| # taz.de -- Kommentar Digitalsteuer: Die Angst vor dem Sprung | |
| > Die Bundesregierung weicht einer Digitalsteuer mit einer durchsichtigen | |
| > Finte aus. Sie ist zu feige für eine realistische Lösung. | |
| Bild: In den USA ist die Debatte um die Besteuerung von Digitalkonzernen längs… | |
| Nahezu kämpferisch zeigte sich die Bundesregierung vor einem Jahr: „Wir | |
| unterstützen eine gerechte Besteuerung großer Konzerne, gerade auch der | |
| Internetkonzerne wie Google, Apple, Facebook und Amazon“, heißt es im | |
| Koalitionsvertrag. Davon übrig geblieben ist mittlerweile weder die | |
| „gerechte Besteuerung“ noch das „Unterstützen“. Als auf EU-Ebene eine | |
| entsprechende Steuer zur Diskussion stand, hat Deutschland gebremst. Und | |
| nun, wo Frankreich vorprescht und zeigt, was geht, bleibt | |
| [1][SPD-Finanzminister Olaf Scholz bei seiner Position, lieber eine globale | |
| Vereinbarung zu wollen]. | |
| Dabei ist das nicht mehr als eine durchsichtige Finte, mit der er den | |
| großen Sprung fordert, aber zu feige ist, auch nur Anlauf zu nehmen. Denn | |
| wie bitte soll bei der international noch viel heterogeneren Interessenlage | |
| eine Einigung realistisch sein, [2][wenn sich schon die EU-Staaten nicht | |
| einigen können]? Und zwar deshalb, weil Länder wie Irland – Sitz diverser | |
| Konzerne, die eine solche Steuer betreffen würde – und Deutschland – Sitz | |
| diverser Konzerne, die gerne in die USA exportieren und steuerliche | |
| Vergeltung befürchten – bremsen? | |
| Vielleicht sollte mal jemand der Bundesregierung verraten, dass die Debatte | |
| selbst in den USA mittlerweile progressiver geführt wird. Elizabeth Warren | |
| etwa, die für die US-Demokraten als Präsidentschaftskandidatin aufgestellt | |
| werden will, denkt laut darüber nach, dass die letzten Firmenübernahmen von | |
| Amazon, Facebook und Google rückgängig gemacht werden sollten. So ein | |
| Vorschlag würde hierzulande sofort mit dem Stempel Zerschlagung versehen | |
| und damit diskreditiert werden. | |
| Leider scheint das Interesse der Bundesregierung an einer Begrenzung der | |
| Marktmacht auch sonst überschaubar. Jüngstes Symptom: die Nachricht, dass | |
| die Bundespolizei die Aufnahmen ihrer [3][Bodycams in der Amazon-Cloud] | |
| speichert. Weil eine entsprechende staatliche Infrastruktur fehle. | |
| Vielleicht wäre das der erste Punkt für die To-do-Liste der Regierung: Sich | |
| selbst und den Behörden klarmachen, dass es alternative Anbieter gibt. | |
| Dafür würde es nicht einmal Ärger aus den USA geben. | |
| 12 Mar 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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