| # taz.de -- Kompromissvorschlag zu § 219a: Ein kleines bisschen Information | |
| > Das Kabinett billigt den Entwurf zur Reform von § 219a. Kritik kommt aus | |
| > der Opposition, aber auch vom Berufsverband der Frauenärzte. | |
| Bild: Eine Frau demonstriert am 26. Januar in Frankfurt für die Abschaffung de… | |
| Berlin taz | Das Kabinett hat am Mittwoch den [1][Kompromissvorschlag zur | |
| Reform des Paragrafen 219a Strafgesetzbuch] gebilligt. „Es hat sich keine | |
| Stimme dagegen erhoben“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am | |
| Mittwoch in Berlin. | |
| Demnach ist es Ärzt*innen und Kliniken künftig erlaubt, öffentlich darüber | |
| zu informieren, dass sie Abtreibungen durchführen. Für weitergehende | |
| Information, etwa über die angewandten Methoden, müssten die | |
| Mediziner*innen aber auf Listen auf den Webseiten neutraler Stellen | |
| verweisen. Erstellt werden soll diese von der Bundesärztekammer. Außerdem | |
| soll die Pille Frauen künftig bis zum 22. Geburtstag kostenfrei zur | |
| Verfügung gestellt werden. | |
| Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) nannte die Einigung einen „klassischen | |
| Kompromiss“. Er greife aber die „zentralen Forderungen“ der | |
| Koalitionspartner auf: „Keine Schwächung des Schutzkonzepts für das | |
| ungeborene Kind und ein vereinfachter Zugang zu Informationen.“ Aus der | |
| Opposition kam scharfe Kritik. Ulle Schauws (Grüne) nannte es „absurd“, | |
| Ärzt*innen „das Wort Schwangerschaftsabbruch zu erlauben, aber [2][jede | |
| weitere Silbe unter Strafe zu stellen]“. | |
| Linken-Fraktionsvize Cornelia Möhring erklärte, der Vorschlag sei | |
| „letztlich eine Verschlechterung. Die „Entmündigung von Frauen“ gehe | |
| weiter. Alle drei forderten die Freigabe der Abstimmung im Bundestag. | |
| Stephan Thomae, FDP-Fraktionsvize, sagte, sachliche Information wie die auf | |
| der Webseite der verurteilten Ärztin Kristina Hänel sei auch weiterhin | |
| nicht möglich. „Das kann doch nicht die Lösung sein, die die SPD ihrer | |
| Basis verkauft.“ | |
| ## Aufstand nicht zu erwarten | |
| Während die Union den Paragrafen am liebsten nicht angetastet hätte, wollte | |
| die SPD ihn eigentlich abschaffen. Bei dieser Forderung bleibe sie, hatte | |
| Maria Noichl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer | |
| Frauen (ASF), den Entwurf vorab kommentiert. Die Parteilinke Hilde Mattheis | |
| kündigte in der Passauer Neuen Presse ihr Nein bei einer Abstimmung an. | |
| Dass die SPD sich nach monatelangem Ringen mit dem Koalitionspartner nun | |
| querstellt, ist aber kaum zu erwarten. Sie bedaure zwar, dass Ärzte nicht | |
| selbst umfänglich informieren dürften, erklärte die SPD-Abgeordnete Wiebke | |
| Esdar. Sie halte das aber bei einem so schwierigen Kompromiss für | |
| vertretbar. „Das, was möglich war, haben die SPD-Ministerinnen erkämpft, | |
| das verdient Anerkennung.“ Zu klären bleibe, wie niedrigschwellig die | |
| Informationen künftig tatsächlich erreichbar seien. | |
| Die Bundesärztekammer hatte den Entwurf vorab begrüßt. „Das ist ein | |
| tragfähiger Kompromiss, der allen hilft“, hatte Präsident Ulrich Montgomery | |
| erklärt. Der Berufsverband der Frauenärzte begrüßte die Lockerung zwar | |
| grundsätzlich. Es sei aber „[3][nicht nachzuvollziehen], aus welchem Grund | |
| Ärzte und Krankenhäuser nicht sachlich über die unterschiedlichen | |
| medizinischen Methoden zur Durchführung des Schwangerschaftsabbruchs | |
| informieren dürfen“. Auch die von Strafverfahren betroffenen Ärztinnen | |
| übten Kritik. | |
| 6 Feb 2019 | |
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| [2] /Juristin-ueber-Referentenentwurf-zu-219a/!5569735 | |
| [3] https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/Stellungnahmen/2019/D… | |
| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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