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# taz.de -- Kommentar Loveparade-Prozess: Recht ist nicht immer gerecht
> Schon früh war klar, dass es im Loveparade-Prozess kein gerechtes Urteil
> geben würde. Dass es nun wohl kein Urteil gibt, ist mehr als
> unbefriedigend.
Bild: Kein schicksalhaftes Ereignis ohne Schuldigen: Raver bei der Loveparade (…
Das war es also. Achteinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe steht
die juristische Aufarbeitung vor ihrem bitteren Ende. Das Landgericht
Duisburg will den Prozess, den es nie hatte führen wollen, jetzt nach knapp
einhundert Verhandlungstagen einstellen. Damit steht ein Strafverfahren vor
seinem Abschluss, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand.
Schon dass es bis zum Dezember 2017 gedauert hatte, bis nach heftigem
Gerangel endlich die Hauptverhandlung gegen die zehn Angeklagten begann,
war für die Hinterbliebenen der 21 Toten, für die mehr als 650 verletzten
und die unzähligen traumatisierten FestivalbesucherInnen eine Zumutung.
Nunmehr müssen sie auch noch schmerzhaft erkennen, dass Gerechtigkeit und
Recht bisweilen nicht identisch sind.
Von vornherein stand fest, dass das Gericht kein gerechtes Urteil würde
finden können. Denn dafür hätten [1][mehr als nur sechs ehemalige
Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Veranstalters Lopavent auf der
Anklagebank sitzen müssen]. Aber dass es nun gar kein Urteil mehr gibt, ist
mehr als unbefriedigend.
Immerhin ist den Richtern nicht vorzuwerfen, sich nicht um Aufklärung
bemüht zu haben. Akribisch ließen sie rekonstruieren, was an jenem 24. Juli
2010 passiert ist. Die Beweisaufnahme hat bestätigt, dass eine fatale
Mischung aus Größenwahn, Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit zu der
Katastrophe führte. Dafür verantwortlich waren nicht zuletzt der
Veranstalter Rainer Schaller und der damalige Duisburger Oberbürgermeister
Adolf Sauerland, der als Zeuge vor Gericht ein erbärmliches Bild abgegeben
hat.
Die tödliche Massenpanik auf der Loveparade war kein schicksalhaftes
Ereignis, für das sich keine Schuldigen finden ließen. Doch das bedeutet
leider noch nicht, ihnen auch eine konkrete Schuld im juristischen Sinne
nachweisen zu können. Aber wenigstens haben die Duisburger Bürgerinnen und
Bürger Sauerland vor knapp sieben Jahren per Abwahl dazu gezwungen, jene
politische Verantwortung zu übernehmen, die er partout nicht übernehmen
wollte. Wenigstens das.
17 Jan 2019
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[1] /Loveparade-Prozess-in-Duesseldorf/!5464395
## AUTOREN
Pascal Beucker
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