# taz.de -- Die Papageien-Retter aus Brandenburg: Merkwürdiger Zoo in der Prov… | |
> Der Verein ACTP holte Papageien aus Dominica in ein deutsches Dorf. | |
> Transparenz zeichnet ihn nicht aus, die Finanzierung bleibt unklar. | |
Bild: Neue Heimat Brandenburg: ein Exemplar der bedrohten Kaiseramazone | |
Ein Grundstück am Rande von Tasdorf, einem Dorf auf dem Weg von Berlin in | |
Richtung Polen gelegen. Hier residiert die Association for the Conservation | |
of Threatened Parrots (Organisation für den Schutz bedrohter Papageien, | |
abgekürzt ACTP). [1][Der Verein ist in die Kritik geraten], weil er | |
Papageien nicht nur aus Dominica nach Deutschland gebracht hat. | |
„Früher war ich ein böser Junge“, sagt der Vorsitzende Martin Guth am | |
Telefon und spielt damit auf Gesetzeskonflikte an. „Das ist meine | |
Vergangenheit und liegt lange zurück. Das hat nichts mit dem Verein zu | |
tun.“ Erbost ist er über die Berichterstattung des britischen Guardian. | |
„Die Behörden sagen, dass alles in Ordnung ist“, betont er. „Wir halten … | |
an alle Regeln.“ Ein vereinbartes taz-Interview mit Guth kommt nicht | |
zustande. | |
Erkundigt man sich bei deutschen Behörden, scheint tatsächlich alles nach | |
Recht und Gesetz zuzugehen. Die Vögel aus Dominica wurden nach Angaben des | |
Bundesamts für Naturschutz auf legalem Weg eingeführt. Und die Anlage in | |
brandenburgischen Tasdorf ist vielleicht nicht gerade das, was man sich | |
unter einem Zoo vorstellt. Nach dem Naturschutzgesetz muss ein solcher aber | |
lediglich an sieben Tagen im Jahr geöffnet sein. | |
„Ich kann einen Zoobetrieb aufnehmen und für elf Monate im Jahr dicht | |
machen und am Ende des Jahres an sieben Tagen je einen Besucher | |
reinlassen“, sagt Thomas Berendt, Pressesprecher des Landkreises | |
Märkisch-Oderland, der die Zoo-Genehmigung ausstellte. Die Anlage sei eben | |
nichts für den „Otto Normalverbraucher“, sondern für „Fachkundige und d… | |
Wissenschaft“. | |
## Bundesamt für Naturschutz: alles ist gut | |
Das Bundesamt für Naturschutz bewertet den begrenzten Zugang positiv: „Die | |
Zuchtanlage des ACTP e. V. ist insbesondere auf die Arterhaltungszucht | |
seltener und schwer zu züchtender Arten ausgerichtet; Letzteres ist | |
erfolgreicher, wenn die Vögel in Ruhe und ohne Störung durch massiven | |
Publikumsverkehr gehalten werden können“, heißt es seitens der | |
Pressestelle. Von ihrem Umfang und ihrer Qualität her sei die Anlage „eine | |
in Deutschland einzigartige Einrichtung“. Beispielhaft wird die Nachzucht | |
des Spix-Aras hervorgehoben: eine blaue, in freier Wildbahn ausgestorbene | |
Papageienart, die der Verein in ihrem Herkunftsland Brasilien auswildern | |
will. | |
## Naturschützer: Transparenz lässt zu wünschen übrig | |
Aber das hochgelobte Projekt ist auch nicht unumstritten. „Ob die Spix-Aras | |
letztlich tatsächlich ausgewildert werden, bleibt abzuwarten“, sagt James | |
Brückner vom Deutschen Tierschutzbund. „Wenn ja, bleibt zu hoffen, dass die | |
Bemühungen und der immense Aufwand, der damit verbunden ist, erfolgreich | |
sind.“ Mitglied beim Tierschutzbund ist der Verein nicht, weshalb Brückner | |
ihn nicht im Detail beurteilen könne: „Gleichwohl lässt sich sagen, dass | |
die Transparenz des Vereins zu wünschen übrig lässt und kaum ersichtlich | |
ist, wie gearbeitet wird und welche Projekte tatsächlich sinnvoll | |
unterstützt werden.“ | |
Tatsächlich bleibt einiges fraglich. Der Verein will Beiträge zur Forschung | |
leisten – als Zoo ist er dazu auch verpflichtet. Jedoch ist unklar, mit | |
welchen Forschungseinrichtungen er eigentlich kooperiert. Auch wenn er | |
wisse, dass es Kooperationen gebe, will der Pressesprecher des Landkreises | |
Märkisch-Oderland keine Namen von Institutionen nennen. Eine deutsche | |
Universität, die in Medienberichten mit dem ACTP in Zusammenhang gebracht | |
wurde, distanzierte sich auf Anfrage der taz von dem Verein. | |
Ebenso bleibt unklar, wie viele Vögel der Verein nach Deutschland | |
importiert, wie viele er besitzt und verkauft. Das Bundesamt für | |
Naturschutz und das Brandenburger Landesamt für Umwelt, die den Verein | |
kontrollieren, wollen aus Datenschutzgründen keine Zahlen nennen. | |
ACTP finanziere sich über Spenden, heißt es auf der Website. Offen bleibt, | |
woher diese kommen. Medienberichte machen auf Verbindungen zu dem Berliner | |
Clan-Chef Arafat Abou-Chaker aufmerksam. Nach Informationen des | |
„RiffReporter“ hat Guth bestätigt, 2010 eine hohe Summe von Abou-Chaker, | |
der in organisierte Kriminalität in Berlin verwickelt ist, als Spende | |
erhalten zu haben. | |
Das Landeskriminalamt Brandenburg hat aufgrund der Medienberichterstattung | |
von Amts wegen eine Anzeige aufgenommen, sagt Polizeisprecher Mario | |
Heinemann auf Anfrage. Ermittelt wird wegen Verdacht auf Verstoß gegen das | |
Bundesnaturschutzgesetz. Die Ermittlungen dauern an. Lea Diehl | |
17 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Lea Diehl | |
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