# taz.de -- Tarifkonflikt bei der BVG: Neue Streiks möglich | |
> Die letzte Verhandlungsrunde endete ohne Annäherung. Verdi hält ein | |
> Angebot der Arbeitgeberseite für weitgehend indiskutabel. | |
Bild: BVG-Nutzer*innen könnten bald wieder vor verschlossenen Türen stehen | |
BERLIN taz | Nachdem es in den vergangen Tagen danach aussah, dass im | |
aktuellen [1][Tarifkonflikt bei der BVG] zumindest eine gemeinsame | |
Verhandlungsebene gefunden wäre, wurden am Dienstag deutliche Differenzen | |
zwischen den Tarifparteien deutlich. Während der Kommunale | |
Arbeitgeberverband (KAV) die letzte Verhandlungsrunde vom Vormittag | |
insgesamt positiv bewertete, kamen die Tarifkommission und die Gewerkschaft | |
Verdi zu einem ganz anderen Ergebnis. | |
Immerhin hatte der KAV, wie von Verdi gefordert, erstmals überhaupt ein | |
Angebot vorgelegt. Dessen Eckpunkte sind aber dermaßen weit von den | |
gewerkschaftlichen Forderungen entfernt, dass die Tarifkommission nach der | |
Verhandlung mehrere Stunden um eine Bewertung, vielleicht auch ihre Fassung | |
ringen musste. Der Gesamtumfang von 65 Millionen Euro und die ungewöhnlich | |
langen Laufzeit von fünf Jahren für den Manteltarifvertrag steht einer | |
Erwartung gegenüber, die 60 Millionen Euro kosten würde – und zwar pro | |
Jahr. | |
Außerdem erklärte der KAV, dass die Verkürzung der Arbeitszeiten für alle | |
Beschäftigten auf 36,5 Stunden in der Woche bei vollemLohnausgleich nicht | |
möglich sei. Genau das ist aber eine Kernforderungen der Beschäftigten, um | |
die Ungleichbehandlung von MitarbeiterInnen zu beenden. Jene, die nach 2005 | |
eingestellt wurden, arbeiten derzeit 39 Wochenstunden. Durch | |
Sicherungsleistungen, die bestimmte Zuschläge betreffen, haben Beschäftigte | |
mit Altverträgen trotz geringerer Arbeitsdauer nicht selten mehr Geld auf | |
dem Lohnzettel als ihre später hinzugekommenen KollegInnen. | |
Der Vorschlag für die Entgelttabelle, der anders als der Manteltarifvertrag | |
nur bis 2021 gelten soll, findet bei Verdi ganz grundsätzliche Kritik, da | |
sie teilweise nicht einmal den Vergabemindestlohn des Landes Berlin | |
beachte. Der sieht vor, dass bei öffentlichen Aufträgen den | |
ArbeitnehmerInnen mindestens 11,30 Euro pro Stunde gezahlt werden müssen. | |
## Überdurchschnittlicher Krankenstand | |
Avisierte Verlängerungen und Flexibilisierungen von Schichtzeiten finden | |
naturgemäß bei der Gewerkschaft keinen Applaus. Das liegt auch daran, dass | |
die allgemeinen Arbeitsbedingungen bei der BVG als Hauptgrund für den weit | |
überdurchschnittlichen Krankenstand im Unternehmen gesehen werden. | |
Insgesamt erwartet Verdi bei Umsetzung des KAV-Angebots, dass die | |
BVG-Beschäftigten lediglich nicht mehr die bundesweit am schlechtesten | |
vergüteten Angestellten eines Nahverkehrsunternehmens wären. Den vorletzten | |
Platz hatte das Land Berlin bereits bis vor wenigen Tagen inne und tauschte | |
diesen mit Brandenburg nach dem dortigenTarifabschluss Mitte Februar. | |
Nichtsdestotrotz wurden Arbeitskampfmaßnahmen nicht unmittelbar | |
beschlossen. Zu einer abschließenden Bewertung des Angebots und | |
gegebenenfalls der Einleitung weiterer Streiks tritt die Tarifkommission | |
erneut am kommenden Dienstag zusammen. Der Warnstreik am 15. Februar legte | |
den Verkehr auf allen U-Bahn und Tram-Linien komplett lahm. Bis auf einige | |
in Außenbezirken verkehrende und von Subunternehmen betriebene Linien | |
fielen auch sämtliche Busse von Betriebsbeginn bis mittags aus. | |
Verhandelt wird über den Tarifvertrag für insgesamt 14.000 Beschäftigte, | |
davon 12.000 bei der BVG und 2.000 bei ihrer Tochter Berlin Transport GmbH. | |
Der nächste reguläre Verhandlungstermin zwischen KAV und Verdi ist bislang | |
für den 28. März angesetzt. | |
6 Mar 2019 | |
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[1] /Streiks-in-BVG-und-oeffentlichem-Dienst/!5569231 | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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