# taz.de -- Neue Studie zu Gesundheitsrisiken: Mikroplastik laut WHO keine Gefa… | |
> In vielen Ländern wurde Mikroplastik aus dem Wasser gefiltert. Die | |
> Weltgesundheitsorganisation fordert dennoch weitere Forschung. | |
Bild: Von Mikroplastik weitgehend frei: Leitungswasser, zumindest in entwickelt… | |
BERLIN taz | Die Weltgesundheitsorganisation ([1][WHO]) mischt in der | |
Debatte um [2][Mikroplastik] im Trinkwasser mit. In einer am | |
Donnerstagmorgen veröffentlichten Studie mit dem Titel „Microplastics in | |
Drinking water“ untersuchen ForscherInnen die Dringlichkeit der Problematik | |
und hinterfragen die Auswirkungen des Kunststoffs auf die menschliche | |
Gesundheit. Ihr Fazit: Zurzeit deute wenig darauf hin, dass | |
Mikroplastikpartikel für den Menschen gefährlich seien. | |
Untersuchungen hätten gezeigt, so die Studie, dass Mikroplastik ab einer | |
bestimmten Konzentration schlicht direkt über den Kot ausgeschieden werde. | |
Auch seien die Gesundheitsrisiken von Chemikalien und Biofilmen, die | |
zusammen mit Mikroplastik auftreten können, vernachlässigbar. „Basierend | |
auf den begrenzt verfügbaren Informationen scheint Mikroplastik im | |
Trinkwasser auf dem jetzigen Niveau kein Gesundheitsrisiko darzustellen“, | |
sagte die WHO-Expertin Maria Neira. Andere Verunreinigungen des Wassers | |
seien aus heutiger Sicht wesentlich bedeutsamer. | |
Allerdings, so schreiben die ForscherInnen mehrfach in dem 124 Seiten | |
starken Dokument, müssten die Vorkommen von Mikroplastik im Trinkwasser und | |
seine möglichen gesundheitlichen Auswirkungen noch viel genauer untersucht | |
werden. | |
Sowohl Mikro- als auch die noch kleineren Nanokunststoffe wurden bereits | |
mehrfach in Meerwasser, Abwasser, Frischwasser, Nahrungsmitteln, Luft und | |
Trinkwasser nachgewiesen. Es handelt sich dabei um Materialien, die aus | |
unterschiedlichen Substanzen bestehen können und verschiedene Dichten, | |
chemische Zusammensetzungen, Formen und Größen aufweisen können. Meist | |
gelangt es durch Autoreifen-Abrieb, Reinigungsmittel, Bauschuttreste oder | |
Kosmetika in die Umwelt und insbesondere in die Gewässer. | |
Jüngst hatte ein Forscherteam unter Leitung des | |
[3][Alfred-Wegener-Instituts] (AWI) in Bremerhaven berichtet, dass | |
Mikroplastik-Teilchen im Schnee aus der Luft auf die Erdoberfläche rieseln | |
– selbst in der Arktis. Die winzigen Teilchen werden in der Atmosphäre | |
transportiert und können so über weite Strecken verteilt werden. | |
Oberflächenabfluss und Abwasser werden jedoch als die beiden Hauptquellen | |
erkannt. | |
## Wichtig: Wie wird Wasser gereinigt? | |
Vor diesem Hintergrund sei die Qualität von Wasseraufbereitungsanlagen | |
entscheidend: In entwickelten Ländern könnten diese mehr als 90 Prozent des | |
Mikroplastiks aus dem Abwasser filtern, so die WHO-Studie. In vielen | |
Ländern hingegen seien entsprechende Anlagen nicht in ausreichendem Maße | |
vorhanden: Rund zwei Drittel der Bevölkerung in Ländern mit geringen und | |
mittleren Einkommen haben keinen Abwasseranschluss. Das ergab eine | |
Referenzstudie von WHO und UNICEF. | |
Auch wenn Mikroplastik im Trinkwasser laut WHO nicht gesundheitlich | |
schädlich zu sein scheint, fordern die ForscherInnen ein Umdenken. Die | |
Freisetzung von Kunststoffen in die Umwelt müsse minimiert und dadurch | |
andere Nachteile für die Umwelt und das Wohlergehen der Menschen reduziert | |
werden. Eine weitere Empfehlungen der Studie: Wasserversorger und | |
Regulierungsbehörden sollten weiterhin mikrobielle Krankheitserreger und | |
Chemikalien aus dem Trinkwasser entfernen, von denen bekannt ist, dass sie | |
ein erhebliches Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen. Zudem sei | |
tiefergehende Forschung auf dem Gebiet unverzichtbar. Eine routinemäßige | |
Überwachung von Mikroplastik im Trinkwasser sei derzeit aber nicht | |
erforderlich. | |
22 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://www.euro.who.int/de/home | |
[2] /Plastikverpackungen-fuer-Lebensmittel/!5583556 | |
[3] http://www.awi.de/ | |
## AUTOREN | |
Tobias Schmidt | |
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