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# taz.de -- Paarkomödie „Zwei im falschen Film“: Furztrockene Liebeskrisen…
> Laura Lackmann hat mit „Zwei im falschen Film“ etwas leider sehr Seltenes
> geschafft. Sie hat eine gelungene deutsche Komödie gedreht.
Bild: Ein poststudentisches Leben als Paar führen Hans (Marc Hosemann) und Hei…
Hans und Heinz (Marc Hosemann und Laura Tonke) gehen ins Kino. Als der
Film, den wir sehen, beginnt, ist der Film, den sie sehen, gerade vorbei.
Ihr hat es gefallen, scheint eine Hetero-Liebesgeschichte gewesen zu sein,
er ist nicht so begeistert. Sie will beim Abspann sitzenbleiben, „aus
Respekt“, er eigentlich nicht. Man sieht dann den Titel: „Zwei im falschen
Film“. Vorher sah man, über die Schultern der beiden, bereits, dass das im
Film, den sie sehen, auch Hans und Heinz sind, oder Laura Tonke und Marc
Hosemann. Den beiden aber fällt das nicht auf.
„Zwei im falschen Film“ beginnt also ziemlich meta. Dabei ist Laura
Lackmanns zweiter Spielfilm auf den ersten Blick nur wieder so eine
Hetero-Liebesgeschichte, dann aber von Anfang an zugleich auch immer eine
Reflexion auf die tausendundeine Hetero-Liebesgeschichten, die im Film (und
anderswo) zuvor schon erzählt worden sind.
Allerdings ist „Zwei im falschen Film“, wie man sehr schnell begreift, eine
Liebesgeschichte in der gar nicht so oft bespielten Subkategorie
„Midlife-Crisis-Liebeskrisen-Film“: Zwischen Hans und Heinz, beide schon
über vierzig, funkt es schon eine Weile nicht mehr. „Liebst du mich noch“,
fragt sie, direkt, wie sie ist. Er zögert nicht lang und sagt „nein“, auch
sehr direkt. Wie sollte er denn, man sei ja schon acht Jahre zusammen.
Was also anstehen könnte, wäre eine der von Stanley Cavell so genannten
Wiederverheiratungskomödien. Was Laura Lackmanns Film vielleicht sogar ist.
Verheiratet sind Hans und Heinz allerdings nicht. Was Heinz durchaus
verdrießt, Hans aber nicht. Wie es dazu kam, dass Hans den Heinz immer
Heinz nennt, obwohl der Heinz natürlich nicht Heinz heißt und womöglich gar
nicht unbedingt Heinz genannt werden will, erfährt man nicht. Das hat sich
so eingeschliffen, wie sich zwischen den beiden als Paar über die Jahre so
manches eingeschliffen hat, das im Alltag keine*r von beiden mehr
hinterfragt.
Der Alltag: Heinz ist Schauspielerin, hat sich aber, mangels anderer Jobs,
aufs Synchronsprechen verlegt. Man sieht, wie sie eine sprechende und
singende Zeichentrickampel synchronisiert. Schon okay, aber die Erfüllung
aller Mädchenmorgen-Blütenträume ist es ganz sicher nicht. Und er ist so
einer, der sofort davonläuft, wenn einmal etwas zu funktionieren beginnt.
Hat einen Copyshop, gemeinsam mit einem Freund, lebt mit Heinz obendrüber,
in einer Wohnung, die auch Büro ist, sehr poststudentisch, freundlich
gesagt.
## Extrarunde mit Tod und Alzheimer und schwulem Bruder
Laura Lackmann schickt die beiden und ihre Liebe in ihrem Film durch eine
Art Wiederbelebungsparcours. Mit Reenactment der ersten Begegnung, schlauen
Tipps der besten Freundin (nie gemeinsam aufs Klo!), Ausflug ins
Liebeshotel, Kostümparty mit Karaoke-Gesang, Eifersuchtsszenen, pipapo. Der
Erfolg ist erst mal eher na ja. Darum legt das Drehbuch noch eine
Extrarunde mit Tod und Alzheimer und schwulem Bruder obendrauf, bleibt aber
auch dabei so furztrocken wie es die tollen Laura Tonke und Marc Hosemann
ohnehin die ganze Zeit sind.
Die Regie und die Kamera und der Schnitt verzichten ebenfalls auf jeden
falschen romantischen Firnis, die Komik gibt eher Lizenz zu Tiefschlägen,
als dass sie dazu da wäre, die Situationen und Problemlagen zu entschärfen.
Angesichts dieser rundum sympathischen Nüchternheit ist so was wie ein
Happy End mehr als erlaubt.
Am Ende haben Hans und Heinz schon wieder Sex, dabei sind noch gar keine
zwei Monate seit dem letzten Mal rum. Und sie sind wieder im Film, diesmal
nur Abspann. Muss jede*r selbst wissen, ob das nun der richtige ist. Dass
„Zwei im falschen Film“ der rare Fall einer gelungenen deutschen Komödie
ist, steht aber fest.
19 Dec 2018
## AUTOREN
Ekkehard Knörer
## TAGS
Zwei im falschen Film
Laura Lackmann
Film
Komödie
DVD
Salzburger Festspiele
Theatertreffen Berlin
Pubertät
Schauspiel
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