| # taz.de -- Umstrittene Finanzlobbygruppe G30: Draghi darf mit Blackrock kusche… | |
| > Das EU-Parlament hat nichts gegen die Mitgliedschaft des EZB-Chefs in der | |
| > Lobbygruppe „Group of 30“. Ein Antrag auf den Rückzug Draghis wurde | |
| > abgewiesen. | |
| Bild: EZB-Chef huscht auch in der Finanzlobbygruppe G30 rum. Längst nicht alle… | |
| Brüssel taz | Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, | |
| darf weiter in der umstrittenen Finanzlobbygruppe „Group of Thirty“ (G30) | |
| mitarbeiten. Das Europaparlament wies einen Antrag zurück, in dem Draghis | |
| Rückzug gefordert worden war. Zuvor hatte sich auch die | |
| EU-Bürgerbeauftragte Emily O’Reilly für ein Ende der G30-Mitgliedschaft | |
| ausgesprochen, um Interessenkonflikte zu vermeiden. | |
| Die G30 ist eine private Gruppe mit Sitz in Washington. In ihr sitzen | |
| Gouverneure von Zentralbanken, Vertreter privater Geldinstitute sowie | |
| Wissenschaftler. Die Mitgliedschaft erfolgt auf persönliche Einladung. | |
| Draghi trifft sich in dieser erlauchten Runde unter anderen mit Bankern, | |
| deren Geldinstitute von der EZB überwacht werden. Zu den Mitgliedern gehört | |
| auch der Finanzinvestor Blackrock. | |
| Die Mehrheit der EU-Abgeordneten war der Meinung, dass Draghi in diesem | |
| Kreis gut aufgehoben sei. Die EZB sei unabhängig, ihr Präsident könne frei | |
| entscheiden, wo er mitarbeiten wolle. Dies gelte auch für nichtöffentliche | |
| Gremien wie die G30, „wenn dies für die optimale Durchführung der | |
| Geldpolitik der EZB erforderlich ist“. Sie schloss sich Draghis | |
| Argumentation an. | |
| Grüne, Linke sowie einige Sozialdemokraten und Liberale kritisieren dagegen | |
| Intransparenz und Geheimniskrämerei in dem Gremium, das von der | |
| Rockefeller-Stiftung gegründet worden war. Sie verweisen zudem auf einen | |
| Bericht der [1][Bürgerbeauftragten O’Reilly.] Darin wurde Draghi zum | |
| Rückzug aufgefordert, um die Integrität und den Ruf der EZB zu wahren. | |
| O’Reilly verweist zudem auf die US-Notenbank Fed. Dort ließ Draghis | |
| Ex-Kollegin Janet Yellen (sie leitete die Fed bis Februar 2018) die | |
| G30-Mitgliedschaft ruhen. „Vielleicht hat man in den USA früher als in der | |
| EU erkannt, wie wichtig die öffentliche Wahrnehmung ist – vor allem, wenn | |
| es um mutmaßliche Interessenkonflikte geht“, sagte O’Reilly im | |
| taz-Gespräch. | |
| Kritik kommt auch vom finanzpolitischen Sprecher der Linken im | |
| EU-Parlament, Martin Schirdewan. „Die Optik ist mehr als schief“, sagte er. | |
| Draghi setze sich potenziellen Interessenkonflikten aus. Es dürfe nicht | |
| „der Eindruck entstehen, dass die geldpolitischen und regulatorischen | |
| Entscheidungen der EZB von ein paar Topbankern beeinflusst sein könnten.“ | |
| Die Entscheidung im Europaparlament kam, kurz nachdem die EZB ihre | |
| Verhaltensregeln verschärft hatte. Sie sollen die Transparenz verbessern | |
| und Interessenkonflikte vermeiden helfen. Die Regeln gelten auch für das | |
| EZB-Direktorium, dem Draghi angehört. Für die Mitarbeit in der G30 wurde | |
| keine Beschränkung erlassen. | |
| 17 Jan 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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