# taz.de -- Spionageverdacht gegen Huawei: Sicherheitsrisiko aus China | |
> Der chinesische IT-Marktführer gibt sich unabhängig von der Pekinger | |
> Führung. Doch nicht nur in den USA gibt es daran Zweifel. | |
Bild: IT-Gigant Huawei: Weltweit verkauft nur Samsung mehr Smartphones | |
PEKING taz | Normalerweise gibt Huawei-Chef Ren Zhengfei Journalisten nur | |
selten Interviews. Und da die meisten chinesischen Konzerne in der | |
Volksrepublik ohnehin nicht zu Transparenz verpflichtet sind, meidet er die | |
Öffentlichkeit. Insgesamt gibt Huawei nur wenig preis. | |
Doch die Zeiten für Chinas erfolgreichsten Technologiekonzern sind nicht | |
normal. [1][Weltweit gibt es Sorgen,] die von Huawei gelieferte Ausrüstung | |
sei ein Sicherheitsrisiko. Der Konzern, so der Vorwurf der USA, würde im | |
Auftrag des chinesischen Staates spionieren. Am Dienstag äußerte auch | |
Angela Merkel während eines Besuchs in Japan Bedenken. | |
Die Bundeskanzlerin forderte von China Sicherheiten. Die müsse es geben. | |
„wenn man in Deutschland arbeitet, dass der chinesische Staat nicht auf | |
alle Daten aller chinesischen Produkte zugreifen kann“, sagte Merkel bei | |
einer Diskussion mit Studenten der renommierten Keio-Privatuniversität in | |
Tokio. | |
Die Debatte über die möglichen Risiken von Huawei-Technik beim 5G-Aufbau | |
werde weitergehen und auch Teil der Gespräche mit den USA sein. | |
## PR-Offensive | |
Die Firmenleitung von Huawei hat daher eine PR-Offensive gestartet. Gründer | |
und Aufsichtsratschef Ren gab im Januar sogar der Financial Times ein | |
Interview. Huawei habe „niemals eine Anfrage von einer Regierung erhalten, | |
regelwidrige Informationen zu übermitteln“, beteuert er. | |
„Ich liebe mein Land, ich unterstütze die Kommunistische Partei, aber ich | |
werde niemals etwas tun, was irgendeinem Land in der Welt schadet.“ | |
Firmengründer Ren gehören 1,4 Prozent des Unternehmens. Den Rest halten | |
rund 80.000 der insgesamt 180.000 Mitarbeiter. Die Führung der | |
Kommunistischen Partei Chinas hängt nicht mit drin, versichert das | |
Unternehmen. Trotzdem ist Huawei [2][zur Zielscheibe der USA geworden]. | |
Die zuletzt erhobenen Vorwürfe wiegen schwer. Finanzbetrug, Diebstahl von | |
Geschäftsgeheimnissen, Verschwörung, Verstöße gegen Sanktionen – das sind | |
die offiziellen Anklagepunkte des US-Justizministeriums gegen den | |
Technologiekonzern. | |
Vordergründig geht es um den Iran. Huawei habe Geschäfte mit dem | |
Mullah-Regime gemacht und damit gegen bestehende Sanktionen verstoßen. | |
## Verdacht schon seit sieben Jahren | |
Sehr viel geschäftsschädigender für das Unternehmen wirken sich jedoch die | |
Spionagevorwürfe der USA aus, die sie bereits seit geraumer Zeit erheben. | |
2012 hatten US-Geheimdienste erstmals gewarnt, Huawei könnte über seine | |
gelieferte Netzwerktechnik im Auftrag der chinesischen Führung | |
sicherheitsrelevante Daten abgreifen. Kongressabgeordnete sowohl der | |
Republikaner als auch der Demokraten schlossen sich der Kritik an. | |
Als Beleg genügte ihnen der Nachweis, dass Huawei-Chef Ren einst Ingenieur | |
der Volksbefreiungsarmee war und noch immer Mitglied der Kommunistischen | |
Partei ist. Entsprechend würde er enge Verbindungen zur chinesischen | |
Staats- und Parteiführung pflegen. | |
Allerdings sind alle großen Firmen in China auf Kooperation mit der | |
chinesischen Führung angewiesen. Parteisekretäre sind in allen Firmen sogar | |
vorgeschrieben. Das gilt auch für ausländische Firmen, die in China aktiv | |
sind. | |
## Wo bleiben die Beweise? | |
Beweise gegen Huawei haben die US-Geheimdienste der Öffentlichkeit nicht | |
vorgelegt. 2013 enthüllte Whistleblower Edward Snowden stattdessen, dass es | |
die amerikanische NSA war, die sich genau dieser Mittel bedient. Sie baute | |
bei Systemen des US-Netzwerkausrüsters Cisco sogenannte Hintertürchen ein, | |
um an Daten zu gelangen. | |
In den USA ist Huawei trotzdem vom Netzwerkmarkt verbannt, ebenso in | |
Australien und Neuseeland. Trotz dieser Bedenken ist Huawei nach eigenen | |
Angaben in mehr als 170 Ländern aktiv und stattet 45 der 50 weltweit | |
führenden Telefonanbieter aus. Mit dem Verkauf von Smartphones hat Huawei | |
sogar Apple eingeholt und liegt nun knapp hinter Samsung auf Platz zwei. | |
Dieser Erfolg macht Huawei im eigenen Land zum Vorbild – zumal die | |
chinesische Führung mit der industriepolitischen Kampagne „Made in China | |
2025“ vorhat, in den nächsten Jahren zur führenden Technologienation | |
aufzusteigen. Allein 2017 erhielt Huawei rund 175 Millionen Dollar für | |
Forschung und Entwicklung aus der chinesischen Staatskasse. | |
Aus US-Sicht steht Huawei an der Spitze einer unfairen Subventionspolitik | |
durch die chinesische Führung. Dan Wang, Analyst beim unabhängigen | |
Forschungshaus Gavekal, geht einen ganzen Schritt weiter und bezeichnet den | |
Konflikt um Huawei und den Handelsstreit zwischen China und den USA als | |
„Kampf um die technologische Vorherrschaft“. | |
NaN NaN | |
## LINKS | |
[1] /US-Klagen-gegen-Technikgiganten-Huawei/!5569425 | |
[2] /Neuer-Streit-zwischen-USA-und-China/!5557169 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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jetzt gehen. |