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# taz.de -- Kolumne Eier: Das Patriarchat in Reinform
> Sie ist männerbündisch, mafiös und wie eine Burschenschaft – die
> katholische Kirche. Jetzt muss der Laden mal aufgeräumt werden.
Bild: Endlich ist die katholische Kirche mal ein kleines bisschen fucked
Sie ist so männerbündisch wie Ballsportvereine und Männersingkreise in dem
Sinne, dass niemand auch nur auf den Gedanken käme, andere Geschlechter
aufzunehmen. Sie ist so mafiös wie die klischeetriefenden „Pate“-Filme,
weil sie zu bedingungslosem Schweigen im Sinne der größeren Sache animiert;
und sie ist wie eine Burschenschaft in der Art, wie sie Initiationsriten
und Verschworenheit pflegt. Sie ist Patriarchat in Reinform – und sie ist
endlich mal ein kleines bisschen fucked: Die katholische Kirche arbeitet
sich durch x-tausend Fälle sexualisierter Gewalt. [1][Was die
Glaubwürdigkeit der Organisation wiederherstellen soll, enthüllt zunächst
mal ihre Fratzen.]
Verstehen Sie mich nicht als Zeloten, ich liebe Weihrauch und
Buntglasfenster, gregorianische Gesänge und Rosenkränze, vergoldete
Heiligenfigürchen und Himmelbetten, die durch die Stadt getragen werden.
Der pompöse, verschwenderische, hyperritualisierte Katholizismus war mir
immer lieber als die karge Lobpreispragmatik der anderen Strömungen. Aber
politisch ist die katholische Kirche ein Albtraum.
Es ist zwar dasselbe Patriarchat, das auch außerhalb existiert, aber
drinnen agiert es ungestört von Mechanismen, die sonst seine üble Wirkung
etwas mildern – Demokratie, allgemeine Gleichbehandlungsgesetze, Märkte,
Verstand. Die Kirche ist ein Einmachglas für seine übelsten Formen:
Frauenverbot bereits im mittleren Management. Feudalismus. Irrationalität.
Und das alles gerahmt von einer christlichen Sexualmoral, in der Lust etwas
ist, für das man um Vergebung bittet.
## Der Laden wird aufgeräumt
Nun hat also der Reformerpapst – [2][der sich auffällig oft bei wichtigen
Reizthemen unglücklich ausdrückt] – versprochen, den Laden aufzuräumen.
Deswegen redet der Vatikan gerade über sexualisierte Gewalt gegen Kinder
und Frauen. Über Studien, die allein in Deutschland von weit über tausend
Tätern und gut doppelt so vielen Opfern ausgehen. Pünktlich erscheinen dann
auch wieder Bücher über die „homosexuellen Netzwerke“ im Klerus, [3][wie
das des Franzosen Frédéric Martel.]
Und die Allerverstaubtesten stimmen freudig zu. Homosexualität sei das
Problem, nicht die Machtstrukturen, [4][schreibt der deutsche Rentner
Walter Brandmüller], der früher als Kardinal gearbeitet hat. Es ist der
letzte Versuch, das alte Schattenspiel wiederzubeleben, nachdem
sexualisierte Gewalt eine Frage der Sexualität ist und nicht der Gewalt.
Das läuft zum Glück heutzutage nicht mehr. Dank #MeToo und dank der
Studien, und [5][meinetwegen auch dank Franziskus,] fallen wir darauf kein
weiteres Mal herein.
Leider hat der Herr Brandmüller aber auch etwas gesagt, womit er recht
haben könnte. Der dpa sagte der geistreiche Geistliche im Januar: [6][„Was
in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als was in
der Gesellschaft überhaupt geschieht.“] Das könnte nicht ganz falsch sein.
Denn das Patriarchat wirkt ja auch hier draußen. Die Kirche ist bloß sein
Meisterstück.
22 Feb 2019
## LINKS
[1] /Sexualisierte-Gewalt-in-der-Kirche/!5572068
[2] /Papst-Franziskus-und-Homosexualitaet/!5553134
[3] https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-02/homosexualitaet-katholische-kirche…
[4] https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_85286750/missbrauchskonfere…
[5] /Machtstrukturen-in-Katholischer-Kirche/!5571252
[6] http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/walter-brandmueller-kardinal-ne…
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Eier
Papst Franziskus
sexueller Missbrauch
Papst
Katholische Kirche
Patriarchat
Katholizismus
Aufräumen
Anti-Feminismus
Männer
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