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# taz.de -- Bar Babette und der Namensstreit: Nun geht es noch um den Namen
> Die alte wie vielgeliebte Bar Babette in der Karl-Marx-Allee ist zu. Doch
> nun reklamieren die neuen Besitzer den Namen für sich.
Bild: Hat dem Kosmetiksalon Babette, eine der letzten Bars auf der Karl-Marx-Al…
Eigentlich hat die Bar und Galerie Kosmetiksalon Babette neben dem Café
Moskau in der Karl-Marx-Allee wegen nicht verlängertem Mietvertrag schon
seit Ende September zu. Und eigentlich schaukelt Maik Schierloh, der den
Salon im wunderschönen Glaspavillon 15 Jahre lang mit viel Enthusiasmus
betrieben hat, schon seit Anfang September ein neues Baby im Zentrum für
zeitgenössische Kunst Kindl in Neukölln: Das Café Babette. Eigentlich hätte
er also seinen Frieden machen können mit der Berggruen Holdings GmbH, dem
das Café wie der Pavillon gehört.
Als Maik Schierloh aber erfuhr, dass die Café Moskau GmbH, hinter der sich
laut Schierloh die Berggruen GmbH und die Agentur Wahre Werte verbirgt,
seinen alten Pavillon nicht nur für 5.500 Euro Tagesmiete als
Event-Location vermietet, sondern das auch noch unter dem alten Namen Salon
Babette, da platzte Maik Schierloh doch noch einmal der Kragen. „Ich habe
erschaffen, was man heute unter dem Namen Babette versteht. Für mich ist
ganz klar, dass hier ein eingeführter Ausstellungs- und Veranstaltungsort
für eigene Zwecke genutzt wird.“
Dann räumt er aber auch ein: „Ich habe zwar den Namen im März 2017 beim
Patent- und Markenamt eintragen lassen, trotzdem ist der Pavillon schon
lang unter dem Namen Kosmetiksalon Babette als Denkmal eingetragen. Es kann
also durchaus sein, dass wir juristisch unterliegen werden.“
Auch wenn Maik Schierloh also den Kürzeren ziehen könnte, hat er sich jetzt
eine originelle Aktion ausgedacht, um den Rechtsstreit mit der Firma des
Milliardärs und angeblichen Kunstmäzens Nicolas Berggruen ökonomisch
durchzustehen – eine Art nostalgisches Crowdfunding, wie er meint. An der
Rückseite der Bar gab es eine Rigipswand, die von den ausstellenden
Künstlern immer wieder neu bemalt wurde. Die hat Schierloh in 540
Din-A6-große Stücke zersägt. Er wird sie am kommenden Samstag, dem 22.
Dezember, von 12 bis 17 Uhr für 50 Euro das Stück im Café Babette im Kindl
am Sudhaus 3 verkaufen. „Sie sehen toll aus, die Farbschicht ist zwei
Zentimeter dick, man fühlt sich an Jahresringe bei Baumscheiben erinnert“,
sagt Schierloh.
## Früher mal Mokka-Milch-Eisbar
Schierloh, der neben seiner Tätigkeit als Gastronom und Veranstalter auch
als bildender Künstler arbeitet, geht es darum, noch einmal Aufmerksamkeit
für ein Stück Karl-Marx-Allee zu erregen, das immer entseelter daher kommt,
auch wenn Bezirk und Senat versuchen, sich durch den geplanten Bau neuer
Glaspavillions dagegen zu stemmen. An die zu DDR-Zeiten hochfrequentierte
Mokka-Milch-Eisbar neben dem Kino International erinnert heute gar nichts
mehr. Das Café Moskau ist schon seit Jahren durch nur gelegentliche
Vermietungen an geschlossene Veranstaltungen der Öffentlichkeit entzogen.
Nun gibt es auch die Bar Babette nicht mehr.
Das ist nicht gut für diesen einst so lebendigen Abschnitt der
Karl-Marx-Allee, der anders als der andere Teil der Straße nicht nach dem
Vorbild des „sozialistischen Klassizismus“ der Sowjetunion gebaut wurde,
sondern für Neues Bauen in der DDR stand: Heiter, gelöst und vor allem
weltoffen.
Der Pressesprecher der Café Moskau GmbH wollte gegenüber der taz zu den
Vorwürfen Maik Schierlohs keine Stellung nehmen. Das wiederum erscheint
eher nicht so weltoffen.
17 Dec 2018
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Gentrifizierung
Verdrängung
Karl-Marx-Allee
Ostberlin
Mieten
Karstadt
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