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# taz.de -- CSU-Klausur in Kloster Seeon: Die verlorene Schwester kehrt zurück
> Die CSU feiert Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie bereitet der neuen
> CDU-Chefin einen Empfang, von dem Angela Merkel nur träumen konnte.
Bild: Abschlusspressekonferenz der Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundes…
Seeon taz | Am Ende gibt Annegret Kramp-Karrenbauer bei der
CSU-Klausurtagung in Kloster Seeon noch einen Einblick, wie es ist, mit
fünf Geschwistern aufzuwachsen: „Man streitet sich untereinander“, sagte
die CDU-Chefin am Samstag bei der gemeinsamen Abschlusspressekonferenz mit
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, „aber wenn die Nachbarskinder
kommen, hält man zusammen.“
So stellen sich dem Vernehmen nach sowohl Kramp-Karrenbauer als auch
Dobrindt künftig auch das [1][Miteinander der beiden Unionsschwestern] vor.
Man wolle keine Debatten vermeiden, sondern die inhaltlichen Unterschiede
akzeptieren. Dobrindt spricht von der „Geschichte einer kooperativen
Konkurrenz“, die es fortzusetzen gelte.
Zuvor sieht sich aber noch Markus Blume zu einem Hinweis gezwungen. Nein,
2019 sei „nicht das Jahr, in dem über Kanzlerkandidaturen entschieden
wird“, beeilt sich der CSU-Generalsekretär gegenüber der Süddeutschen
Zeitung klarzustellen – und das ausgerechnet, nachdem Dobrindt zwei Tage
lang nicht müde geworden ist, 2019 zum „Jahr der Entscheidungen“
auszurufen.
Eingebrockt hat Blume die Notwendigkeit dieser Richtigstellung wiederum
sein Fraktionschef im bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, als der die
Bild-Zeitung wissen ließ, es gebe bei der Frage der Kanzlerkandidatur
keinen Automatismus. Sprich: Annegret Kramp-Karrenbauer sei keineswegs
gesetzt.
## Die neue Herzlichkeit
Gewiss, eine Binsenweisheit ist es, die Kreuzer da aussprach, und so nennen
es denn auch seine Parteifreunde im Kloster Seeon. Natürlich wird niemand
Kandidatin oder Kandidat ohne den Segen beider Schwesterparteien. Und doch
kann natürlich auch eine zur Unzeit ausgesprochene Binsenweisheit seine
Wirkung entfalten, für Irritationen sorgen.
Und das Kreuzer'sche Störfeuer passt nun so gar nicht [2][ins Bild der
großen Seeoner Unionsversöhnungsfestspiele]. Wie eifrig die Partei an der
Inszenierung dieser Festspiele arbeitet, ist während der drei Tage in Seeon
mit Händen zu greifen. „Ich hab’ noch jemand mitgebracht“, sagt etwa
Alexander Dobrindt, als er am Freitagabend kurz nach 21 Uhr das Nebenzimmer
des Oberwirt im nahegelegenen Obing betritt.
Dobrindt ist zu einem Hintergrundgespräch mit Journalisten verabredet. Im
Schlepptau hat er einen Überraschungsgast: Kramp-Karrenbauer. Die
CDU-Chefin ist kurz zuvor im Kloster angekommen. Man hat noch zusammen
einen Schluck Glühwein getrunken und dann entschieden, den Gesprächstermin
gemeinsam wahrzunehmen. Die Öffentlichkeit soll schließlich teilhaben an
der neuen Herzlichkeit.
Schon dass Kramp-Karrenbauer bereits am Vorabend der Gespräche mit der
Landesgruppe angereist ist und im Kloster übernachtet, wird als Zeichen für
den Neustart in der Beziehung zwischen den beiden Unionsparteien gewertet.
Die waren in den vergangenen Jahren stark von den Spannungen zwischen den
bisherigen Parteivorsitzenden Angela Merkel und Horst Seehofer geprägt.
Genutzt hat dies keinem.
## „AfD ist die deutsche Brexit-Partei“
Jetzt also der Schulterschluss, und dann noch eine CDU-Chefin auf der
Abschlusspressekonferenz der CSU-Veranstaltung. „Eine absolute
Weltpremiere“, betont Dobrindt, „ein Ausnahmefall im positiven Sinne, ein
Signal.“ Auf CSU-Seite ist während dieser drei Tage in Kloster Seeon kein
auch nur im Ansatz kritisches Wort über die neue CDU-Chefin zu hören. Man
strahlt um die Wette, nimmt sich in den Arm, ist per Du, sogar die
Sitzungsglocke darf Kramp-Karrenbauer zu Beginn der Gespräche gemeinsam mit
Dobrindt läuten.
Während Kramp-Karrenbauers Besuch im Kloster geht es sonst vor allem um
eine der großen Entscheidungen dieses Jahr: die Europawahl im Mai.
[3][Manfred Weber ist ebenfalls da], seines Zeichens CSU-Vize,
EVP-Spitzenkandidat und Aspirant auf das Amt des EU-Kommissionspräsidenten.
Er sagt für den Wahlkampf eine harte Auseinandersetzung mit allen
„Anti-Europäern“ voraus, besonders der AfD.
„Die Bürger müssen wissen, dass die AfD die deutsche Brexit-Partei ist“,
sagt er. Die AfD hatte in einem Leitantrag einen EU-Austritt Deutschlands
bis 2024 ins Spiel gebracht. „Es geht um was“, warnt Weber. Gleichzeitig
kündigt er an, für den Fall seiner Wahl zum Kommissionspräsidenten die
Beitrittsgespräche mit der Türkei zur Europäischen Union zu beenden.
Kramp-Karrenbauer ihrerseits betont mehrfach, dass Weber der gemeinsame und
überhaupt der bestmögliche Kandidat sei. In die Wahl werde man mit einem
gemeinsamen Wahlprogramm gehen.
Kramp-Karrenbauers nächster Besuch in Bayern steht auch schon fest. Am 19.
Januar wird sie auf dem Sonderparteitag der CSU sprechen, bestätigen in
Kloster Seeon beide Seiten. Bei dem Parteitag soll die Ära Seehofer
endgültig beendet und Markus Söder zu seinem Nachfolger gewählt werden. Mit
diesem steht Kramp-Karrenbauer dem Vernehmen nach bereits in gutem Kontakt.
Bloß die Nachbarskinder, die müssen sich nach der Vorstellung der
Unionspolitiker jetzt warm anziehen.
5 Jan 2019
## LINKS
[1] /Winterklausur-CSU/!5559925
[2] /CSU-Klausur-in-Oberbayern/!5559430
[3] /EVP-Spitzenkandidat-Manfred-Weber/!5549466
## AUTOREN
Dominik Baur
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