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# taz.de -- Minigipfel zum Verpackungsmüll: Den Plastikberg wegquatschen
> Und wenn Svenja Schulzes Runder Tisch zu keiner Lösung des
> Plastikproblems kommt? Dann gibt es immer noch die Konjunktur.
Bild: Von solchen Plastikverpackungen soll durch ein neues Gesetz mehr recycelt…
Berlin taz | Wie runter vom Plastikmüllberg? Umweltministerin Svenja
Schulze (SPD) versucht es am heutigen Mittwoch mit Reden. Sie hat die
großen Discounter und Supermarktketten, Industrie- und Umweltverbände zum
Gespräch eingeladen, um „konkrete und messbare Schritte festzulegen, um das
Verpackungsaufkommen schon beim Verkauf zu reduzieren“, teilt eine
Sprecherin Schulzes mit.
Themen des Dialogs sollen etwa die Gestaltung von Verpackungen, der
vermehrte Einsatz von Mehrwegverpackungen oder die Substitution von
Hemdchenbeuteln, sein, den dünnen Plastiktütchen in der Obst- und
Gemüseabteilung.
Ganz in diesem Sinne hat die [1][Handelskette Real am Montag schon mal
mitgeteilt, diese Beutel bis Ende 2020 abzuschaffen.] Damit wolle das
Unternehmen rund 70 Millionen Tütchen einsparen und durch Tüten aus
Recyclingpapier ersetzen.
Das sei aber nicht unbedingt ökologisch besser, sagte Rolf Buschmann,
Experte für technischen Umweltschutz beim Umweltverband BUND, der dpa. Zwar
seien Papierbeutel, wenn sie in die Umwelt gelangten, deutlich leichter
abbaubar als Plastikbeutel. Doch insgesamt sei ihre Ökobilanz, wenn sie nur
einmal benutzt würden, schlechter als die der Plastiktüten. Für ihre
Herstellung werde mehr Energie und mehr Wasser verbraucht, als für die
Produkte aus Plastik.
## Herstellerverband: Vermeidung ist nicht alles
Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) aus Frankfurt warnt
denn auch vor einer „voreiligen Fokussierung auf Plastikvermeidung“. Zwar
sollten unnötige Verpackungen, egal welchen Materials, vermieden werden,
sagt eine Sprecherin, aber unter der Voraussetzung, dass dies
gesamtökologisch wirklich sinnvoll sei. Vom neuen Verpackungsgesetz, das
seit Anfang des Jahres weniger gut recycelbare Verpackungen teurer machen
soll, spürt die IK noch wenig. „Wir sehen bisher nur eine langsam
zunehmende Nachfrage nach Recylingmaterial in Verpackungen“, so die
Sprecherin. „Das hat vor allem damit zu tun, dass alle Akteure der Kette
gefragt sind, um letztendlich verlässliche Mengenströme in ausreichender
Qualität zu schaffen.“
Schützenhilfe beim Kampf gegen den Plastikmüll könnte Ministerin Schulze
übrigens von einem ihrer traditionell besten Verbündeten bekommen: der
nachlassenden Konjunktur. Die Produktion von Kunststoffen verringerte sich
2018 um 3,8 Prozent. „Alles in allem kam es sowohl bei der
Kunststofferzeugung als auch bei der Herstellung von Kunststoffprodukte zu
einer deutlichen Abkühlung“, heißt es in einem [2][Konjunkturbericht der
Branchenvereinigung Plastics Europe.]
Die nächste Dialogrunde im Ministerium ist im Herbst geplant. Wenn sie sich
so entwickle wie der [3][„Runde Tisch Meeresmüll“,] könne sie sinnvoll
sein, sagt Kim Detloff, Meeresexperte des Nabu. Dieser arbeite seit zwei
Jahren und habe etwa bei den Themen „Substitution problematischer
Kunststoffe“ oder „Eintrag von Mikroplastik“ schon gute Maßnahmen
erarbeitet.
27 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.real.de/presse/pressemitteilungen/real-ersetzt-bis-2020-plastik…
[2] https://www.plasticseurope.org/de/resources/publications/670-plastics-facts…
[3] https://muell-im-meer.de/
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Umweltministerium
Plastikmüll
Verpackungen
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Svenja Schulze
dm
Müll
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