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# taz.de -- Finanzexperte über geplatzte Fusion: „Die Deutsche Bank will nie…
> Für das größte deutsche Kreditinstitut wird es schwierig, noch Geldgeber
> zu finden, sagt Finanzexperte Gerhard Schick. Die Bank werde schrumpfen.
Bild: Wolken über den Gebäuden der Deutschen Bank. „Die Schwächen sind noc…
taz: Herr Schick, was wird aus der Deutschen Bank, nachdem die Fusion mit
der Commerzbank [1][gescheitert ist]?
Gerhard Schick: Die Hausaufgabe bleibt, die Bank stabil aufzustellen. Sie
benötigt mehr Eigenkapital, muss ihr riskantes Derivatebuch reduzieren und
ihre Strukturen vereinfachen.
Wer soll der Deutschen Bank jetzt noch Geld geben? Die Aktionäre haben
bisher nur verloren.
Es wird in der Tat schwierig, noch Geldgeber zu finden. Die Bank wird
schrumpfen und einen Teil ihrer Geschäftsaktivitäten verkaufen müssen – zum
Beispiel die Vermögensverwaltung.
Die Vermögensverwaltung ist eine der wenigen Sparten, die überhaupt noch
Gewinne macht.
Stimmt, die Deutsche Bank hat Jahre verloren; das ist schwer aufzuholen.
Bisher hatte der Vorstand kein Interesse an Reformen: Er hat sich hinter
der Komplexität der Bank und dem großen Derivatebuch versteckt. Beides hat
verhindert, dass eine andere Bank die Deutsche Bank übernimmt. Die Manager
haben hohe Boni kassiert und sich bequem darin eingerichtet, dass ihre
wacklige Bank im Zweifel vom Steuerzahler gerettet wird.
Wie soll sich das ändern? Die Investmentbanker haben viel Macht in der
Deutschen Bank, auch weil sie einen Teil der Aktien besitzen.
Genau deswegen hätten die Politik und die Bankenaufsicht einen Wandel
erzwingen müssen, indem sie klare Vorgaben machen.
Konkret: Sollte man die Deutsche Bank zwingen, sich von ihren
Investmentbankern in London zu trennen?
Ja, es ist sowieso richtig, das Investmentbanking vom sonstigen
Bankgeschäft abzutrennen.
Mit Paul Achleitner ist aber ein Investmentbanker der Chef des
Aufsichtsrats.
Ich hielt Paul Achleitner schon immer für überschätzt. Er hat die Fusion
mit der Commerzbank sehr aktiv betrieben und ist gescheitert. Die Aktionäre
sollten sich fragen, ob die Deutsche Bank jetzt nicht schlechter dasteht
als vor der Fusionsdiskussion. Die Schwächen der Bank sind noch sichtbarer
geworden. Zudem hat sich herausgestellt, dass es keinen „Plan B“ gibt.
Vielleicht taucht ja noch eine andere Bank auf, die die Deutsche Bank
übernehmen will?
Die Deutsche Bank will derzeit niemand haben. Das sieht man schon am
dramatisch niedrigen Aktienkurs. Es lassen sich höchstens einzelne Teile
des Geschäfts verkaufen. Anders ist es bei der Commerzbank, für sie gibt es
Interessenten. Allerdings müssen Politik und Bankenaufsicht endlich darauf
achten, dass durch eine Fusion nicht eine Bank entsteht, die so groß und so
systemrelevant ist, dass der Steuerzahler bei einer Pleite einspringen
muss.
Das schließt aber eine Fusion aus. Die Commerzbank ist jetzt schon
systemrelevant.
Auch bei der Commerzbank sehe ich nicht, dass alle Arbeitsplätze erhalten
werden können. Insgesamt wurden nach Ausbruch der Finanzkrise in
Deutschland zu wenige Überkapazitäten im Finanzsektor abgebaut. Andere
Länder sind viel weiter als wir.
Die Commerzbank gehört zu 15 Prozent dem Staat. Was würden Sie
Finanzminister Olaf Scholz raten?
Er sollte sich von der Hoffnung verabschieden, dass der Aktienkurs noch
einmal stark steigt und er die Papiere ohne Verlust verkaufen kann. In der
Finanzkrise 2008 war Finanzminister Steinbrück viel zu großzügig bei der
Rettung der Commerzbank. Er hat Milliarden an die damaligen Aktionäre
verschenkt. Aber diese Steinbrück-Milliarden sehen wir sowieso nicht
wieder. Es wäre besser, die staatlichen Aktien zu verkaufen, wenn sich eine
gute Gelegenheit ergibt. Sonst tragen die Steuerzahler ewig das Risiko,
falls die Commerzbank noch mal in bedrohliche Schieflage rutscht.
25 Apr 2019
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## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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