# taz.de -- BVG-Warnstreik in Berlin: Die Busfahrer sind guter Dinge | |
> Dass BVG-Chefin Nikutta die Streikenden besucht, sorgt bei den Busfahrern | |
> für Respekt. Tarifverhandlungen gehen am Montag weiter. | |
Bild: Nicht nur im BVG-Betriebshof an der Indira-Gandhi-Straße bleiben die Gel… | |
Feinsäuberlich sind die gelben Busse im Hof nebeneinander aufgereiht. Ein | |
Doppeldecker mit roten Verdi-Fahnen in den Fenstern versperrt die Einfahrt. | |
Aus dem BVG-Betriebshof in der Müllerstraße im Wedding ist am Donnerstag | |
kein Herauskommen. Aber es versucht auch keiner. Die, die sonst die Busse | |
steuern – überwiegend sind es Männer – stehen vor dem Tor zusammen, | |
rauchen, quatschen und verströmen gute Laune: die Berliner Busfahrer, wie | |
man sie sonst nicht unbedingt kennt. | |
Knapp 1.500 Busfahrer und Busfahrerinnen sind am Donnerstag dem Aufruf der | |
Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik gefolgt. „Es gab keine Streikbrecher“, | |
vermeldete Jeremy Arndt, Verdi-Verhandlungsführer. Es handelte sich um den | |
zweiten Warnstreik binnen weniger Wochen. Mitte Februar waren neben den | |
Bussen auch U- und Straßenbahnen stehen geblieben, allerdings nur für einen | |
halben Tag. | |
Diesmal blieben nur die Busse im Depot, dafür aber von 3 Uhr morgens bis 22 | |
abends. „Wir wollen zeigen, dass wir steigerungsfähig sind“, sagte | |
Verdi-Landesbezirks- und Fachbereichsleiter Jens Gröger zur taz. | |
Verdi will für die rund 14.000 Beschäftigten der BVG und ihrer Tochter | |
Berlin Transport unter anderem eine 36,5-Stunden-Arbeitswoche bei vollem | |
Lohnausgleich durchsetzen. Bisher muss knapp die Hälfte der Beschäftigten | |
des Landesunternehmens 39 Stunden arbeiten. Rund 2.100 Euro brutto beträgt | |
Gröger zufolge das Anfangsgehalt eines Busfahrers. Bei dem Warnstreik gehe | |
es aber nicht nur um Arbeitszeiten und Entlohnung, sondern auch um die | |
Ruhezeiten. Derzeit habe ein Fahrer zwischen den Schichten 11 Stunden | |
Pause. Plan der BVG sei, die Ruhezeit um eine Stunde zu verkürzen, sagte | |
Gröger. | |
## Keine inhaltliche Annäherung | |
Am Donnerstagvormittag suchte BVG-Chefin Sigrid Nikutta die Streikenden im | |
Betriebshof Lichtenberg auf. Gröger war eigenen Angaben zufolge bei dem | |
Gespräch zugegen. Inhaltlich habe es keine Annäherung gegeben, aber | |
„Respekt, dass sich Frau Doktor dem Volk stellt“, sagte Gröger. | |
Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt wandte sich am Mittag vor den Toren | |
des Betriebshofs Wedding mit den Worten an die Belegschaft: „Unser Signal | |
scheint angekommen zu sein.“ | |
Als erste Reaktion auf den Bus-Warnstreik sei Verdi von der | |
Arbeitgeberseite zu einem weiteren Tarifgespräch am kommenden Montag | |
eingeladen worden. Ob zu diesem Termin auch ein neues, verbessertes Angebot | |
vorgelegt wird, hätten die Arbeitgeber bislang offengelassen. | |
BVG-Sprecherin Petra Nelken sagte auf taz-Nachfrage, das Unternehmen habe | |
ein Tarifangebot mit Kosten von 65 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Für | |
die 14.000 Beschäftigten der BVG würde das eine Gehaltserhöhung von 12 | |
Prozent bedeuten. Für den normalen Fahrer bedeute das ein Brutto von 250 | |
bis 300 Euro mehr. Der Warnstreik sei nicht angemessen. Nach Auffassung des | |
Fahrgastverbands Igeb traf der Streik vor allem Einkommensschwache am | |
Stadtrand, denn dort könne nicht auf die U-Bahn oder Straßenbahn | |
ausgewichen werden. | |
14 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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