Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Germania-Insolvenz schwächt Bremer Flughafen: Pleite, Pech und Pas…
> Für den Bremer Flughafen ist die Insolvenz der Airline Germania ein
> herber Schlag – zumal nach dem beleidigten Abflug von Ryanair im
> vergangenen Herbst.
Bild: Im Tower des Bremer Flughafens waren die Aussichten schon mal besser
Bremen taz | Sich statt an der kalten Schlachte heute Abend mit Blick auf
die türkische Riviera in Antalya einen Drink gönnen? Oder in der schmucken
Markthalle „Mercado dos Lavradores“ in Funchal auf Madeira flanieren?
Daraus wird nun erst mal nichts – zumindest nicht für Passagiere der
Fluglinie Germania, die diese Ziele von Bremen aus anfliegt. Oder genauer:
anflog. In der Nacht zu Dienstag hat die Berliner Airline Insolvenz
angemeldet und den Flugbetrieb bundesweit eingestellt. Hurghada, Gran
Canaria oder Teneriffa – allein bis Sonntag entfallen 13 Verbindungen aus
Bremen.
Die Insolvenz Germanias trifft dabei nicht nur die Reisenden, die der
Winterkälte entkommen wollten. Mit rund 14 Prozent Marktanteil ist Germania
in Bremen unter den fünf größten Airlines. Von jährlich rund 2,6 Millionen
Passagieren des Airports kamen fast 400.000 von Germania. In diesem Sommer
sollten 23 Ziele angeflogen werden, im Winter waren es zehn. Um die drei
Flugzeuge und wohl rund 100 MitarbeiterInnen hatte die Fluglinie in der
Hansestadt stationiert.
Muss man sich nun also Sorgen machen um den Airport? Erst im Herbst 2018
hatte schließlich schon die Billigfluglinie Ryanair aus Rache an
arbeitskämpfenden Beschäftigten die Basis in Bremen geschlossen.
Flughafen-Sprecherin Andrea Hartmann erklärte dazu der taz: Aktuell spreche
das Flughafen-Management mit großen Reiseveranstaltern über eine
Weiterführung der Routen Germanias. Für Einschätzungen zu den Auswirkungen
ist es also zu früh. Zu Ryanair betonte Hartmann indes, dass die
Fluggesellschaft zwar die Basis geschlossen habe, Bremen aber weiterhin
anfliegt.
Die Insolvenz von Germania jedenfalls bedauere der Flughafen „zutiefst“,
erklärte Hartmann. Die Fluglinie sei jahrelang eine „starke und
zuverlässige Partnerin“ gewesen. Eine „extrem bedauerliche Entwicklung“
nannte auch Tim Cordßen, Sprecher der Wirtschaftsressorts, die
Zahlungsunfähigkeit der Airline. Der Flughafen ist zu 100 Prozent in
öffentlicher Hand.
Auch Cordßen wollte so kurz nach der Insolvenz noch keine Einschätzungen zu
Auswirkungen abgeben. „Man muss abwarten, ob noch Perspektiven auf eine
mögliche Wiederaufnahme des Flugbetriebes bestehen“, sagte er der taz.
Womöglich könne Germania im Rahmen des kommenden Verfahrens die
Finanzierungsprobleme bewältigen. „Sollte das nicht gelingen, müssen wir
schauen, wie die Lücken geschlossen werden“, so Cordßen. „Aber wir wissen,
dass Flughafengeschäftsführer Elmar Kleinert alles dafür tun wird, um die
Auswirkungen zu begrenzen.“
Germania gibt es seit über 30 Jahren, die mit insgesamt mehr als 30
Mittelstrecken-Jets in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist.
Laut Gewerkschaft Ver.di sind bundesweit rund 1.150 Arbeitsplätze von der
Pleite betroffenen. Weil es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte
gebe, sei die Gewerkschaft eigentlich nicht involviert. Sie sicherte den
Beschäftigten aber dennoch rechtliche Unterstützung zu. Für das Scheitern
von Germania und Air Berlin machte Ver.di einen ruinösen Wettbewerb unter
den Airlines verantwortlich. Billige Tickets seien zulasten der
Beschäftigten gegangen.
## Kein Anspruch auf Ersatzbeförderung
Indes hat die Bundesregierung ein Eingreifen ausgeschlossen. Nach der
Insolvenz von Air Berlin im Sommer 2017 hatte sie dem Unternehmen noch
einen Kredit gewährt, um den Flugbetrieb zunächst aufrechtzuerhalten.
Im Fall von Germania sitzen die Kunden nun auf dem Trockenen. Die
Fluggesellschaft erklärte, dass Passagiere, die ihre Tickets direkt bei ihr
gebucht haben, keinen Anspruch auf Ersatzbeförderung hätten – anders als
Pauschalreisende, die sich an ihren Reiseveranstalter wenden könnten.
Vor diesem Hintergrund forderten Verbraucherschützer erneut eine bessere
Absicherung der Kunden. Trotz der Erfahrungen mit Air Berlin sei eine
Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die Kunden helfe, noch immer
nicht beschlossen, hieß es vom Bundesverband der Verbraucherzentralen.
Germania-Kunden drohe nun „immenser Schaden“.
6 Feb 2019
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Airline Germania
Air Berlin
Flughafen
Reisen
Fluggesellschaften
Fluggesellschaften
Fluglinie
Flugverkehr
Bremen
Insolvenz
Ochtum
Fluggesellschaften
Air Berlin
Air Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Löschschaum in der Ochtum: Vergiftete Fische
Durch Löschschaum vom Bremer Flughafen ist die Ochtum so belastet, dass vor
dem Verzehr der Fische aus dem Fluss gewarnt wird.
Gründe für Fluglinienpleite: Germania am Boden
Der ruinöse Preiskampf in der Luftfahrt fordert mit Germania das nächste
Opfer. Reisende, Beschäftigte oder Firmen – in der Branche verlieren alle.
Air-Berlin-Pilot über Billigflieger: „Kleine Fische werden gefressen“
Nach Air Berlin stellt nun auch Germania den Betrieb ein – obwohl immer
mehr Leute fliegen. Ein ehemaliger Air Berlin-Pilot kritisiert die
Billigtickets.
Germania meldet Insolvenz an: Berliner Airline stellt Flugbetrieb ein
2017 traf es Air Berlin, nun Germania. Nachdem es einen Bericht über eine
mögliche Investorengruppe aus NRW gab, meldete die Airline Insolvenz an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.