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# taz.de -- Bundeskongress der AfD-Jugend: Junge Alternative lieber unter sich
> Die JA schickt beim Bundeskongress Medien raus, wenn’s heikel wird. Der
> taz enthielt sie ganz die Akkreditierung vor. Doch andere Medien helfen.
Bild: Ein Bild des früheren Reichskanzlers Otto von Bismarck beim Bundeskongre…
Berlin taz | Auf der Folie prangt schon oben rechts in roten Buchstaben
„Presse ausgeschlossen“, bevor überhaupt der entsprechende Antrag gestellt
wird. Mit nur wenigen Gegenstimmen nehmen die Delegierten der Jungen
Alternative (JA) ihn wenig später an. Als auf dem Bundeskongress der
AfD-Jugend über den Bericht des Verfassungsschutzes beraten wird, müssen
die anwesenden JournalistInnen den Saal verlassen. Zwei JA-Mitglieder
kommen zum Pressetisch, beobachten, dass Diktiergeräte ausgemacht werden,
und begleiten die JournalistInnen bis zur Tür.
So beschreibt Spiegel-Redakteurin Ann-Katrin Müller die Szene auf dem
Bundeskongress der AfD-Jugend am Samstag in Magdeburg. [1][Weil die JA der
taz die Akkreditierung gleich ganz verweigert hatte], unterstützen
KollegInnen von Spiegel, Zeit, Welt und dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
(RND) bei der Berichterstattung und übermitteln der taz ihre Eindrücke.
Dem Vernehmen nach, berichtet Zeit-Redakteurin Mariam Lau, folgt im Saal
nach dem Rauswurf der Presse ein langatmiger Bericht, in dem von
Radikalisierung und Hetze nur sehr verklausuliert („die Vorgänge“, „dive…
Vorkommnisse“) die Rede ist. Eine inhaltliche Debatte gibt es nicht.
Die JA war in den vergangenen Monaten von Flügelkämpfen erschüttert worden.
Mehrere Hundert Mitglieder haben den Jugendverband verlassen, der gesamte
niedersächsische Landesverband wurde wegen unhaltbarer Zustände
abgegliedert. Derzeit soll die JA nur noch gut 1.500 Mitglieder haben, es
waren mal 2.000. Inzwischen wird die [2][gesamte JA beim Verfassungsschutz
als „Verdachtsfall“ für extremistische Bestrebungen geführt].
Auf ihrem Kongress beschließt die JA mit großer Mehrheit eine
Satzungsänderung: Die AfD-Jugend will sich künftig schneller von
missliebigen Mitgliedern trennen können, deshalb werden die Schiedsgerichte
abgeschafft.
Aus Berlin, berichtet Zeit-Redakteurin Lau, ist der Bundestagsabgeordnete
Roland Hartwig angereist. Er leitet die AfD-interne Arbeitsgruppe zum
Verfassungsschutz. Deshalb wird er von parteiinternen Kritikern auch
„Großinquisitor“ genannt. Hartwig will sich ein Bild davon machen, wie die
JA künftig mit interner Radikalisierung umgeht – und wohl auch klarmachen:
Wir gucken jetzt hin. „Wir werden etwas tun müssen“, ruft Hartwig den
Delegierten zu. Er zeigte sich aber auch überzeugt, die JA werde „auch
weiterhin die Jugendorganisation der AfD sein“. Zwischenzeitlich war im
AfD-Bundesvorstand über die Trennung von der Jugendorganisation diskutiert
worden.
## Vorstand enger mit der AfD verwoben als vorher
Insgesamt, so hat RND-Reporter Jan Sternberg beobachtet, gibt sich die JA
in Magdeburg eher gemäßigt. Wenn JournalistInnen zuhören dürfen, vermeiden
die Delegierten jegliche schrille Töne – anders als bei den vorherigen
Bundeskongressen.
Bundeschef Damian Lohr, der den Abgang mehrerer Hundert Mitglieder zu
verantworten hat, zeigt sich auf dem Kongress sichtlich gefestigt, wie
Welt-Redakteurin Ricarda Breyton berichtet. Mit 111 von 137 Stimmen wird er
für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt, Gegenkandidaten gab es keine. Es
sei „verantwortungslos“, sich „aus dem Staub zu machen“, sagt Lohr mit
Blick auf diejenigen, denen die AfD-Jugend zu radikal geworden war. Der JA
bescheinigt er, nicht Feind, sondern „Hüter“ der Verfassung zu sein.
Kritische Fragen zu seiner Amtsführung gibt es keine.
Zu seinen Stellvertretern werden Dominic Fiedler aus NRW, Mary Khan aus
Hessen, Tomasz Froelich aus Hamburg sowie Jan Hornuf aus Brandenburg
gewählt. Froelich ist persönlicher Referent von Parteichef Jörg Meuthen,
Hornuf arbeitet für den Brandenburger Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz.
Der Vorstand ist deutlich enger mit der Mutterpartei verwoben als zuvor.
Als Schatzmeister wiedergewählt wird zudem Felix Koschkar aus
Sachsen-Anhalt, der offen einräumt, „Sympathien“ für die rechtsextreme
Identitäre Bewegung zu haben.
In den Bewerbungsreden üben die Kandidaten, wie RND-Reporter Sternberg
beschreibt, teils heftige Kritik an den Abtrünnigen. „Panikmacher,
Pressepetzen und Feindzeugen brauchen wir nicht“, ruft Fiedler.
Was ebenfalls in Magdeburg deutlich wird, wie Sternberg beobachtet hat:
Problematisch sind für viele nicht die radikalen Äußerungen ihrer
Mitstreiter – sondern dass diese bekannt werden. Gerade hatte die FAZ über
interne Chats der JA Hessen berichtet. Landesvorstandsmitglied Elliott
Murray soll dort unter anderem die Todesstrafe für Politiker gefordert
haben, „die ihr Volk verraten“. Murray soll die JA inzwischen verlassen
haben.
Vom Lied der Deutschen wird diesmal vorsichtshalber nur die dritte Strophe
gesungen.
17 Feb 2019
## LINKS
[1] https://blogs.taz.de/hausblog/ja-verweigert-taz-akkreditierung/
[2] /Mitgliederschwund-beim-AfD-Nachwuchs/!5567584
## AUTOREN
Sabine am Orde
## TAGS
Junge Alternative (AfD)
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Pressefreiheit
Verfassungsschutz
Identitäre Bewegung
Akkreditierung
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