Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Staatssekretär-Rauswurf: „Wir werden gleich Sekt trinken“
> Bildungssenatorin Scheeres (SPD) entlässt Staatssekretär Rackles trotz
> angeblich guten Verhältnisses und großer Verdienste. Den Posten übernimmt
> ihre Sprecherin.
Bild: Nicht länger Staatssekretär für Bildung: Mark Rackles (SPD)
Die Bildungsverwaltung muss ohne den Mann auskommen, der zwar nicht
Everybody’s Darling war, aber über Parteigrenzen hinweg als der
kompetenteste SPDler in der Schulpolitik galt: Senatorin Sandra Scheeres
hat ihren Staatssekretär und Parteifreund Mark Rackles nach siebenjähriger
Zusammenarbeit entlassen und durch ihre Pressesprecherin Beate Stoffers
ersetzt, mit der sie seit ebenso langer Zeit zusammenarbeitet. Die
oppositionelle CDU sieht ein Bauernopfer, mit dem Scheeres von sich selbst
ablenken wolle.
Nichts hatte auf eine bevorstehende Entlassung Rackles’ hingewiesen, der am
Dienstag bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen
war. Noch vergangenen Mittwoch beantwortete er gewohnt souverän im
Hauptausschusses des Landesparlaments Fragen der Abgeordneten.
Senatorin Scheeres bestritt, dass ein Zerwürfnis zu dem Rauswurf führte.
„Wir trennen uns tatsächlich ohne Streit“, sagte sie am Dienstag nach der
Senatssitzung, in der die Landesregierung die Entlassung akzeptierte und
Stoffers zu neuen Staatssekretärin machte. „Wir standen gerade noch lachend
zusammen, wir werden auch einen Sekt trinken, wenn ich aus der
Pressekonferenz komme.“
Es soll auch nicht um unterschiedliche Haltungen beim Thema Verbeamtung
gegangen sein, wo Scheeres jüngst ihre über Jahre ablehnende Position
aufgab. Sie lobte zudem Rackles’ fachliche Kompetenz, beide hätten „sehr
gut zusammen gearbeitet“. Die Senatorin hob dabei die Schulbauoffensive der
rot-rot-grünen Landesregierung hervor: „Hier hat er die Strukturen
geschaffen.“
Kein Streit, gute Zusammenarbeit – wieso dann eine Trennung? „In
siebeneinhalb Jahren kann sich eine Basis ausdünnen“, sagte Scheeres,
lehnte es aber ab, konkreter zu werden. Sie kündigte an, dass sie neue
Schwerpunkte setzen will. „Ich möchte das Thema des Managements
problembelasteter Schulen anders angehen“, sagte sie etwa. Offen blieb,
woher der neue Input kommen soll, weil Rackles’ Nachfolgerin Stoffers nicht
nur seit sieben Jahren Pressesprecherin der Bildungsverwaltung ist, sondern
bereits zu Scheeres’ engsten Beratern gehört.
Rackles verliert damit binnen eines Jahres seine zweite Führungsposition in
der Berliner Politik. Bereits im Juni 2018 hatte er beim
SPD-Landesparteitag nicht erneut als Vize-Landeschef kandidiert. Seinen
Abgang nach acht Jahren als stellvertretender Vorsitzender begleitete er
mit Kritik am weiterhin amtierenden Parteichef Michael Müller. [1][„Die
Vertrauensbasis des Landesvorstands ist offenbar aufgebraucht“,] schrieb
Rackles über die Führungsriege von Müller, der er selbst angehörte – auch
er führte also wie Scheeres das Bild einer nicht mehr ausreichend tragenden
Basis an.
Es war eines von mehreren Papieren zum Zustand der SPD, die Rackles
verfasste, teils allein, teils als Sprecher der SPD-Linken, die er bis 2012
anführte. Unter anderem schlug er nach der für die SPD desaströsen
Bundestagswahl 2017 vor, [2][enger mit der Linkspartei zusammen zu
arbeiten] und bei Wahlen personelle Absprachen zu treffen. Seine Vorstöße
machten ihn in der Partei nicht beliebter, trugen ihm aber den Ruf ein, für
seine Meinung einzustehen.
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger kommentierte in einer Presseerklärung mit
Hildegard Bentele, der Bildungsexpertin der Fraktion, die während der
rot-schwarzen Koalition bis 2016 mit Rackles zusammen arbeitete: „Es wäre
besser gewesen, Scheeres selbst hätte ihren Platz und damit den Weg für
eine bildungspolitische Wende zum Besseren freigemacht.“
9 Apr 2019
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5500497&s=alberti+mark+rackles&SuchRahmen=Print/
[2] /Archiv-Suche/!5452588&s=alberti+mark+rackles&SuchRahmen=Print/
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Sandra Scheeres
Staatssekretär
Senatsverwaltung für Bildung
Michael Müller
Quereinsteiger
Michael Müller
## ARTIKEL ZUM THEMA
Berliner SPD Landesparteitag: Müller spielt auf Zeit
SPD verschiebt auf Parteitag Enteignungsbeschluss. Lehrer werden nicht
verbeamtet. Regierender attackiert Koalitionspartner.
Bildungssenatorin Scheeres im Interview: „Ich bin nicht in der Defensive!“
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) verteidigt ihre
Einstellungspolitik. Auch die Verbeamtung der LehrerInnen wird wieder
diskutiert.
Landesparteitag der Berliner SPD: Klatsche für Michael Müller
Der SPD-Landesvorsitzende Müller bekam bei seiner Wiederwahl nur knapp 65
Prozent der Stimmen. Er hatte nicht mal eine Gegenkandidatin.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.