| # taz.de -- Bremer Senat muss Abgeordnete informieren: Auch Rechte haben Rechte | |
| > Wutbürger Jan Timke siegt vor dem Bremer Staatsgerichtshof erneut gegen | |
| > den rot-grünen Senat. Der aber will von einer Stärkung des Parlamentes | |
| > nichts wissen. | |
| Bild: Wutbürger Jan Timke in der Rolle als Vorkämpfer für die Rechte der Par… | |
| Bremen taz | Um Fragen von Parlamentariern zu beantworten, muss der Senat | |
| „im Rahmen des Zumutbaren alle ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten der | |
| Informationsbeschaffung ausschöpfen“. [1][Das hat der Staatsgerichtshof am | |
| Dienstag entschieden] und damit – auf Antrag von Jan Timke, | |
| Einzelabgeordneter der rechtspopulistischen Wählervereinigung „Bürger in | |
| Wut“ (BIW) – erneut die Rechte der Abgeordneten gegenüber der | |
| Landesregierung gestärkt. | |
| Das Fragerecht der VolksvertreterInnen sei nicht bloß ein | |
| Aktenauskunftsrecht, heißt es im Urteil. Es umfasse auch „das persönliche | |
| Wissen der handelnden Personen“. Will der Senat nicht antworten, müsse er | |
| „substantiiert darlegen“, welche Anstrengungen er unternommen habe und | |
| warum diese nicht zum Erfolg führten. Und zwar auch dann, wenn der | |
| Fragesteller keiner Fraktion angehört, so wie Jan Timke, der kein Recht | |
| hat, große und kleine Anfragen zu stellen. | |
| [2][Im konkreten Fall] ging es um eine Frage in der Fragestunde der | |
| Bremischen Bürgerschaft im vergangenen Mai. Timke hatte sich nach der | |
| [3][Anzahl und den Motiven von Angriffen] auf PolizistInnen, | |
| MitarbeiterInnen der Justiz und Verwaltung sowie PolitikerInnen im privaten | |
| Wohnumfeld erkundigt. [4][Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) antwortete] | |
| mündlich, dass derartige Vorgänge technisch nicht erfasst würden. Valide | |
| Aussagen seien „mit einem vertretbaren Aufwand nicht möglich“. Eine | |
| statistische Erfassung lohne nicht, weil es nur wenige Fälle gebe. „Dabei | |
| hätte es der Senat nicht bewenden lassen dürfen“, urteilten die | |
| VerfassungsrichterInnen. Eine „behauptete schlichte Unmöglichkeit genüge“ | |
| nicht. | |
| Zumal der Senat sich gegenüber der Linksfraktion deutlich | |
| auskunftsfreudiger zeigt, wie ihm der Staatsgerichtshof vorhält. Als die | |
| Linke im vergangenen Juni nach [5][„vollzogenen oder versuchten Suiziden | |
| von Geflüchteten“] fragte, hat der Senat das „polizeiliche | |
| Vorgangsbearbeitungssystem manuell ausgewertet“ – also genau das getan, was | |
| er den Wutbürgern zuvor verwehrt hat. | |
| Es ist nicht das erste Mal, dass der Staatsgerichtshof auf Betreiben von | |
| Jan Timke die Rechte der Parlamentarier stärkt. Schon [6][2017 entschied | |
| er], dass der Senat seiner Informationspflicht nicht nachgekommen war. Der | |
| Wutbürger hatte wissen wollen, ob es Absprachen zwischen Senat und dem Bund | |
| zur Genehmigung des Offshore-Terminals Bremerhaven gegeben habe. Die knappe | |
| Senatsantwort lautete: „Nein.“ Damals verpflichtete der Staatsgerichtshof | |
| den Senat, mit Abgeordneten den Inhalt ihrer Fragen zu klären. | |
| Timke spricht von einer „juristischen Ohrfeige“ für den Senat und fordert | |
| eine öffentliche Entschuldigung des Senats im Landtag ein. Der | |
| Senatsvertreter im Prozess, Ex-Staatsrat und Ex-Richter Matthias Stauch | |
| erklärte nach dem Urteil, der Senat werde in der Fragestunde künftig | |
| „eingehender begründen“, warum er nicht antworten könne. Auch wenn dann in | |
| der Folge weniger Zeit für Fragen der Abgeordneten sei. | |
| 26 Feb 2019 | |
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| [4] https://www.bremische-buergerschaft.de/dokumente/wp19/land/vorlage/19L66F08… | |
| [5] http://www.linksfraktion-bremen.de/nc/themen/oeffentliche_daseinsvorsorge_p… | |
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| Jan Zier | |
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