| # taz.de -- Mutmaßlicher Straßburg-Angreifer: Ein alter Bekannter | |
| > Der mutmaßliche Angreifer von Straßburg stand auch in Deutschland schon | |
| > vor Gericht. Nun wird hier auch nach ihm gefahndet. | |
| Bild: Auch die deutsche Polizei sucht nach dem Straßburg-Angreifer, hier in Ba… | |
| BERLIN taz | Noch ist Cherif C. flüchtig. Er steht unter dem dringenden | |
| Verdacht, am [1][Dienstagabend nahe dem Weihnachtsmarkt in Straßburg] drei | |
| Menschen erschossen und mehrere teils schwer verletzt zu haben. Nun sind | |
| auch deutsche Sicherheitsbehörden alarmiert. Denn der 29-jährige Franzose | |
| hat auch Verbindungen nach Deutschland. | |
| Laut Justizunterlagen aus Deutschland wuchs Cherif C. mit sechs | |
| Geschwistern in Straßburg auf. Seine Eltern sollen aus Algerien stammen. | |
| Mit 16 Jahren verließ C. die Schule mit einem Hauptschulabschluss und | |
| arbeitete dann für die Gemeinde. 2011 wurde C. arbeitslos und ging dann | |
| nach eigener Auskunft viel auf Reisen. | |
| Schon drei Jahre zuvor, 2008, war er wegen eines Einbruchs in Frankreich | |
| verurteilt worden. 2013 stand er wegen des gleichen Delikts auch in der | |
| Schweiz vor Gericht. Mehr als drei Jahre saß er insgesamt dafür in beiden | |
| Ländern in Haft. | |
| Im Januar 2016 nahmen ihn schließlich deutsche Polizisten fest. Cherif C. | |
| war zuvor in eine Apotheke in Egen (NRW) eingebrochen und hatte dort | |
| Geldkassetten mit 315 Euro gestohlen. Ermittelt wurde, dass der Franzose | |
| bereits im Februar 2012 auch in eine Zahnarztpraxis in Mainz eingebrochen | |
| war. Dort hatte er den Schließzylinder der Haustür herausgerissen und einen | |
| Tresor geklaut. Darin befanden sich 1.467 Euro Bargeld, Briefmarken im Wert | |
| von 192 Euro und Zahngold für 6.572 Euro. | |
| 2016 wurde Cherif C. für beide Taten vom Amtsgericht Singen | |
| (Baden-Württemberg) zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei | |
| Monaten verurteilt. Er hatte die Taten gestanden. In Haft saß er in der | |
| Justizvollzugsanstalt Konstanz und in Freiburg. Nachdem er im Februar 2017 | |
| aus der Haft entlassen worden war, wurde C. wieder nach Frankreich | |
| abgeschoben – laut Innenministerium Baden-Württemberg mit einem 10-jährigen | |
| Aufenthalts- und Wiedereinreiseverbot. | |
| ## Islamistische Gesinnung? Nicht bekannt | |
| Eine islamistische Gesinnung C.s sei hierzulande nicht bekannt gewesen, | |
| behaupten deutsche Sicherheitsbehörden. Im „Nachrichtendienstlichen | |
| Informationssystem“ (Nadis) der Verfassungsschutzbehörden taucht C. nicht | |
| auf. Bekannt sei er nur wegen der Einbrüche gewesen, heißt es. Hier ist | |
| indes Vorsicht geboten: Denn möglich ist auch, dass Cherif C. mit | |
| verschiedenen Alias unterwegs war. | |
| Frankreich führte Cherif C. dagegen auf der sogenannten Fiche-S-Liste, | |
| sowohl im Zusammenhang mit Allgemeinkriminalität als auch mit Islamismus. | |
| Auch sein Bruder Sami, 34 Jahre, taucht dort auf. Cherif C. soll sich | |
| bereits vor Jahren bei einem Haftaufenthalt in Frankreich radikalisiert | |
| haben, heißt es in Sicherheitskreisen. Dann aber stellt sich die Frage, | |
| warum deutsche Behörden seine Gesinnung nicht bekannt war. | |
| Auf der „Fiche S“-Liste werden Verdächtige aufgeführt, die als Gefahr für | |
| die staatliche Sicherheit eingestuft werden. Vergleicht man sie mit der | |
| Gefährderliste, die das Bundeskriminalamt für Deutschland erstellt, gilt | |
| „Fiche S“ als deutlich breiter. Das heißt: Die Kriterien sind weniger | |
| streng, die Zahl der Gelisteten ist weit höher. | |
| Am Dienstagmorgen sollte Cherif C. von französischen Polizisten verhaftet | |
| werden. Es ging unter anderem um den Verdacht des Totschlags. Der | |
| 29-Jährige hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits abgesetzt. In seiner | |
| Wohnung sollen Granaten gefunden worden sein. Nach der Tat wurden nun | |
| inzwischen fünf Personen festgenommen, erklärte der französische | |
| Innenstaatssekretär Laurent Nunez. Cherif C. sei nicht darunter. | |
| ## Auch in Deutschland wird nach C. gefahndet | |
| Nun wird nicht nur in Frankreich auf Hochtouren nach dem 29-Jährigen | |
| gefahndet. Auch Deutschland ordnete Kontrollen an der Grenze zu Frankreich | |
| an. Nach taz-Informationen sind auch Fahnder in Deutschland im Einsatz, die | |
| untersuchen, ob sich Cherif C. über die Grenze abgesetzt haben könnte. | |
| Ein Wohnsitz von C. hierzulande ist den Sicherheitsbehörden indes nicht | |
| bekannt. Gefahndet wird auch nach seinem Bruder Sami. Man fahnde „mit | |
| verstärkten Kräften“ in der Grenzregion, teilte die Bundespolizei mit. Die | |
| Maßnahmen fänden in enger Abstimmung mit den französischen Kollegen statt. | |
| Bis Cherif C. gefasst ist, muss wohl auch noch gerätselt werden, aus | |
| welchem Motiv heraus er tatsächlich handelte. War es eine islamistische | |
| Tat? Die französische Staatsanwaltschaft teilte mit, der Täter von | |
| Straßburg habe laut Zeugen „Allahu Akbar“ gerufen. | |
| Oder war der Festnahmeversuch am Dienstagmorgen der Auslöser der Taten? Ein | |
| Bekennerschreiben fanden die Fahnder bisher jedenfalls nicht. | |
| 12 Dec 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
| Konrad Litschko | |
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