# taz.de -- Jüdischer Autor bei der AfD: Polemisch bis sarkastisch bis kryptis… | |
> Henryk M. Broder hat letzte Woche eine Rede vor der AfD-Fraktion im | |
> Bundestag gehalten. Ein drolliges Erinnerungsfoto erregte Aufsehen. | |
Bild: Hat viel verständnis für die AfD: Autor und Kolumnist Henryk M. Broder | |
Der Welt-Kolumnist Henryk M. Broder hat in der vergangenen Woche eine Rede | |
vor der AfD-Fraktion im Bundestag gehalten. Eine Gelegenheit, die Alice | |
Weidel gern [1][für einen Schnappschuss] nutzte. Noch während er im Stuhl | |
saß, kam Weidel, umarmte ihn und grinste. AfD-Abgeordnete verbreiteten das | |
Foto über die sozialen Netzwerke, die Empörung war und ist groß. | |
Broder war sich der Provokation bewusst, als Journalist mit Rechten an | |
einem Tisch zu sitzen. Und damit seine Rede nicht nach Kuscheln aussieht, | |
hatte er was ganz, ganz Kritisches vorbereitet: „Wann bekommt ein Jude | |
schon die Gelegenheit, in einem Raum voller Nazis, Neo-Nazis, Krypto-Nazis | |
und Para-Nazis aufzutreten?“, sagte er laut Manuskript. Bezeichnete er | |
damit die AfD-Abgeordneten als Nazis? Oder machte er sich vielmehr durch | |
das Wortspiel über [2][den Nazi-Begriff] lustig? Broder ist darin geübt, | |
seine Gedanken polemisch bis sarkastisch bis kryptisch vorzutragen. | |
Und seine Rede vor der AfD-Fraktion war quasi ein Best-of seiner Beiträge | |
vom Blog Die Achse des Guten und seiner Welt-Kolumnen. Menschengemachter | |
Klimawandel? „Ich glaube nicht einmal daran, dass es einen Klimawandel gibt | |
…“ [3][Greta Thunberg?] „Ich bin für eine Verschärfung des Tatbestands | |
‚Kindesmissbrauch‘, um auch solche Fälle verfolgen zu können, wie den der | |
bereits erwähnten Greta aus Schweden, die von den Klimarettern zur Ikone | |
ihrer Bewegung erkoren wurde.“ Und der Klassiker: die Geschlechterfrage. | |
„Ein Hamster hat keine Wahl, auch wenn er lieber als Gazelle unterwegs | |
wäre, man muss Mitleid mit allen Giraffen haben, die von einem Leben als | |
Delphine träumen, kann ihnen aber nicht helfen.“ | |
Broder hatte sich einst einen Namen durch bissige Kritiken gemacht, die | |
Antisemitismus entlarvten. Seine Texte waren provokant und aufklärerisch, | |
heute sind sie nur noch provokant. Vor den AfD-Abgeordneten waren seine | |
Worte so voll von Ironie, dass man es leicht so interpretieren konnte, dass | |
er der AfD quasi in allen Positionen recht gab. Nur die Verharmlosung der | |
NS-Zeit durch Alexander Gauland ([4][„Vogelschiss“]) hat er ernsthaft | |
kritisiert. | |
Das drollige Erinnerungsfoto erregte Aufsehen. Er bat nach dem medialen | |
Aufschrei um Entschuldigung dafür, sich Weidels Umarmung nicht entzogen zu | |
haben. | |
Leider ging darüber die Rede etwas unter, die viel deutlicher macht als | |
jedes Foto, wo Broder steht. An die AfD-Abgeordneten gerichtet sagte er: | |
„…der Umgang mit Ihrer Partei ist alles andere als fair.“ Und „falls Sie | |
jetzt wissen möchten, ob ich vorhabe, Sie zu wählen, kann ich nur sagen: | |
Das hängt ganz von Ihnen ab.“ | |
3 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/ShahakShapira/status/1090359591404220419 | |
[2] /Kommentar-Nach-Chemnitz-und-Koethen/!5531991 | |
[3] /Onlinemob-stuerzt-sich-auf-Klimaaktivistin/!5565669 | |
[4] /Kolumne-Right-Trash/!5510300 | |
## AUTOREN | |
Markus Kowalski | |
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