# taz.de -- Neuer Nahverkehrsplan: Spur der Milliarden | |
> Der Nahverkehrsplan 2019–2035 wird am Dienstag beschlossen. Die gute | |
> Nachricht: Es gibt von fast allem mehr. Nur die Barrieren werden | |
> abgebaut. | |
Bild: Bauen, bauen, bauen. Was bei der U-Bahn nach dem Lückenschluss der U5 pa… | |
Mehr Streckenkilometer, neue Fahrzeuge, dichtere Takte, zusätzliche | |
Werkstätten, weniger Barrieren: Berlins Öffentlicher Personennahverkehr | |
(ÖPNV) soll in den kommenden 15 Jahren massiv ausgebaut werden. Wie | |
Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und | |
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Montag verkündeten, wird der | |
Senat am Dienstag den Nahverkehrsplan (NVP) 2019–2035 beschließen. Dieser | |
sieht eine deutliche Ausgabensteigerung vor: Die Rede ist von einem | |
Finanzrahmen von insgesamt 28,1 Milliarden Euro, das sind im Schnitt 1,76 | |
Milliarden pro Jahr. Derzeit liegen die Ausgaben im ÖPNV bei 1,1 Milliarden | |
Euro jährlich. | |
Mit dem auf anderthalb Jahrzehnte angelegten NVP legt ein Senat verbindlich | |
fest, welche Leistungen er und seine Nachfolger bei den Verkehrsunternehmen | |
bestellen wollen – und müssen. Das betrifft sowohl Quantität als auch | |
Qualität der Personenbeförderung. Richtig konkret wird es dann in den | |
Verkehrsverträgen, die das Land mit BVG und S-Bahn abschließt. Der neue | |
BVG-Vertrag ab 2020 soll ebenfalls heute vom Senat abgesegnet werden. Da es | |
sich um ein öffentliches Unternehmen handelt, kann das Land auf eine | |
Ausschreibung verzichten und zum Mittel der Direktvergabe greifen. | |
Von einem „beispiellosen Ausbau des Nahverkehrs“ sprach Günther. „Mein Z… | |
ist, dass viel mehr Berlinerinnen und Berliner sagen können: Ich brauche | |
gar kein Auto.“ Pop, die dem Aufsichtsrat der BVG vorsitzt, verwies darauf, | |
dass „über Jahrzehnte“ Investitionen unterlassen worden seien, was unter | |
anderem auf das Konto des früheren SPD-Finananzsenators Thilo Sarrazin | |
gehe. Die aktuelle Trendumkehr nicht nur Notwendigkeit, sondern erklärter | |
Wille der Koalition“. | |
Großes wird laut Günther und Pop geleistet mit den zusätzlichen | |
Investitionen, die aus dem Landeshaushalt, aus Fördermitteln von Bund und | |
EU, aber auch durch die zunehmende Nutzung refinanziert werden sollen: ein | |
massives Wachstum der Fuhrparks von Tram (+ 38 %), U-Bahn (+ 30 %) und | |
S-Bahn (+ 21 %), die komplette Umstellung der Busflotte auf Elektroantrieb | |
bis zum Jahr 2030 und ein Wachstum des Tramnetzes um fast ein Viertel (von | |
194 auf 267 Gleiskilometer im Jahr 2035). | |
Noch in der laufenden Wahlperiode, nämlich 2021, werden nach aktuellen | |
Planungen drei Straßenbahnabschnitte in Betrieb gehen: auf der M10 zwischen | |
Hauptbahnhof und U-Bahnhof Turmstraße, auf den Linien 21 und 22 am Ostkreuz | |
sowie der M17 in Adlershof. Für die kommende Wahlperiode sind sieben neue | |
Abschnitte vorgesehen – unter anderem die wichtigen Verbindungen vom | |
Alexanderplatz zum Potsdamer Platz und von der Warschauer Straße bis zum | |
Hermannplatz – danach noch einmal weitere sechs. | |
## U7 zum BER wird geprüft | |
In welchem Umfang auch Streckenabschnitte von U- und S-Bahn gebaut werden | |
sollen, ist noch unklar. Hier werden zurzeit Machbarkeitsstudien | |
durchgeführt beziehungsweise sollen noch durchgeführt werden. Unter anderem | |
geht es um die heiß umstrittene Verlängerung der U7 zum BER, die | |
Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel und den Abzweig der U6 zum | |
heutigen Flughafen Tegel, der künftigen „Urban Tech Republic“. Die nächste | |
Streckeneröffnung bei der S-Bahn wird der Anschluss vom Hauptbahnhof an den | |
Nordring durch die S21 sein – ob das noch in die aktuelle Wahlperiode | |
fällt, ist offen. | |
Noch ein wichtiger Punkt: Der gesamte ÖPNV soll bis 2035 komplett | |
barrierefrei sein, sprich: Menschen im Rollstuhl sollen jedes Fahrzeug ohne | |
fremde Hilfe erreichen und nutzen können. Bei der BVG hat sich in dieser | |
Hinsicht in den vergangenen Jahren schon einiges getan: Am Montag wurde mit | |
dem U-Bahnhof Friedrich-Wilhelm-Platz (U9) der 129. von 173 Bahnhöfen durch | |
einen Fahrstuhl barrierefrei zugänglich gemacht. Laut BVG-Sprecher Markus | |
Falkner werden die allermeisten U-Bahnhöfe bis Ende 2020 folgen. Viel | |
länger wird es auch laut Regine Günther dauern, bis alle Bushaltestellen | |
barrierefrei sind. Hier sind allerdings auch die Bezirke in der Pflicht, | |
denen die bauliche Instandhaltung der meisten Haltestellen obliegt. | |
25 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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