# taz.de -- Kulturschiff „MS Stubnitz“ sendet SOS: Ebbe im Geldbeutel | |
> Das Kulturschiff in der Hamburger Hafencity muss zur Instandsetzung ins | |
> Trockendock – doch bisher fehlen die Eigenmittel. | |
Bild: Hat einen teuren Besuch im Trockendock vor sich: die „MS Stubnitz“ | |
HAMBURG taz | Eine Rettung ist in Sicht: Das Kulturschiff „MS Stubnitz“ | |
muss umfangreich instand gesetzt werden – und ein Großteil der Mittel dafür | |
steht sogar schon bereit. Doch an die Fördermittel kommt der Verein, der | |
das Schiff betreibt, nur ran, wenn er aus eigener Tasche einen Teil dazu | |
beisteuert. Und daran hapert es momentan. | |
„Wir sind auf Spenden angewiesen, denn Eigenkapital ist nicht vorhanden, da | |
wir die letzten 25 Jahre im Prinzip alles aus eigener Kraft gewuppt haben“, | |
sagt Stefan Hangl vom Betreiberverein. Dabei drängt die Zeit: Spätestens | |
bis zum kommenden Mai muss das Schiff die sogenannte Klassenerneuerung | |
hinter sich haben, sonst droht das Schiff seine Fahr- und | |
Betriebstauglichkeit zu verlieren. „Einerseits ist das gerade eine | |
bedrohliche Situation, andererseits sind die bereitgestellten Fördermittel | |
eine Riesenchance zur langfristigen Sicherung“, sagt Hangl. | |
Um die Klassenerneuerung zu schaffen, wird die „Stubnitz“ ihren jetzigen | |
Liegeplatz am Kirchenpauerkai für eine Zeit verlassen müssen. Nach dem | |
Schifffahrtsrecht ist alle fünf Jahre ein Besuch im Trockendock notwendig, | |
um die Fahrtauglichkeit des Schiffs zu überprüfen. Dann wird die Klasse | |
erneuert – vorausgesetzt, das Schiff ist okay. | |
„Das ist wie eine Neuzulassung, in der alles, von der Bordwand über den | |
Propeller bis zur Welle, auf Funktionsfähigkeit für die kommenden Jahre | |
überprüft wird“, sagt Urs Blaser, der Leiter des Schiffs. Blaser ist seit | |
der Umwandlung des Schiffs in einen schwimmenden Kulturort an Bord – | |
mittlerweile sind das 26 Jahre. | |
In der Regel dauert der Aufenthalt im Trockendock um die zwei Wochen. Die | |
Kosten summieren sich auf mehrere Hunderttausend Euro. Hat sich jedoch an | |
manchen Stellen die Korrosion bedenklich weit fortgefressen, können die | |
Kosten schnell steigen. Nicht unwahrscheinlich, denn schließlich hat das | |
Schiff schon einige Jahre auf dem Buckel: 1964 wurde das 80 Meter lange | |
Kühl- und Transportschiff in Stralsund gebaut. | |
Nach dem Ende der DDR fand es 1992 seine neue Rolle als schwimmender | |
Veranstaltungsort, zunächst im Rostocker Heimathafen, im Laufe der Jahre | |
dockte es in 22 nordeuropäischen Hafenstädten an. Seit 2013 ist die | |
„Stubnitz“ in Hamburg. | |
Hier hat sie sich zu einer wichtigen Institution der Musik- und Klubszene | |
entwickelt. Allein 2018 werden es insgesamt rund 350 Liveacts aus 40 | |
Ländern gewesen sein, die auf der Bühne standen – und da sind DJs oder | |
private Veranstaltungen noch nicht mit eingerechnet. Dafür erhielt das | |
Schiff dieses Jahr zum dritten Mal eine Auszeichnung der „Initiative | |
Musik“, die jedes Jahr bundesweit Preise für ein „kulturell herausragendes | |
Livemusikprogramm“ verteilt. „Wir interessieren uns für innovative | |
Musiker*innen, bevor diese einen Marktwert haben“, sagt Hangl. | |
## Normalbetrieb durch Ehrenamt | |
Vom Bund und der Stadt stehen Fördermittel bereit, ebenso von der Stiftung | |
Denkmalschutz. Um die zu bekommen, muss der Verein aber eigene Mittel | |
zuschießen. „Die Rechnung ist in etwa: Auf einen Euro, den wir erbringen, | |
gibt es acht Euro aus den Fördertöpfen“, sagt Blaser. Zudem stehen neben | |
der Klassenerneuerung noch weitere Instandsetzungsmaßnahmen an. Doch dafür | |
stoßen die Ehrenamtlichen an ihre Grenzen. | |
„Den normalen Betrieb halten wir durch ehrenamtliche Arbeitsstunden | |
aufrecht, aber für zusätzliche Maßnahmen fehlen irgendwann die | |
Kapazitäten“, sagt Blaser. Die „Stubnitz“ ist eines der wenigen | |
Industriedenkmäler in Deutschland, das nach der ursprünglichen Bestimmung | |
eine neue Nutzung gefunden haben – ähnlich wie die Zeche Zollverein in | |
Essen, die heute ebenfalls kulturellen Zwecken dient. | |
Dabei sind die Aussichten, wenn die Sanierungen finanziert werden, ziemlich | |
gut: Bis mindestens 2026 hat die „Stubnitz“ einen sicheren Liegeplatz in | |
der Hafencity. Hier fühlt sich die Crew gut aufgehoben. Der Verein hofft | |
nun auf Spender*innen. „Wir haben jetzt die einmalige Chance, dem Projekt | |
weitere 10 Jahre Lebenszeit einzuhauchen“, so Hangl. Der Zeitrahmen hierfür | |
ist sportlich: Zum Hafengeburtstag soll die „Stubnitz“ wieder Teil der | |
Einlaufparade sein – wenn genügend Spenden zusammenkommen. | |
3 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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