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# taz.de -- Tarifkonflikt bei der BVG: Berlin im Bummelstreik
> Die BVG steht am Freitag wegen des Warnstreiks über acht Stunden still.
> Doch statt im Chaos zu versinken, verlangsamt die Stadt einfach ihr
> Tempo.
Bild: Mehrere tausend Streikende nahmen an einer Kundgebung vor der BVG-Zentral…
Berlin taz | Bei strahlendem Sonnenschein und milden 12 Grad fiel vielen
BerlinerInnen der Umstieg aufs Fahrrad anscheinend leicht. Andere liefen zu
Fuß oder blieben gleich ganz zu Hause. Trotz des Warnstreiks bei der BVG,
der zwischen Betriebsbeginn und 12 Uhr den Verkehr auf allen U-Bahnlinien,
den Tram- und den meisten Buslinien lahmlegte, blieb das von einigen Seiten
befürchtete Verkehrschaos in der Stadt am Freitag aus.
Selbst bei der S-Bahn, auf die viele auswichen, verlief der Verkehr
weitestgehend störungsfrei. Der Einsatz zusätzlicher Züge auf der S1 und
der S5 nahm den Druck aus den stärksten Spitzen im Berufsverkehr.
Lediglich im Übergang zum Normalbetrieb um die Mittagszeit kam es zu
Verzögerungen und Irritationen. Die Verantwortung dafür sieht die
Gewerkschaft Verdi bei der BVG. Die hatte eine gerade erst geschlossene
Notdienstvereinbarung nicht anwenden wollen und somit laut Verdi unnötige
Reibungsverluste provoziert. Auch sonst zeigte sich die Arbeitgeberseite
angesichts des Streiks eher konfrontativ. So beklagte der
Gewerkschaftssekretär Jeremy Arndt ein Verbot für Auszubildende, an der
zentralen Streikkundgebung vor der BVG-Zentrale in der Holzmarktstraße
teilzunehmen.
Dort erklärte Arndt auch, dass noch vor dem nächsten Treffen am 5. März ein
verhandelbares Angebot von der BVG erwartet würde. Ansonsten seien die
Beschäftigten bereit, wieder in den Ausstand zu gehen.
## Vergleichsweise schlechte Bezahlung
Die Gelassenheit, mit der die Fahrgäste am Freitag die Ausfälle hinnahmen,
mag mit einem hohen Verständnis für die Forderungen der Beschäftigten
zusammenhängen. Die sind aktuell im bundesweiten Vergleich beinahe die am
schlechtesten gestellten MitarbeiterInnen von Nahverkehrsunternehmen. Im
Bundesdurchschnitt verdienen BerufseinsteigerInnen etwa 400 Euro brutto
mehr. Der Vergleich mit konkurrierenden Arbeitgebern in der Stadt fällt
nicht weniger ungünstig für die BVG aus. So haben Beschäftigte im
Fahrdienst der S-Bahn im Vergleich zu ihren KollegInnen bei der U-Bahn bis
zu 900 Euro mehr auf dem Lohnzettel.
In einer wachsenden Stadt hält Verdi das für ein Unding und hofft auf eine
fortgesetzt große Unterstützung in der Bevölkerung. Verdi-Landeschefin
Susanne Stumpenhusen gab bei ihrem Auftritt auf der Kundgebung vor der
BVG-Zentrale denn auch die zentrale Losung für diesen Arbeitskampf vor:
„Dieser Streik ist nicht gegen, sondern für die Fahrgäste, für die BVG, f�…
die Berlinerinnen und Berliner.“
Für die Arbeitgeberseite bleibt in diesem Tarifkonflikt die argumentative
Zwickmühle, einerseits mehr Personal auf einem engen Arbeitsmarkt anwerben
zu müssen, gleichzeitig aber den gewerkschaftlichen Forderungen nach
besseren Arbeitsbedingungen möglichst wenig nachgeben zu wollen.
Die hohe Beteiligung am Warnstreik überraschte selbst Verdi. Entsprechend
lang waren die Schlangen an den Tischen zur Streikgelderfassung. Die
Kampfbereitschaft der Beschäftigten machte deutlich, dass die Drohung mit
weiteren Streiks durchaus ernstzunehmen ist. Sollte die BVG kein
Entgegenkommen zeigen, wird es wohl ein langer und harter Arbeitskampf
werden.
15 Feb 2019
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
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Tarif
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