 49.000 Mitarbeiter des Instituts
befänden sich in einer „Abwehrschlacht“ gegen einen möglichen
Zusammenschluss.
Rund um die Ostertage soll laut Insidern Klarheit darüber hergestellt
sein, wie es weitergeht. Mitte März hatten die Geldinstitute mitgeteilt,
dass sie die Möglichkeit eines Zusammenschlusses ausloten, dabei aber auch
betont, dass die Bildung eines neuen Finanzkonzerns auch noch scheitern
könne. Seitdem vergeht kaum ein Tag ohne Spekulationen. Sogar das
Führungspersonal der neuen Bank soll schon feststehen. Demnach würde der
jetzige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, auch das
künftige Institut leiten. Commerzbank-Boss Martin Zielke soll laut Spiegel
Sewings Stellvertreter werden.
Betriebsräte und Gewerkschaften sind dagegen, weil sie weniger Jobs
vermuten. Sie argumentieren, „zwei Kranke ergeben zusammen keinen
Gesunden“: Auch ein fusioniertes Bankhaus sei im internationalen Vergleich
zu schwach, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. Ein Beispiel: Während die
Deutsche Bank im vergangenen Jahr erstmals seit 2014 ein Plus von 341
Millionen Euro einfuhr, machte die Bank of America laut Zahlen vom Dienstag
6,87 Milliarden Dollar Gewinn – im vergangenen Quartal.
Doch es gibt auch Befürworter der Fusion: Generell sei die „Konsolidierung“
der Bankenbranche in Europa für die Deutsche Bank „ein wichtiges Thema“,
hatte Sewing im März in einem Brief an die 90.000 Beschäftigten des
Geldhauses geschrieben. Wenn sich „Gelegenheiten bieten“, müsse man sie
nutzen. Die Commerzbank könnte eine solche Gelegenheit sein.
## Sewing will „eine globale Bank“
Bei wichtigen Kennzahlen ist die Konkurrenz aus Frankreich, Großbritannien
und den USA den deutschen Großbanken enteilt. Dennoch betont Sewing das
Ziel, „eine globale Bank“, basierend „auf einer führenden Position im
Heimatmarkt Deutschland“, zu sein. Letzterem käme Sewing mit der
Commerzbank näher. Mit über 2.000 Filialen, mehr als 30 Millionen Kunden
und dem lukrativen Onlinegeschäft der Commerzbank wäre der neue Bankriese
im „Retailbanking“, also dem Massengeschäft mit Sparbriefen,
Baufinanzierungen und Altersvorsorge, auf Augenhöhe mit den regionalen
Sparkassen.
Auch im Firmenkundengeschäft ergänzen sich beide Häuser. Commerzbank-Chef
Zielke sieht sich hier als „Marktführer“. Sein Haus wickle rund 30 Prozent
des deutschen Außenhandels ab. Auch im besonders profitablen
Auslandsgeschäft und der Vermögensverwaltung für Superreiche dürfte eine
größere Bank höhere Schlagkraft entfalten. Eine Vereinigung bietet nicht
nur Chancen auf wachsende Erträge, sie würde auch Kosten senken, da es an
vielen Stellen „zu erheblichen Überschneidungen von Stärken“ käme, sagt …
Duscheck, Bankexperte von Verdi.
Finanzanalysten halten daher den Abbau von bis zu 30.000 der insgesamt etwa
140.000 Arbeitsplätze beider Geldinstitute für möglich.
SPD-Finanzminister Olaf Scholz würde das sogar mittragen. Er redet seit
Monaten von einem „nationalen Champion“ und gilt als Antreiber des
Projekts. Die Bundesregierung ist mit knapp 16 Prozent an der Commerzbank
beteiligt.
Der DB-Gesamtbetriebsrat zweifelt weniger am betriebswirtschaftlichen Sinn
eines Zusammenschlusses als an dessen Machbarkeit. Tatsächlich scheitert
jede zweite Fusion in der Praxis, sind sich Ökonomen weitgehend einig.
„Gerade aus der bis heute nicht abgeschlossenen Postbank-Integration sollte
die Erkenntnis gewachsen sein, dass eine Übernahme der Commerzbank
möglicherweise wirtschaftlich begründet, aber deshalb noch lange nicht
machbar, das heißt erfolgreich umsetzbar ist“, heißt es in einem Schreiben
der Arbeitnehmervertreter an Vorstandsboss Sewing. Seit einem Jahrzehnt
beschäftigt die unvollendete Übernahme der Postbank den Konzern.
Hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzsicherheit geben sich die Bankbeschäftigten
allerdings ohnehin keinen Illusionen hin: Rund 83 Prozent meinen, dass
selbst ohne Übernahme der Commerzbank in den nächsten drei Jahren viele
Arbeitsplätze verloren gehen werden.
17 Apr 2019
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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Verdi
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Schwerpunkt Klimawandel
Commerzbank
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