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# taz.de -- Kommentar Algerien nach Bouteflika: Die Opposition muss zuhören
> Der Abtritt des algerischen Präsidenten Bouteflika ist eine große Chance
> für die Opposition. Doch die ist seit jeher zersplittert und kaum
> organisiert.
Bild: Das Hauptproblem der Opposition ist die Opposition selbst
Le pouvoir – „die Macht“ –, wie die Algerier das undurchsichtige
Interessengeflecht nennen, das sie regiert, hat den greisen Präsidenten
Abdelaziz Bouteflika endgültig von der politischen Bühne geschoben. Eine
erneute Kandidatur für eine fünfte Amtszeit [1][war nach Massenprotesten
nicht mehr haltbar.] Premier Ahmed Ouyahia nahm ebenfalls den Hut, die
Wahlen werden verschoben. Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht. Eine
Nationale Konferenz soll Grundlagen für eine neue Republik ausarbeiten.
Wenn die Nationale Konferenz wirklich für alle Strömungen der Gesellschaft
offen ist und unabhängig arbeiten wird, wie es im Abtrittsschreiben das von
Bouteflika stammen soll, heißt, ist dies eine große Chance für die
Opposition. Erstmals seit der Unabhängigkeit von Frankreich können die
Interessenclans gezwungen werden, aus dem Schatten der Macht zu treten.
Denn mit Bouteflikas und Ouyahias Rücktritt haben sie ihr Schutzschild
verloren. Ein neues gibt es nicht. Es sei denn die Armee, die ein Staat im
Staate mit völlig eigener Dynamik und eigenen Interessen ist, versucht
einen demokratischen Prozess erneut einzuschränken oder gar abzuwürgen, wie
in der Vergangenheit.
Doch das Hauptproblem der Opposition ist die Opposition selbst. Sie ist in
Algerien von jeher zersplittert, zerstritten. Und die jungen Menschen,
[2][die in den vergangenen Wochen die Proteste nicht unerheblich
mitgestalteten,] sind kaum organisiert. Sie könnten im Laufe einer
Nationalen Konferenz an Einfluss verlieren. Wie schnell das gehen kann,
zeigt das Nachbarland Tunesien: Dort wurde die Revolution von denen unter
30 Jahren getragen, das neue Regime maßgeblich von denen über 50 und älter
gestaltet.
Soll tatsächlich ein Übergang zu einer neuen Republik ohne Gewalt möglich
werden, muss die Opposition denen zuhören, die, wie einige
Menschenrechtsanwälte und Intellektuelle, Einheit fordern. Nur dann können
der trotz des Rückschlags immer noch starken Macht entscheidende
Zugeständnisse abgerungen werden.
12 Mar 2019
## LINKS
[1] /Algerien-im-Umbruch/!5580299
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## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
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